Win-Win-Win-Situationen à la Federer

Roger Federer
© getty

Stolze 22 TV-Interviews hatte Roger Federer am Sonntag nach seinem Wimbledon-Triumph abzuklappern. Seine Sicht auf die Presssearbeit ist vorbildlich - und sollte anderen zu denken geben.

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Matchball, Siegerehrung - und ab nach Hause, feiern mit Freunden und Familie. Wenn es nur so einfach wäre! Nach einem Wimbledon-Triumph sieht der Zeitplan etwas anders aus; heißt man Roger Federer und hat gar seinen achten Sieg an der Church Road gefeiert, ticken die Uhren noch mal etwas langsamer. Verrückte 22 (!) TV-Interviews - mit mehr oder weniger denselben Fragen und Antworten - musste Roger Federer am Sonntag hinter sich bringen, unabhängig von der Pressekonferenz, bevor er endlich seinen Sieg mit seinen Liebsten auskosten durfte.

Aber auch auf den scheinbar nervigen Teil der Arbeit als erfolgreicher Tennisprofi hat Federer eine ganz besondere Sicht. Natürlich wäre er lieber direkt abgehauen, aber er wisse, dass es Teil des Jobs ist. Und noch mehr: "Wenn ich gute Antworten auf Ihre Fragen gebe, können Sie Ihren Lesern eine gute Story liefern", weiß Federer um den Wert einer guten Medienarbeit. Auch hier können sich einige Jungstars der Szene, die sich schon in den ersten Jahren ihrer Karriere von sich wiederholenden Fragen genervt geben, ein Beispiel am Maestro nehmen. Federer zu erleben, wie er ein und dieselbe Frage wieder und wieder gegenüber verschiedenen Medien, in verschiedenen Sprachen beantwortet, sodass es für den Zuschauer so scheint, als erlebe er Federer exklusiv - es ist eine der ganz großen Stärken des Schweizers.

Federer weiß natürlich: Ist Tennis mit feinen Storys in den Medien vertreten, steigt das Interesse am Sport und an den Spielern. Der Marktwert des Einzelnen steigt ebenso, was letztlich Werbepartner interessiert - die Kasse klingelt. Eine Win-Win-Win-Situation. Einigen Spielern scheint dieser Kreislauf allerdings nicht bewusst zu sein.

Federer selbst hat für sich noch einen weiteren Sinn guter und bedachter Antworten entdeckt. "Pressekonferenzen bringen mich darüber zum Nachdenken, wie ich mich wirklich fühle. Darum mag ich es, die Presserunde zu machen, anstatt gleich in den Nightclub abzuhauen."

Die Pressekonferenz als kostenlose Psychotherapie - irgendwie auch ein schöner Ansatz.

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