Ein Kommentar von Jens Huiber aus New York/City
Historische Vergleiche sind immer schwer anzustellen, selbst wenn nur die Matchgeschichte eines einzelnen Spielers untersucht wird. Gegner, Belag, die äußeren Umstände, auch die Relevanz der Partie spielen eine Rolle, irgendwie ist immer alles anders.
Dennoch: Das Match, das Dominic Thiem bis tief in die Nacht von Dienstag auf Mittwoch im National Tennis Center von New York gegen Rafael Nadal abgeliefert hat, war das beste in der immer noch jungen Karriere des nunmehr 25-jährigen Lichtenwörthers. Mit Abstand.
Von Thiems Leistung war auch Nadal schwer beeindruckt
Die Intensität, die Konzentration, die physische Präsenz, die Thiem gegen den Weltranglisten-Ersten über 4:49 Stunden Spielzeit zeigte, nötigte allen Beobachtern Respekt ab. Nicht nur den Zuschauern, auch den US-amerikanischen Tennisexperten. Und natürlich Rafael Nadal.
Nadal, der eben einer der größten Wettkämpfer aller Zeiten ist. Disziplinenunabhängig, wie Thiems Coach Günter Bresnik in einem Interview mit dem amerikanischen Journalisten Christopher Clarey vor ein paar Monaten festgestellt hatte.
Nur der Matchball war schmucklos: Ein Smash ins Aus
Nadal bot Thiem nach dem ersten Satz, den der Österreicher wie vom anderen Stern gespielt hatte, immer wieder Möglichkeiten an, leistete sich auch ein paar leichtfertige Fehler. War aber im Tiebreak des fünften Satzes eben voll da, hatte ganz generell in der Entscheidung permanent die Offensive gesucht. Das zahlte sich aus - auch wenn Thiem den Matchball schmucklos mit einem Smash ins Aus setzte.
Thiem wiederum schloss nicht nur nahtlos an die Leistung gegen Kevin Anderson an, er übertraf diese sogar noch. Dass am Ende eine Niederlage steht, schmerzt natürlich wahnsinnig. Schließlich hat Dominic Thiem auch mit Juan Martin del Potro noch mehrere Rechnungen offen. Der Argentinier wird am Freitag Nadal fordern, 2009 standen die beiden sich im Halbfinale der US Open schon einmal gegenüber.
Wichtige Punkte für eine dritte Teilnahme an der ATP-WM
Dominic Thiem wird nun zum Davis Cup nach Graz reisen. Er wird sich ein paar Tage ausruhen, das Match natürlich für immer in Erinnerung behalten, in dieser ganz besonderen Atmosphäre im Arthur Ashe Stadium.
360 Punkte nimmt Thiem aus New York mit. Die kann er nach einem suboptimalen Sommer gut gebrauchen für eine mögliche dritte Teilnahme beim ATP Finale in London. In den kommenden Wochen hat Thiem kaum Punkte zu verteidigen. Und eine Erkenntnis hat er sowieso mitgenommen: Dass er mit den Allergrößten bis zum Ende mitspielen kann.
Die Leistung von Dominic Thiem gegen Rafael Nadal bei der epischen Fünf-Satz-Niederlage gegen Rafael Nadal war wohl die beste seiner bisherigen Karriere.