Der Gesegnete will zupacken

Alexander Zverev will bei French Open überzeugen
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Die Hauptplatz-Auftritte von Alexander Zverev, sein Spiel, seine Souveränität, sein Selbstbewusstsein: All das deutet darauf hin, dass er seine Ziele eher früher als später erreichen könnte.

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Als Roger Federer im letzten Jahr das Halbfinalduell gegen Alexander Zverev in Halle verloren hatte, stellte er anschließend nüchtern fest: "Er ist jemand, der sich auf großen Bühnen und in großen Matches wohl fühlt."

Zverev hatte schon damals, in seinem zweiten Lehrjahr, nicht wie einer gewirkt, der von übermäßigem Lampenfieber oder gar Versagenängsten gegen Spitzenleute der Branche geplagt wird. Und jetzt, in diesem wundersamen und wunderbaren Frühling 2017, gilt das erst recht nicht: Seit der Zwei-Meter-Riese aus Hamburg am vergangenen Sonntag im Masters-Finale von Rom einen gewissen Novak Djokovic nach allen Regeln der Kunst besiegte, ist er zum Phänomen der Tenniswelt aufgestiegen.

Lange nicht mehr hat ein junger Spieler solche Erwartungen geweckt wie Zverev, lange nicht mehr hat einer offenbar schon Anfang Zwanzig alle Möglichkeiten an allen Stationen des globalen Wanderzirkus. "Er hat bereits den Durchbruch in die Weltspitze geschafft", sagt Davis Cup-Kapitän Michael Kohlmann, "und es sieht nicht so aus, als würde ihn belasten, was man ihm jetzt alles zutraut."

"Er ist ein Gesegneter"

Seit Jahren hat sich Zverev als eine der zukünftigen Größen im Tennisbetrieb angekündigt, zunächst als einer der weltbesten Junioren, danach auch als einer, der schnell den komplizierten Transfer vom Nachwuchs- ins Erwachsenentennis schaffte. Zverev, der schlaksige Rise, machte von vornherein in seiner Karriere auf der Tennistour große Schritte, eher Sprünge sogar.

Schnell war er in den Top 100 vertreten, seit einiger Zeit spielte er schon in den Top 20 mit. Und der Paukenschlag von Rom, dieser Durchmarsch zum ersten gewichtigen Titel, katapultierte ihn in die Top 10.

Manche schaffen diesen Sprung nie, selbst Deutschlands langjähriger Spitzenmann vor Zverev, der Augsburger Philipp Kohlschreiber, scheiterte beharrlich an diesem Laufbahntraum. Kohlschreiber im übrigen, er brachte pointiert auf den Punkt, was ihn und wahrscheinlich auch alle anderen der Generationen nach Becker und Stich von diesem Alexander Zverev unterscheidet: "Ich bin ein solider Arbeiter. Aber er ist ein Gesegneter."

Team Zverev: Vieles richtig gemacht

Es gab in den letzten Jahren immer wieder Skepsis über das Tennismodell Zverev, über den zu starken familiären Einfluss beim Aufbauwerk - schließlich hatte Alexanders Bruder Mischa trotz herausragender Talente nicht den internationalen Durchbruch geschafft. Doch beim jüngeren Zverev machten Trainervater Alexander Zverev sen. und auch das Management um den Chilenen Patricio Apey sehr vieles sehr richtig - dazu gehörte wohl auch, dass Zverevs Medienpräsenz auf äußerster Sparflamme gehalten wurde.

Und dass man bei der sportlichen Erziehung des Supertalents etwas mehr Toleranz und Nachsicht übte, anders als beim streng beaufsichtigten, mit Druck überladenen Mischa. Wobei Alexander, der Jüngere, sowieso selbst die größten Ansprüche an sich stellt, früher noch mehr als heute: "Als Teenie dachte ich, dass ich mit 20 schon vier Grand Slam-Titel gewonnen hätte. Heute sehe ich alles viel realistischer", sagt er, "aber als Ziele bleiben natürlich Platz 1 in der Rangliste und Grand Slam-Siege."

Zupacken, wenn Chancen kommen, will Zverev

Zverevs Centre Court-Auftritte, sein Spiel, seine Souveränität, sein Selbstbewußtsein - all das deutet darauf hin, dass er seine Ziele eher früher als später erreichen könnte. In Paris gilt er bereits als Geheimfavorit, dabei sind die Rutschübungen im Sand eigentlich gar nicht seine Lieblingsdisziplin. Auf Rasenplätzen oder schnellen Hartplätzen schlägt naturgemäß seine Stunde, es bleiben also noch viele Chancen nach den French Open.

So ist auch nicht ausgeschlossen, dass dieser Zverev zum Jahresende sogar unter den acht besten Spielern landet, die in London den WM-Titel auskämpfen. "Man muss zupacken, wenn sich die Chancen bieten", sagt Zverev. Er hat es schon getan in diesem Jahr. Und wird es wieder tun.

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