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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 12 in der NFL

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© getty

Mike White lässt Zach Wilson ganz schlecht aussehen, während die Buccaneers und Ravens empfindliche Pleiten kassieren. Außerdem: Kommt in Arizona jetzt der große Umbruch? Und bei den Rams womöglich auch? SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 12 in der NFL.

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Die erste große Storyline dieser Woche gab es schon lange, bevor auch nur der Thanksgiving-Kickoff ertönt war. Denn nach nur 20 Starts hatten die New York Jets Zach Wilson, den Nummer-2-Overall-Pick des Vorjahres, gebenched. Für Mike White, ein glasklares Backup-Kaliber.

Es war insofern überraschend, als dass das anstehende Spiel gegen die Chicago Bears wie die ideale Partie wirkte: Ein Matchup gegen eine anfällige Defense, in der Wilson sich von seiner besten Seite zeigen kann. Und wenn ihm das nicht gelingt, ist der Schritt, ihn zu benchen, noch viel naheliegender.

Mike White zeigte, wie das aussehen kann. Er lieferte eine glänzende Leistung ab, und gab den Jets genau das, was dieses Team von der Quarterback-Position braucht: Einen Spieler, der keine gravierenden Fehler macht, und der es den Playmakern erlaubt, Plays zu machen.

Vielleicht sah Saleh aber auch eine ganz andere Timeline noch viel dringlicher: Was, wenn er eine reelle Gefahr sah, den Locker Room zu verlieren?

Ich hatte genau darüber bereits nach dem Patriots-Spiel geschrieben, denn so sehr die sportliche Leistung Grund zur Sorge gibt - es war vor allem Wilsons Auftreten nach dem Spiel, dass Salehs Prozess beschleunigt und ihm vielleicht sogar keine Wahl gelassen hat.

Ein junger Quarterback sollte Zeit bekommen, um sich zu entwickeln. Doch gleichzeitig muss er diese Zeit auch rechtfertigen, indem er Fortschritte zeigt. Wilson hat das bislang nicht, auf und abseits des Platzes, und das wirft die Frage in den Raum: Wie geht es jetzt weiter für Zach Wilson?

Auf der Pressekonferenz, auf der Saleh seine Entscheidung verkündete, sagte er auch: "Es ist unsere volle Absicht, Zach an irgendeinem Punkt in diesem Jahr wieder aufs Feld zu bekommen." Wilsons Karriere bei den Jets sei "nicht vorbei". Das sind erwartbare Aussagen von einem Head Coach, aber wenn wir ganz realistisch sind: Von welchem Fenster sprechen wir hier?

Wenn sich White jetzt weiterhin gut schlägt - und dieser Auftritt wird ihm schon etwas Zeit verschaffen -, bleiben die Jets im Playoff-Rennen; würde Saleh währenddessen den Quarterback tauschen? Wann? Und wie realistisch ist Wilsons Ausblick innerhalb der Organisation wirklich, wenn er, sagen wir, maximal noch zwei Spiele in diesem Jahr macht?

Würden die Jets dann wirklich ohne ernsthafte Alternativoption auf der Quarterback-Position in die kommende Saison gehen? Das kann ich mir schon jetzt nicht mehr vorstellen. Setzt sich Wilson dann da durch? Holt man einen Jimmy Garoppolo direkt als Starter?

Unabhängig davon, wie dieser Weg im Detail aussieht: Ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass Wilson als unangefochtener Starter in die 2023er Saison geht, auf die Gefahr, das Fenster mit einem starken Kader weiter zu riskieren. Und die logische Schlussfolgerung ist dann, dass es gut möglich ist, dass Zach Wilson nicht mehr als noch eine Handvoll Starts im Trikot der Jets in seiner Zukunft hat.

1. Reality-Checks für die Ravens und die Bucs

Diese Diskussion müssen wir bei dem einzigen Quarterback, der im 2021er Draft noch höher als Zach Wilson ausgewählt wurde, nicht führen - auch wenn es bei Trevor Lawrence in dieser Saison durchaus auch schon Kritik gab, insbesondere, nachdem die Jags nach einem guten Saisonstart insgesamt als Team merklich abgebaut haben.

Und Lawrence selbst hatte dabei einige schwächere Auftritte, aber in meinen Augen hat er auch besser gespielt, als das Narrativ um ihn herum zwischenzeitlich wirkte; dieses Narrativ war stark geprägt von massiven Problemen in der Red Zone, die Jacksonville immer wieder plagten. Auch hier gilt: Lawrence war dabei nicht unschuldig.

Doch die positiven Dinge überwogen bei ihm klar, und während Justin Fields aus der gleichen Draft-Klasse mit spektakulären Rushing-Auftritten auf die Bühne stürmte, waren es bei Lawrence weniger auffällige, aber dennoch ermutigende Fortschritte im Passspiel, die Grund für Optimismus mit sich bringen. Gegen die Raiders, gegen die Chiefs, es waren nicht immer die Monster-Zahlen, aber es waren gute Spiele von einem Quarterback, der klar mehr ist als "nur" ein talentierter Arm.

Das bekamen am Sonntag auch die Ravens zu spüren. Lawrence bot insgesamt eine sehr gute Partie, das klare Highlight allerdings war der Game-Winning-Drive in den finalen zwei Minuten - mit mehreren Franchise-Quarterback-Würfen:

  • Vierter-und-Fünf, an der eigenen 30-Yard-Line: Hier hätte das Spiel schon vorbei sein können. Die Ravens stellten die Line of Scrimmage zu, brachten dann zwar nur vier, aber kreierten einen freien Rusher durch die Mitte. Eine von Lawrences besten Qualitäten ist es, unter Druck den Ball schnell noch werfen zu können. Das gelang ihm hier, mit Antizipation nach außen.
  • Zweiter-und-Zehn, an der eigenen 40-Yard-Line: Ein sehenswerter Wurf in das Fenster zwischen Linebacker und Safety, für 17 Yards zu Christian Kirk.
  • Dritter-und-Sechs, an der gegnerischen 39-Yard-Line: Mit noch knapp über 30 Sekunden auf der Uhr zeigten die Ravens wieder einen Blitz, brachten erneut nur vier. Dieses Mal hielt die Line besser. Das verschaffte Lawrence die Zeit, um einen fantastischen Ball Richtung Sideline auf Zay Jones raus zu feuern.
  • Erster-und-Goal, an der gegnerischen 10-Yard-Line: Nach dem Big Play auf Jones drückten die Jags direkt aufs Gaspedal. Lawrence sah Baltimores Cornerbacks kurz vor der eigenen Endzone in Man Coverage und servierte den Ball zu Marvin Jones perfekt über den Kopf von Marcus Peters.

Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte, und irgendwo passt es natürlich, dass Doug Pederson dann auch aufs Ganze ging und mit der 2-Point-Conversion das Spiel gewann. Dieser Drive insgesamt aber muss Jaguars-Fans mit dem Gefühl zurücklassen, dass man seinen Franchise-Quarterback gefunden hat. Und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison.

Ravens stoßen an schmerzhafte Grenzen - erneut

Dass es jedoch überhaupt so weit kommen konnte, war ein Musterbeispiel für die Probleme, die Baltimore begleiten - und die es für die Ravens vermutlich schwer machen werden, in den Playoffs wirklich für Furore zu sorgen.

Es war nämlich ein Spiel, in dem Baltimore - ähnlich wie letzte Woche gegen die Panthers - sein Run Game außerhalb von Lamar Jackson nicht wirklich ins Rollen brachte. Und in dem dann wieder deutlich wurde, dass Baltimore schlicht und ergreifend die Waffen im Passspiel fehlen.

Nichts beschrieb das besser als die Sequenz bei dem Drive vor der Halbzeitpause, als Jackson erst bei Zweiter-und-14 und dann bei Dritter-und-10 Fullback Patrick Ricard (!) im Passspiel suchte.

Jackson ist hier nicht unschuldig, auch er überwarf das eine oder andere Mal seine Receiver, und es war dann schon ein "ausgerechnet"-Moment, als er dann DeSean Jackson für einen spektakulären 62-Yarder Downfield fand. Ein extrem schwieriger Wurf, Jackson war aus dem Slot hinter die Defense gekommen - und kurz danach standen die Ravens in der Endzone.

Es schien fast so, als hätte Baltimore es mal wieder geschafft, mal wieder das eine Big Play gefunden, das sie durch die Luft gebraucht haben. Doch dieses Mal hielt die Defense nicht. Auch weil die Offense einen kritischen Fumble beisteuerte. Das ist der haarscharfe Ritt auf der Rasierklinge, den Baltimore bewältigen muss, weil Offensiv die Alternativen fehlen. Und das ist ein Problem, insbesondere, wenn wir über die Postseason sprechen.

Buccaneers: Nicht viel übrig vom München-Zauber

Die Ravens waren allerdings nicht das einzige Team mit klaren Playoff-Ambitionen, das am Sonntag einen Schuss vor den Bug bekam. Und dabei dachte ich, dass das Matchup gegen die Browns ein ideales "wir finden einen Rhythmus"-Spiel für die Bucs werden könnte - stattdessen wurde es zu einem Hinweis darauf, dass die Probleme nach wie vor eklatant sind; dass man Nick Chubb nicht stoppen und offensiv Cleveland nicht dominieren kann.

Tampa Bay hatte sich in München gegen Seattle deutlich verbessert präsentiert und traf jetzt auf eine der ligaweit anfälligsten Defenses, mit der Chance, sich in der eigenen Division schon abzusetzen.

Das galt insbesondere für dieses Matchup, weil die Bucs nach wie vor den Ball unbedingt laufen wollen. Auch ohne eine dominante Offensive Line, auch ohne ein sonderlich kreatives oder vielseitiges Run Game, auch ohne einen Back, der viel kreieren kann oder einen Quarterback, der eine Gefahr im Run Game darstellt. Das wurde den Bucs schon häufiger in dieser Saison zum Verhängnis, gegen die schwächste Run-Defense der Liga sollte das anders aussehen.

Und so fing es eigentlich auch an: Die ersten beiden Runs von Rachaad White, der den verletzten Leonard Fournette vertrat, gingen für sieben und 35 Yards, der längste Bucs-Run in dieser Saison, und kein Run beim Opening-Drive der Bucs ging für weniger als vier Yards.

Bowles' Time-Management problematisch

Das änderte sich bereits mit dem zweiten Drive, und die Bucs kamen zu diesem frühen Erfolg am Boden nie wieder zurück - gegen eine Front, die in den vergangenen Wochen immer wieder eher mit Busts in der Run-Defense als mit Stops aufgefallen war.

Am Ende knackte Tampa Bay nicht einmal die 100-Rushing-Yard-Marke, während die eigene Run-Defense, mit einem angeschlagenen Vita Vea, doch wieder einknickte. Das öffnete die Tür für einen spektakulären Last-Minute-Sieg der Browns, die, im letzten Spiel vor der Rückkehr von Deshaun Watson nach abgesessener Sperre, offensiv nochmal in bester Stefanski-Chubb-Manier auftraten.

Horrendes Clock-Management am Ende des Spiels von Todd Bowles, der Zeit verstreichen ließ, statt eine Timeout zu nehmen, ehe Brady Julio Jones für 26 Yards Raumgewinn traf, rundete das Bild aus Sicht der Bucs ab, und so bleiben die Bucs doch in der Kategorie, die sie scheinbar gerade dabei waren, zu verlassen: Ein Team mit zu vielen - nicht selten selbst verschuldeten - Gewichten, welche das Bucs-Schiff runter ziehen und verhindern, dass Tampa echte Schritte nach vorne machen kann.

Selbst wenn Brady noch zwei Scoring-Drives fast komplett durch die Luft dirigiert, selbst wenn die Crosser zu Godwin immer besser aussehen. Jetzt haben die Bucs auch noch Tristan Wirfs potenziell längerfristig verloren, die Line-Problematik wird also eher größer. Ich sehe immer noch positive Entwicklungen im Passspiel; aber ich sehe um diese Erkenntnis herum auch ein Team, dem das nicht reichen wird, um über all die anderen Problemzonen hinwegzutäuschen.