NFL

NFL-Deutschland-Boss Alexander Steinforth exklusiv: So läuft die Partnerschaft mit der DFL

nfl-muenchen-game-1200
© imago images

Am Sonntag ist es endlich so weit! Im ersten Deutschland-Spiel der NFL-Geschichte treffen in München Tom Brady und die Tampa Bay Buccaneers auf die Seattle Seahawks. Bei SPOX spricht NFL-Deutschland-Boss Alexander Steinforth über den enormen Hype, eine mögliche Europe Division und die Zusammenarbeit mit der DFL.

Cookie-Einstellungen

Drei Millionen Tickets hätte die NFL für das erste Deutschland-Spiel der Geschichte verkaufen können. Nur 70.000 Fans werden am Sonntag (15.30 Uhr) in München live im Stadion dabei sein können, wenn Superstar Tom Brady mit seinen Tampa Bay Buccaneers auf die Seattle Seahawks um den QB-Überraschungs-Mann der Saison Geno Smith trifft.

Die NFL-Begeisterung hat ein Ausmaß angenommen, das selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen hat. Ein Beispiel: Ex-NFL-Spieler Pat McAfee, inzwischen Gastgeber der Nummer-eins-Sport-Talkshow in den USA, erklärte jüngst, dass man überlegen müsse, in den nächsten Jahren die Show für einige Zeit vielleicht nach Deutschland zu verlegen und von dort zu senden.

Der Hype ist real. So real, dass der ewige Traum einer eigenen europäischen Division inklusive eines Teams in Deutschland zwar nicht in absehbarer Zeit vor der Tür steht, etwaige Gedankenspiele aber keinesfalls ins Reich der Fabeln zu verweisen sind.

Im Gespräch mit SPOX beschreibt NFL-Deutschland-General-Manager Alexander Steinforth aber nicht nur die große NFL-Lust in Deutschland, er erklärt auch die Partnerschaft mit der DFL und deutet dabei eine interessante Entwicklung an.

Es ist davon auszugehen, dass die Liaison zwischen dem FC Bayern und den Kansas City Chiefs nicht die einzige dieser Art bleiben wird. In der WM-Pause werden einige Bundesligisten in den kommenden Wochen USA-Reisen unternehmen, unter anderem spielen der VfB Stuttgart und der 1. FC Köln in Texas gegeneinander, hier soll unter anderem auch der Kontakt und Austausch mit NFL-Franchises gefördert werden.

"Es gibt sicher einige Bereiche, bei denen wir uns etwas abschauen können. Ich war selbst vor Ort und habe gesehen, wie modern die 49ers zum Beispiel beim Thema Analytics arbeiten. Wie datenbasiert sie arbeiten, das ist wirklich hochinteressant, genauso kann man sich anschauen, wie eine NFL-Organisation strukturell aufgebaut ist und einiges auch auf uns übertragen", meinte Hertha-Boss und NFL-Fan Fredi Bobic vor einiger Zeit im SPOX-Interview.

Zuletzt war sogar schon ein Einstieg von Patriots-Besitzer Robert Kraft als Investor im Gespräch. Und auch für Kommentatoren-Legende Marcel Reif ist klar: "Die NFL ist natürlich das große Vorbild für den Fußball."

NFL-Deutschland-Boss Alexander Steinforth spricht bei SPOX über die Kooperation mit der DFL.
© imago images
NFL-Deutschland-Boss Alexander Steinforth spricht bei SPOX über die Kooperation mit der DFL.

Alexander Steinforth über ...

... das historische erste Deutschland-Spiel in München:

"Wenn das Stadion ausreichend Kapazität hätte, hätten drei Millionen Tickets verkauft werden können. Das ist sicher die plakativste Zahl, um den Hype zu beschreiben. Aber es geht weit darüber hinaus. Wir hatten auch über 100.000 Menschen in der Warteschlange für die Hospitality Tickets, obwohl die nicht gerade günstig sind. Wir hätten gerne viel mehr Schulen beim Thema Flagship zum Zug kommen lassen, wenn es möglich gewesen wäre. Wir sehen überall, wie groß die Lust auf das Thema NFL ist. Wir sehen es auch an den Teams. Alle vier Teams, die die Vermarktungsrechte für Deutschland bekommen haben (Chiefs, Patriots, Buccaneers, Panthers, Anm. d. Red.) waren schon in Deutschland. Die Teams sprechen sogar viel untereinander, weil sie schauen wollen, wie sie Deutschland zusammen 'erobern' können. Und die Seahawks wissen auch sehr gut, wie unfassbar groß ihre Fanbase in Deutschland ist."

... über den Erfolg des ersten Leuchtturm-Events:

"Ich würde mir wünschen, dass jeder, der im Stadion war und nach dem Spiel nach Hause geht, so begeistert ist, vom Sport und vom Programm drumherum, dass er direkt zwei oder drei Freunden davon erzählt. Und ich wünsche mir, dass die Menschen vor dem TV ebenfalls begeistert sind. Wir wissen, dass verhältnismäßig leider nur sehr wenige im Stadion sein können, umso wichtiger ist es uns, dass wir auch für die Fans zuhause eine tolle Experience schaffen."

... die Idee einer ganzen Europe Division:

"Wir sind mit den Kollegen in den USA im täglichen Austausch. Klar ist, dass das Thema Internationalisierung für die NFL und für alle Besitzer eines der wichtigsten Ziele, wenn nicht das Prio-Thema schlechthin ist und Deutschland in puncto Märkten ganz weit oben steht. Es gibt aber keine konkreten Überlegungen für eine Europe Division. Ich denke, das war eher ein konzeptioneller Gedanke, weil immer die Frage nach einem London-Team kommt und es eben logistisch viel einfacher wäre, wenn man gleich eine komplette Division hätte. In den USA nimmt man auf jeden Fall sehr klar wahr, was in Deutschland los ist, das merken wir extrem. Und je mehr positive Schlagzeilen wir liefern können, je mehr Fan-Begeisterung hinüber schwappt, umso besser. Lassen wir uns überraschen, was die Zukunft bringt."

... die Zusammenarbeit mit der DFL:

"Grundsätzlich haben die DFL und wir spiegelbildliche Interessen. Wir legen einen großen Fokus auf den deutschen Markt, für die DFL sind die USA der Wachstumsmarkt Nummer eins. Wir sind der Überzeugung, dass eins und eins drei ergeben kann, wenn wir uns gegenseitig unterstützen und vom Netzwerk und Know-how des anderen profitieren. Bislang haben wir mit dem FC Bayern und den Kansas City Chiefs eine DFL-NFL-Partnerschaft, aber dabei soll es nicht bleiben. Es gibt noch mehr Bundesligisten, die Interesse an einer ähnlichen Kooperation mit einer NFL-Franchise haben. Wir sehen es ja auch zum Beispiel daran, wie viele Teams in der WM-Pause auf US-Tour gehen und ihre Relevanz und Sichtbarkeit in den USA erhöhen wollen. Wir sind große Fans von solchen Partnerschaften und versuchen, so gut es geht dabei zu unterstützen."

NFL: International Games 2022 in der Übersicht

WocheDatumUhrzeitOrtBegegnung4
4Sonntag, 2. Oktober15.30 UhrTottenham Hotspur Stadium, LondonNew Orleans Saints vs. Minnesota Vikings 25:28
5Sonntag, 9. Oktober15.30 UhrTottenham Hotspur Stadium, LondonGreen Bay Packers vs. New York Giants 22:27
8Sonntag, 30. Oktober14.30 UhrWembley Stadium, LondonJacksonville Jaguars vs. Denver Broncos 17:21
10Sonntag, 13. November15.30 UhrAllianz Arena, MünchenTampa Bay Buccaneers vs. Seattle Seahawks
11Dienstag, 22. November2.15 UhrAztekenstadion, Mexiko-StadtArizona Cardinals vs. San Francisco 49ers
Artikel und Videos zum Thema