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Mailbag nach Week 5: Ist Geno Smith Seattles Quarterback-Lösung?

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen nach Woche 5.
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Mailbag: Kann Geno Smith Seattles langfristige Lösung sein?

Jonathan Groeneveld, weimo: Kann Geno Smith auch mittelfristig eine Lösung für die Seahawks sein?

Die vielleicht spannendste Parallele zu Geno Smith könnte Ryan Tannehill sein. Dessen Karriere-Revival in Tennessee ist mittlerweile gut dokumentiert, und man kann den Vergleich auf mehreren Ebenen ziehen. Beide erreichten bei einem neuen Team in einer neuen Offense ungeahnte Höhen und wurden von einer vermeintlichen Übergangslösung zum Starter, mit dem man mehr als nur einige Spiele gewinnen kann.

Ich denke, wenn man Geno aktuell spielen sieht, muss man zunächst einmal festhalten, dass er auf einem unerwartet hohen Level spielt. Ja, er setzt einerseits die Offense gut um, aber wie er gerade die Mitte des Feldes bedient, wie er Shot-Plays anbringt, wie er sein Armtalent - und das hatte Geno Smith immer - sehr gut in Zählbares verwandelt, all das ist schon aller Ehren wert und übertrifft alle realistischen Erwartungen, die man für Smith haben konnte.

Wenn man in dem Tannehill-Beispiel bleibt, dann sehe ich, basierend auf der (noch kleinen) Sample Size dieser Saison, ein Szenario, dass Geno Smith das für die Seahawks sein kann. Ein Quarterback, der gut innerhalb der Struktur funktioniert, die das Team spielen will, der tough in der Pocket ist und der gewillt ist, die Mitte des Feldes auf allen Ebenen anzuspielen. Außerdem hat er genug Armtalent und genug Athletik, um auch Big Plays zumindest teilweise zu kreieren.

Eine solche Offense wird im Zweifelsfall nicht mit den Elite-Offenses - oder Elite-Defenses, das haben wir auch mit Blick auf die Seahawks in dieser Saison schon gesehen - mithalten können. Aber diese Aussage für sich betrachtet muss man ja auch einordnen: Die allermeisten Teams werden gegen diese Gegner als Außenseiter gehandelt werden, und die allermeisten Teams können eben gar keinen Elite-Quarterback bekommen.

Und da sprechen wir noch nicht einmal darüber, dass Geno Smith wahrscheinlich genau der Quarterback ist, den Pete Carroll haben will. Der im Zusammenspiel mit dem Run Game funktioniert, trotzdem die Downfield-Shots nimmt und gleichzeitig aber weniger negative und weniger improvisierte Plays einstreut.

Ich denke, dass die Seahawks mit Geno Smith kompetitiv sein können, und dass das mehr als genug Argument für Pete Carroll und John Schneider sein wird, um das gesammelte Draft-Kapital eher in die Defense und vielleicht nochmals in die Offensive Line zu investieren.

Ob das für die Playoffs reicht? Für Playoff-Siege sogar? Da bin ich deutlich skeptischer, aber wenn ich ganz nüchtern auf die Frage antworte, dann ja, ich prognostiziere Geno Smith an diesem Punkt als mittelfristige Lösung für die Seahawks.

Niko Riesen: Wer ist das bessere Team im Moment - Eagles oder Cowboys?

Jetzt, in diesem Moment? Da bleibe ich bei den Eagles, denn so gut Cooper Rush seine Rolle auch spielt, so weit ist mein Vertrauen dann doch nicht. Die Eagles sind weiterhin das kompletteste Team in der NFL rein mit Blick auf den Kader und haben dementsprechend auch viele Möglichkeiten, wie sie Spiele gewinnen können - und mehr Spielraum für Fehler.

Aber wenn Dak Prescott wieder da und bei 100 Prozent ist? Dann bin ich mir hier nicht mehr so sicher. Beziehungsweise, dann könnte ich einen Case für Dallas machen. Denn so gut die Eagles phasenweise aussehen, ich würde gerade offensiv argumentieren, dass hier noch Luft nach oben ist - zumindest wenn wir über die Bandbreite offensiver Möglichkeiten sprechen.

Gegen Arizona fand ich es auffällig, dass die Cardinals-Defense im Laufe des Spiels einen relativ guten Zugriff auf die Offense bekam, nachdem sie die Screens besser verteidigten. An diesem Punkt stand es eben bereits 14:0, aber die folgenden Drives der Eagles waren:

  • 3 Plays, -12 Yards, Punt
  • 5 Plays, 23 Yards, Punt
  • 10 Plays, 51 Yard, Field Goal
  • 7 Plays, 37 Yards, Punt
  • 17 Plays, 70 Yards, Field Goal

Das reichte am Ende, und vor allem der 70-Yard-Drive, der fast acht Minuten von der Uhr nahm, war sehr, sehr gut umgesetzt und zeigte nochmals, zu was die Eagles selbst mit Ausfällen in der Offensive Line in der Lage sein können.

Ich halte die Cardinals-Defense zwar für unterschätzt, Arizona spielt auf dieser Seite des Balls seit Wochen guten Football - aber die Eagles werden noch auf deutlich stärkere Defenses stoßen. Am kommenden Sonntagabend etwa, wenn die Cowboys warten.

Was ich von Philadelphia sehen will, ist, dass auch außerhalb von den Screens und den Shot Plays nach außen das Passspiel konstanter funktioniert und mehr Antworten hat. Diese Phasen innerhalb eines Spiels, in denen die Offense untertaucht, waren in fast jedem Spiel der bisherigen Saison zu beobachten.

Während die Defense ohne Frage gut und - erneut - vor allem sehr komplett daherkommt, habe ich die Cowboys-Defense aktuell nochmal eine Stufe drüber. Ich bin sehr gespannt, inwieweit Dallas die Eagles dazu zwingen kann, über Plan B und Plan C zu gewinnen - und ob Philadelphia diese Antworten dann hat.

Ich gehe mittlerweile davon aus, dass diese beiden Teams in den Playoffs mit dabei sein werden. Die Eagles insgesamt haben über die ersten Wochen fraglos mehr überzeugt, aber wenn die Cowboys-Offense wieder auf der Höhe ist, sehe ich diese beiden Teams ziemlich gleichauf mit der größten Frage dahingehend, wie sich die Eagles im Passspiel noch entwickeln können während dieser Saison.

GoodGuy: Was sind die Jaguars jetzt?

Das war natürlich ein massiv enttäuschender Auftritt gegen Houston. Und dabei will ich die Texans gar nicht kleinreden, Houston ist gerade defensiv ein Team, das auffällig unangenehm zu bespielen ist, und ich hatte in der Frühphase dieser Saison schon einmal darüber gesprochen, dass man bei diesem jungen Jaguars-Team einige Höhen und Tiefen erwarten muss.

Trotzdem sage ich auch klar: Ich hatte schon aus Jaguars-Sicht gehofft, dass solche Auftritte von der Offense und auch von Lawrence individuell der Vergangenheit angehören. Das Eagles-Spiel lief anfangs gut, und hier war der Regen ein legitimes Argument zumindest für einige der Dinge, die offensiv schief liefen.

Drops waren ein offensichtliches Problem gegen die Texans, gleich beim ersten Dritter-und-Neun platzierte Lawrence den Ball zwar etwas zu hoch, um ihn über die Underneath-Coverage zu bringen, den Pass hätte der Receiver trotzdem fangen müssen. Beim Tempo-Drive direkt vor der Halbzeitpause hatte Jacksonville eine Chance darauf, in der Red Zone ein neues First Down zu kreieren, doch Dan Arnold ließ den kurzen Pass über die Mitte fallen.

Lawrence hatte ein besseres Spiel als die Total Stats vermuten lassen würden. Das war kein horrender Auftritt oder dergleichen, aber ich habe drei gravierende Fehler gezählt, welche in so einem engen Spiel dann den Unterschied machen und welche Jacksonville auch dieses Spiel gekostet haben.

  • Vierter-und-Drei, 8:15 im 2. Viertel: Lawrence hatte Zay Jones Underneath offen für ein First Down, sah ihn aber nicht und versuchte einen viel schwierigeren Wurf zu Christian Kirk, der von einem Verteidiger abgewehrt wurde.
  • Zweiter-und-Eins, 10:14 im 3. Viertel: Rollout an der gegnerischen 7-Yard-Line, Lawrence hätte locker für ein First Down laufen können. Stattdessen versuchte er, einen Ball in die Endzone zu erzwingen - und warf ihn direkt zu Derek Stingley, der einfach dastand und den Lawrence offensichtlich nicht registriert hatte. Der kostspieligste Fehler in diesem Spiel insgesamt.
  • Zweiter-und-Zehn, 1:56 im 4. Viertel: Jacksonville war mit zwei Timeouts und knapp zwei Minuten auf der Uhr bereits kurz vor der Mittellinie. Bei Second Down hatte Lawrence mehrere Underneath-Optionen, die er beide ignorierte und stattdessen Evan Engram tief anvisierte, der auch offen war - aber Lawrence überwarf ihn. Der Pass bei Dritter-und-Zehn wurde abgeblockt und bei Fourth Down warf Lawrence einen Deep Shot Richtung Double Coverage. Die Chance auf die Aufholjagd war dahin.

In der Red Zone wirkte es generell einige Male etwas statisch und eindimensional, hier hatte Lawrence häufig auch keinen Receiver offen. Gleichzeitig gab es auch positive Takeaways, Travis Etienne sah gut aus, seine Explosivität war gegen Houston endlich mal richtig zu sehen, als Runner und als Dumpoff-Receiving-Option.

Diese Höhen und Tiefen von der Jaguars-Offense haben wir nicht zum letzten Mal gesehen. Das Eagles-Spiel kann man in meinen Augen zumindest halbwegs ausklammern, gegen die Texans kosteten Lawrences Fehler die Jags die Chance auf den Sieg. Wenn die Defense kaum etwas zulässt und das Run Game funktioniert, ist das umso ärgerlicher.

Es wird auch wieder Spiele geben, in denen Lawrence diese Fehler nicht macht. Aber für den Moment sehe ich Jacksonville auf die Saison gesehen als dieses Mittelfeld-Team mit Up- aber auch Downside Woche für Woche.

Hendrik Hammel: Ist die NFC East womöglich die stärkste Division in der NFC? Und sind die anderen drei Divisionen der NFC mit unter die schwächsten der Liga, auch weil sie eigentlich kein Topteam haben?

Selbst wenn wir die Giants mal noch etwas ausklammern - und ich weiß, sie stehen auch 4-1, sie kommen gerade aus ihrem eindrucksvollsten Sieg -, dann müsste man hier die East nennen, allein weil sie zwei starke Teams hat. Und bei keiner anderen Division in der NFC wäre ich aktuell bereit, das mit Sicherheit zu sagen!

Die NFC South? Die Bucs halte ich weiterhin für relativ gut, wenn sie offensiv jetzt mal gesund bleiben. Aber sie sind nicht so stark wie gedacht, und die Saints sind bislang eher eine Enttäuschung. Im Norden sind die Vikings ein gutes Team, aber ich würde die Eagles und mit Prescott auch die Cowboys über sie setzen. Die Packers sollten ein Top-Team in der NFC sein, sind es aber derzeit nicht.

Der Westen ist vielleicht am spannendsten. Die Seahawks sind eine positive Überraschung, müssen aber eine der schwächsten Defenses ligaweit mitschleppen. Arizona hat sich nach dem Horror-Start gefangen und bekommt bald DeAndre Hopkins zurück, aber was trauen wir Kliff Kingsbury zu? Die Rams mit ihren O-Line-Problemen sind merklich limitiert, ich würde aktuell auf die 49ers in dieser Division setzen, aufgrund dieser Defense. Garoppolo ist schon wieder sehr gewillt, Bälle zum Gegner zu werfen.

Bei der NFC East bin ich am zuversichtlichsten, dass es hier (mindestens) eine Wildcard geben wird, und es gibt zwei Teams mit einem auffallend hohen Floor, während gleichzeitig die vermeintlichen Schwergewichte in der Conference weit weg von ihrem Ceiling sind. Insofern ja, aktuell ist es die stärkste Division in der NFC.

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