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NFL - Die größten Enttäuschungen nach Woche 3: Woran hat's gelegen?

Von Marko Markovic
Die Seattle Seahawks blicken schon jetzt auf eine enttäuschende erste Saison nach Russell Wilson.
© getty
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Seattle Seahawks

1-2, #15 Seed der NFC

Die Seahawks haben nach Russell Wilsons Abgang einen Rückschritt auf der wichtigsten Position hingenommen und steuern auf die zweite Losing Season in Folge zu. Das gab es unter Pete Carroll zuletzt in den Jahren 1 und 2 seiner Ära, 2010 und 2011.

Was lief falsch?

So verlockend auch hier die Abkürzung zum QB ist, liegt der Teufel auch bei diesem defensiven Head Coach aber viel mehr auf genau seiner Seite des Balls. Die Defense liegt nach fünf Jahren im Mittelmaß auf dem letzten Platz in erlaubten EPA/Play und gibt vor allem gegen den Pass dank etlicher Coverage-Probleme immer wieder zu viel her.

Was ist die größte Baustelle?

So nuanciert man die QB-Frage betrachten muss - Geno Smith ist keine Katastrophe sondern ein solider Game Manager, der nimmt, was die Defense ihm gibt -, so klar ist aber auch: Dank des Carroll'schen Hangs zur Defense-and-Run-Philosophie, die QBs nur als Ausführer eines erweiterten Laufspiels sieht, wird das Team immer limitiert sein beim Mithalten mit den Playoff-Powerhouses. Ohne einen Quarterback, der das System transzendiert, wird die Upside immer beschränkt sein.

Was/Wer gibt Hoffnung für die Zukunft?

Der Running-Back-Room ist, wie fast üblich in Seattle, sehr gut, und DK Metcalf und Tyler Lockett sind ein absolut solides Wide-Receiver-Duo. An den Skill-Positions liegt es nicht.

Droht ein radikaler Neustart?

Das Team sieht sich trotz des QB-Wechsels nach zehn Jahren überhaupt nicht im Rebuild und John Schneider und Carroll genießen noch sehr viel Vertrauen. Sollte aber der Boden komplett wegbrechen und ein Neustart erfolgen, ist das Team im Vergleich zu anderen Neuanfängen erstaunlich gut aufgestellt: Das Team hat 2023 über 40 Millionen Dollar an effektivem Cap Space und dabei schon zwei starke Wide Receiver unter Vertrag. Charles Cross als extrem talentierter Left Tackle auf einem Rookie-Deal hat bis dahin schon sein Lehrgeld vermutlich bezahlt. Wer auch immer den potentiellen Neuanfang auf QB gestalten könnte, wird selten eine bessere Situation vorfinden als diese.

Die Seattle Seahawks blicken schon jetzt auf eine enttäuschende erste Saison nach Russell Wilson.
© getty
Die Seattle Seahawks blicken schon jetzt auf eine enttäuschende erste Saison nach Russell Wilson.

Atlanta Falcons

1-2, #13 Seed der NFC

Im zweiten Jahr des neuen Regimes rund um Terry Fontenot und Arthur Smith wurde der Quarterback-Wechsel endlich vollzogen. Das Team hat allein dank der Unmengen an Dead Money nun ein zweites Jahr zum reinen Evaluieren und spielt nun - von allen Erwartungen befreit - plötzlich ansehnlichen Football, der aber vermutlich nur gegen schlechte Teams zu Siegen führen wird.

Was lief falsch?

In Wirklichkeit nur ein viertes Viertel, bei dem gewohnt konservative Punts von Arthur Smith dem Team die Chance nahmen, mit einem Divisionssieg in die Saison zu starten. Ohne den Meltdown gegen die Saints ist das Team bei 2-1 und mittendrin im NFC-Geschehen. Und des als Top-10-gegradetes Team, dessen Offense mit endlich wieder funktionierenden Play-Action-Konzepten die Playmaker Kyle Pitts und Drake London in Szene setzt. Das wäre keine schlechte Ausgangsposition.

Was ist die größte Baustelle?

So solide er die Offense umsetzt: Quarterback Marcus Mariota ist weder akkurat genug für die Würfe in dem Scheme, noch ballsicher genug als Veteran, den man eigentlich holt, weil er nicht ständig fumbelt. Die Offense funktioniert trotz, nicht wegen, seines limitierten Spiels, und erst mit einer langfristigen Lösung auf QB wird sie ihr volles Potential entfalten können.

Was/Wer gibt Hoffnung für die Zukunft?

Je eher das Team Desmond Ridder einsetzt, desto eher könnte es wissen, woran es für 2023 ist. Ob ein QB gebraucht wird oder nicht, ist die zentrale Frage. Ridder sah in der Preseason gut in der Offense aus, in ihm einen Langzeit-QB zu finden ist sicher die größte Hoffnung derzeit, so unklar es auch sein mag, wann er endlich starten wird.

Sollte das Team aber weiter overperformen (3-0 gegen den Spread) wird aber Mariotas Leine sicher länger. In dem Szenario ist Drake London (zusammen mit Kyle Pitts) die größte Hoffnung für die Zukunft.

Droht ein radikaler Neustart?

Findet das Team zu seiner 2021er Form am Boden der NFL zurück - und verliert dabei weiter Spiele - dürfte es für Smith keine Argumente mehr geben. Fontenot wird sicher eine längere Leine haben, dank der geerbten Verträge, die er sukzessive loswerden musste. Wohin der Rebuild im Jahr 3 dann geht, entscheidet sich also de facto daran, wie früh Ridder zum Einsatz kommt.

Sollte das Team aber die gezeigte Leistung - egal mit welchem QB - in Siege verwandeln, wird der Rebuild als abgeschlossen angesehen werden. Dann hat Smith über 40 Millionen Dollar an effektivem Cap Space im Jahr 2023, zwei Top-Receiver auf Rookie-Deals und einen Owner hinter sich, der berüchtigt loyal ist - und auf Punts nicht allzu sehr achtet.