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Preseason Week 1 Takeaways: Wenn der Hype Realität wird

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© getty

Woche 1 der Preseason ist absolviert, und einmal mehr gab es die volle Bandbreite. Von Verletzungen bis zu den Hype-Kandidaten, von Quarterback-Fragen bis zu den Problemkandidaten: SPOX-Redakteur Adrian Franke bringt euch nach dem Preseason-Start auf den neuesten Stand.

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Chicagos Offensive Line ist ein Problem

Wir alle wussten, dass es keine einfache Saison in Chicago wird.

Das neue Regime hatte einen Kader übernommen, der einen radikalen Umbruch dringend benötigte, was vermutlich von außen niemand kritisieren würde - wäre da nicht Justin Fields. Denn einen jungen, potenziellen Franchise-Quarterback auf dem günstigen Rookie-Vertrag zu haben, ist ein starkes Argument gegen zumindest einen radikalen Kader-Neustart. In erster Linie um die Entwicklung und aussagekräftige Bewertung des Quarterbacks zu gewährleisten, aber auch letztlich um das Fenster zu nutzen, während er günstig ist.

Diesen Spagat hinzubekommen wird die Bears-Saison und das erste Jahr des neuen Regimes prägen, und ich kann mir schon jetzt gut vorstellen, dass sich der Großteil der Diskussionen die ganze Saison über um die Offensive Line drehen wird.

Chicagos Preseason-Auftakt gegen die Chiefs war ein klarer Fingerzeig in diese Richtung. Mit dem Großteil der Starting-Line auf dem Platz hatte Fields regelmäßig überhaupt keine Zeit in der Pocket, die Chiefs attackierten ihn rigoros bei Play-Action-Rollouts und das Run Game sah kein Land.

Fields wirkte bisweilen sogar schneller in seinen Entscheidungen als in der vergangenen Saison, aber wenn die Line so wackelt, wird Chicago auch massive Probleme dahingehend haben, seine neue Offense aufzuziehen. Die Probleme in der Line setzten sich selbst dann fort, als bei den Chiefs bereits mehrere D-Line-Starter Feierabend hatten. Hier spielte sich aufseiten der Chiefs Rookie George Karlaftis mit einem starken Debüt weiter ins Rampenlicht - ein schwacher Trost aus Sicht der Bears.

Fields hatte angesichts der Umstände immer noch einige sehr positive Momente in seinem ersten Spiel unter dem neuen Regime. Aber diese Offensive Line wird im Fokus stehen, und das gleich zum Regular-Season-Auftakt gegen eine brandgefährliche 49ers-Front.

Quarterback-Duell in Seattle bleibt offen

Mitch Trubisky in Pittsburgh und Baker Mayfield in Carolina scheinen jeweils die Nase klar vorne zu haben, Marcus Mariota wurde bei den Falcons bereits als Starter deklariert - das wirklich offene Quarterback-Duell dieser Preseason findet in Seattle statt, und nach dem Preseason-Auftakt dürfte das Pendel weiterhin ziemlich mittig schwingen.

Geno Smith, der die Nase wohl leicht vorne hat, startete gegen die Steelers und hatte ein Spiel mit Höhen und Tiefen. Sein bester Drive war der 2-Minute-Drive vor der Halbzeitpause, während Drew Lock, der die gesamte zweite Hälfte spielte, gegen noch mehr Backups vereinzelt einen besseren Eindruck hinterließ, aber Seattle auch per Fumble die Chance auf den Game-Winning-Drive kostete.

Wir alle wussten, dass das kein Duell auf hohem Niveau werden würde. So ganz habe ich auch bisher nicht verstanden, warum die Seahawks Lock im Zuge des Wilson-Trades haben wollten; wenn sie in der Post-Wilson-Ära eher den zuverlässigen, konstanten Game Manager und Ballverteiler haben wollen, wäre Lock einer der letzten jungen Quarterbacks in der Liga gewesen, auf den ich gesetzt hätte. Jetzt bleibt abzuwarten, ob sich seine Upside oder Smiths vergleichsweise höhere Konstanz durchsetzt. Das wird noch ein Thema für die weitere Preseason bleiben.

Erwähnenswert ist, dass Seattle zwar weitestgehend die Starting-Offensive-Line aufbot, mit DK Metcalf, Tyler Lockett, Freddie Swain, Dee Eskridge und Marquise Goodwin jedoch alle Wide Receiver, die in der Regular Season zumindest anfangs eine Rolle spielen sollten, nicht mit von der Partie waren.

Sleeper oder Overreaction?

Woche 1 der Preseason ist auch die perfekte Gelegenheit, um sich ein Bild von einigen der jungen Spieler, die vielleicht schon im Camp jede Menge Hype bekommen haben, zu machen - und um zu überlegen, ob man in den Lobgesang weiter einsteigt. Hypen ist immer auf eigene Gefahr, aber hier sind einige Kandidaten, die ich bereits vor dem Preseason-Start auf dem Zettel hatte und die zumindest mal nichts gemacht haben, um meinen Hype zu bremsen:

Romeo Doubs, WR, Packers: Hat irgendein Spieler mehr mediale Camp-Aufmerksamkeit bekommen als Romeo Doubs? Ich habe da echte Zweifel, und es ist ein Stück weit natürlich auch eine perfekte Situation für den Rookie-Receiver der Packers: Green Bay ist ein Titelkandidat, muss sich aber nach den Abgängen von Davante Adams und Marquez Valdes-Scantling im Wide Receiving Corps komplett neu sortieren. Es ist die prägende Storyline rund um das Team, und wenn sich dann ein junger Spieler nicht nur in den Vordergrund spielt, sondern fast täglich im Camp herausragt, rückt das selbstredend umso mehr in den Fokus. Der Preseason-Auftakt gegen San Francisco setzte das weiter fort mit einem 33-Yard-Touchdown-Catch, bei dem seine Downfield-Playmaker-Qualitäten offensichtlich waren. Doubs war bereits Teil meiner Camp-Recaps, und die Zeiten, in denen man ihn als Late-Round-Flyer in Fantasy-Drafts bekommen konnte, dürften bald vorbei sein.

Greg Dortch, WR, Cardinals: Um keinen Cardinals-Spieler gab es rund um das Training Camp mehr Hype. Gefühlt an jedem Tag war Dortch mit einem spektakulären Catch zur Stelle, der einstige Undrafted Free Agent hatte die vergangene Saison im Practice Squad der Cardinals verbracht und scheint jetzt eine echte Chance zu haben, nicht nur den 53er-Kader zu schaffen, sondern eine Rolle in der Offense zu finden. Auch gegen die Bengals hatte er wieder einen sehenswerten Catch, genau wie einen 55-Yard-Punt-Return. Diese Rolle könnte einen Kaderplatz für ihn zusätzlich zementieren, falls Arizona Rondale Moore im Zuge einer größeren Offense-Rolle von den Returner-Aufgaben abziehen will.

Dameon Pierce, RB, Texans: Zugegeben, ich hätte gerne gesehen, dass Pierce bereits im ersten Viertel Snaps sieht und sich mit Marlon Mack in einer Rotation bewegt. Mack erhielt den Start und Pierce kam erst im zweiten Viertel rein, doch auch wenn es dann gegen Backups ging: Der Rookie zeigte seine Explosivität und lief für 49 Yards bei nur fünf Runs. Ich habe bereits die ganze Offseason über gesagt, dass Pierce mit seinem physischen Stil der ideale Back für das sein könnte, was die Texans in meiner Prognose offensiv spielen wollen. Samstagabend war ein Vorgeschmack darauf, wie viel mehr er im Vergleich zu Mack der Offense geben kann und ich vermute, dass Pierce im Laufe den Saison den Starting-Job neben Receiving-Back Rex Burkhead erhalten wird. Sollte das früh passieren, ist Pierce für mich ein Darkhorse-Offensive-Rookie-of-the-Year-Kandidat.

George Pickens, WR, Steelers: Noch ein Spieler, dessen Aktien ich schon die ganze Offseason über kaufe, und ehrlicherweise ja schon davor: Wer meine Pre-Draft-Analysen verfolgt hat, der weiß, dass ich bei George Pickens deutlich höher war als der Konsens, und allen Berichten zufolge hat sein Training Camp - wie viel Gewicht man da auch reinlegen will - mich in dieser Hinsicht bestätigt. Der spektakuläre Touchdown gegen die Seahawks, bei dem man seine ganze Körperkontrolle sah, wird meinen Hype Train zumindest nicht runter fahren!

Wie sicher ist Antonio Gibsons Platz?

Washington eröffnete das Spiel gegen die Panthers mit der erwarteten Backfield-Hackordnung: Antonio Gibson als Early-Down-Runner, J.D. McKissic als Receiving-Back bei Third Downs. Das alleine setzt schon klare Limits was Gibsons Upside angeht, doch diese Limits könnten noch deutlich gravierender ausfallen.

Gibson fumbelte gleich bei seinem zweiten Run, er sollte später im Spiel nur noch zwei weitere Runs erhalten und beendete die Partie mit vier Versuchen für zwei Yards. Stattdessen übernahm Rookie Brian Robinson beim nächsten Drive der Commanders das Backfield und sah prompt deutlich besser aus als Gibson.

Robinson beendete die Partie nicht nur mit einem Rushing-Touchdown und 26 Yards bei sechs Runs, er unterstrich, dass er bereit ist, sollte Gibson wackeln. Und dass Gibson danach nochmals mit den Backups rein kam, ist mit Sicherheit auch kein gutes Zeichen. Robinson ist als Pass-Catcher limitiert, diese Rolle aber geht in Washingtons Offense ohnehin an McKissic. Gut möglich, dass der primäre Runner bei den Commanders schon zeitnah nicht mehr Antonio Gibson heißt.

Noch viel Arbeit für die Colts-Offense

"Holprig" ist vielleicht eine ganz gute Beschreibung für das, was die Starting-Offense der Colts am Samstagabend im Spiel gegen die Bills bot. Umso mehr, weil es die zweite - und in Teilen dann dritte - Bills-Defense-Garde war, die Indianapolis' Offense doch merkliche Probleme bereitete.

Vielleicht gab Colts-Coach Frank Reich seinem neuen Quarterback Matt Ryan, der vergleichsweise noch besser auftrat, und der Starting-Offense - in der allerdings Running Back Jonathan Taylor fehlte - auch deshalb gleich vier Drives im ersten Preseason-Spiel; einerseits, um an der gemeinsamen Abstimmung zu arbeiten, andererseits aber auch, um ein Erfolgserlebnis mitzunehmen.

Das allerdings blieb aus. Die Receiver hatten immer wieder Probleme damit, Separation zu kreieren und Ryan musste einen Sack schlucken. Die Colts spielen als nächstes gegen Detroit, und ich würde stark davon ausgehen, dass die Starting-Offense noch einige Preseason-Snaps bekommen wird.

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