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Mailbag: Diese Teams haben die Free Agency gewonnen

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen nach der ersten Welle der Free Agency.
© getty

Die erste Welle der Free Agency ist vorbei, jede Menge großer Wechsel und spektakulärer Trades gab es in den vergangenen rund zwei Wochen zu bestaunen. Zeit für ein erstes Zwischenfazit: Welche Teams haben gute Deals gelandet? Wo stehen jetzt eher mehr Fragezeichen im Raum als zuvor?

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Außerdem: Welches Team hat Stand Jetzt den schwächsten Kader? Und was planen die Cardinals und die Patriots?

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen nach der ersten heißen Phase der Free Agency.

Mailbag: Diese Teams hatten die beste Free Agency

Meiler: Welches Team mit wenig Cap Space hat daraus am meisten gemacht?

Wenig Cap Space ist natürlich immer relativ, da Teams Cap Space kreieren, Cap Hits nach hinten schieben können, und so weiter. "Wenig Cap Space" kann für ein einzelnes Jahr sehr relativ sein.

Tampa Bay etwa, die Bucs konnten nicht nur ihre kritischsten Free Agents in Chris Godwin, Ryan Jensen und Carlton Davis halten - jüngst verlängerte auch Leonard Fournette für nicht gerade wenig Geld -, sondern gaben mal eben auch Russell Gage einen Dreijahresvertrag über bis zu 30 Millionen Dollar, um der Nummer-3-Receiver in Tampas Offense zu werden.

Ich würde die Frage deshalb dahingehend interpretieren, welches Team sich signifikant verstärkt hat, und dabei finanziell effizient agieren konnte - und dabei komme ich immer wieder auf die Cincinnati Bengals zurück.

Sicher, 35 Millionen Dollar über vier Jahre für Alex Cappa sind auf den ersten Blick nicht gerade ein Schnäppchen - aber lediglich elf Millionen davon sind garantiert, und damit alles wieder im Rahmen. Genau wie beim Vertrag von Ted Karras (3 Jahre, 18 Mio. Dollar, 5 Mio. garantiert) und La'el Collins, der für drei Jahre und bis zu 30 Millionen Dollar unterschreibt. Selbst den Verlust von C.J. Uzomah hat Cincinnati günstig mit Hayden Hurst aufgefangen.

Alle drei O-Liner werden in der kommenden Saison in der zu Recht gescholtenen Bengals-O-Line starten, alle drei sind deutliche Upgrades - und alle drei werden dabei helfen, den Bengals eine mindestens durchschnittliche Line zu geben. Das war ganz offensichtlich das klare Ziel dieser Bengals-Offseason, und dieses haben sie bereits beinahe zu 100 Prozent erfüllt, Left Guard könnte noch ein Thema sein.

Es ist häufig ein schmaler Grat, wenn man Ende März über Gewinner und Verlierer der Free Agency diskutiert. Für mich haben die Bengals und, wenn wir Trades mit einschließen, die Chargers die Free Agency gewonnen. Diese beiden Teams haben ihre Schwachstellen dramatisch verbessert, ohne dabei absurde Deals oder teure Trades raus zu hauen.

Panthers: Welche Under-the-Radar-Deals gefallen dir am besten?

Tight End O.J. Howard zu den Bills: Howard galt einmal als der nächste Superstar-Tight-End und wurde auch entsprechend hoch gedraftet. Teilweise schien er auch drauf und dran, diesen Karrierepfad einzuschlagen - doch dann kamen Verletzungen, und auch zu viel Inkonstanz auf dem Platz. Für ein Jahr und 3,5 Millionen Dollar geht Buffalo keinerlei Risiko ein; schlägt Howard ein, ist er eine Waffe, die Buffalo so nicht in seinem Arsenal hatte.

Tight End Austin Hooper zu den Titans: Die an den hohen Vertrag geknüpften entsprechend hohen Erwartungen konnte Hooper in Cleveland nicht erfüllen, und nachdem die Browns David Njoku den Franchise Tag gegeben hatten, entließen sie Hooper. Tennessee bekommt ihn für ein Jahr und 6 Millionen Dollar. Hooper ist ein sehr guter Scheme-Fit, er ist ein solider Blocker und er kann gerade in einer Play-Action-lastigen Offense Räume nutzen. Hooper, Brown und Woods gefällt mir als Trio für die Titans.

Right Tackle Morgan Moses zu den Ravens: Alejandro Villanueva war ein Fehlgriff - Moses sehe ich deutlich positiver. Ein potenzieller Starting Right Tackle für fünf Millionen pro Jahr und 5,5 Millionen insgesamt garantiert über drei Jahre, der als Run-Blocker definitiv besser funktionieren sollte als Villanueva und der in Woche 1 auf der rechten Seite starten kann. Das sind die Verpflichtungen, mit denen man Free Agency gewinnt.

Wide Receiver Byron Pringle zu den Bears: Pringle hatte 2021 seine mit weitem Abstand produktivste Saison in Targes (74), Catches (54), Yards (650) und Touchdowns (8). Ist er die Receiver-Antwort neben Mooney, und die Bears sind damit gut aufgestellt? Nein, aber so bezahlt ihn Chicago mit sechs Millionen Dollar für ein Jahr auch nicht. Chicago bezahlt ihn als Nummer 3, und in der Rolle kann er mehr Value für die Bears haben als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

Center Bradley Bozeman zu den Panthers: Gar nicht so unähnlich wie die Bengals, hatten auch die Panthers in dieser Offseason - unter anderem, in Carolina muss man natürlich nach wie vor über die Quarterback-Frage sprechen - die Offensive Line als einen klaren Auftrag. Und die Panthers sind, ähnlich wie Cincinnati, zumindest auf dem Weg dahin, sich eine solide Line aufzubauen. Austin Corbett war eine sehr gute Verpflichtung, aber auch dementsprechend teuer. Bozeman ist sicher kein Elite-Center, aber für ein Jahr und 2,8 Millionen Dollar ein überdurchschnittlicher Starter zum Schnäppchenpreis.

Marco Hübner: Der Super Bowl 2023 findet in Glendale statt - warum können die Cardinals keinerlei Aufbruchstimmung erzeugen in dieser Free Agency? Das Team wurde nicht verstärkt, im Gegenteil. Die Baustellen lassen sich nur über den Draft nicht bedienen. Wo geht der Weg hin?

Ein Mantra, welches ich Jahr für Jahr wiederhole, ist dieses: Free Agency und Draft sind vor allem deshalb so spannend, weil Teams ihre Karten offenlegen müssen. Kein Beschönigen - oder, sagen wir es wie es ist, Lügen - auf der Pressekonferenz, sondern wo die Teams ihre Ressourcen investieren, verrät uns viel darüber, wie sie über ihr Team, das aktuelle Fenster, ihre Baustellen und auch Roster Building und Positional Value denken.

Mit dieser Idee im Hinterkopf interpretiere ich auch Arizonas Free Agency bis dato. Steve Keim war in vergangenen Jahren meist früh in der Free Agency überaus aggressiv; mal mit spektakulären Trades, mal mit einer Splash-Verpflichtung.

J.J. Watt, DeAndre Hopkins, Jordan Hicks, Jordan Pugh, Jordan Phillips - zumindest einen solcher Moves gab es eigentlich immer, gefolgt nicht selten von einer Art "1B-Verpflichtung", und dann mehreren weiteren Free Agents in der zweiten Welle der Free Agency, wie Terrell Suggs, Devon Kennard, und so weiter.

Wenn wir auf Arizona in der vergangenen Saison und dann im Übergang auf diese Offseason schauen, fallen für mich zwei Dinge auf: Das Team brach in der zweiten Saisonhälfte ein, auch weil die Substanz im Kader fehlte, und damit ist nicht nur die Tiefe, sondern auch die Breite in der Spitze gemeint. Und: Mit den neuen langfristigen Verträgen für Steve Keim und Kliff Kingsbury stellte Arizona klar, dass 2022 kein Do-or-Die-Jahr für die Entscheidungsträger wird.

Mit diesen Takeaways im Hinterkopf komme ich zu dem Schluss, dass in Arizona ein Umdenken stattgefunden hat und eine neue Strategie verfolgt wird. Mehr Fokus darauf, Draft-Picks einzusammeln - Arizona steuert aktuell via Christian Kirk, Chandler Jones, Chase Edmonds und potenziell A.J. Green auf mehrere Compensatory Picks zu -, um sich einen langfristig starken Kern aufzubauen, statt Jahr für Jahr in der Free Agency neue Löcher stopfen zu wollen.

Wenn dieses Gerüst steht, und wenn auch der Cap wieder gesünder ist - das wäre Stand Jetzt bereits im kommenden Jahr der Fall - folgen auch wieder aggressivere Moves in der Free Agency, um einzelne High-Impact-Spieler einem starken Kern hinzuzufügen.

Liege ich mit der Vermutung richtig, ist einerseits klar, dass die vergangene Saison der - gescheiterte - All-In-Versuch war, und, dass man das Fenster von Murrays Rookie-Vertrag verzockt hätte. Die Gefahr auf Letzteres bestand immer, wenn man bedenkt, wie schwach Arizonas Kader nach der 2018er Saison war, und viel zu wenige Impact-Draft-Picks über die letzten beiden Jahre hatten ohne Frage ihren Anteil daran.

Insofern wäre es ein Eingeständnis hinsichtlich der eigenen Draft-Strategie und der eigenen Kader-Strategie. Aber es wäre, sollte dieser Plan dahinter stecken, eine Neuausrichtung, die ich gut nachvollziehen könnte.

schmidt_happens, Fritz Picht: Erkennst du einen Plan bei den Patriots?

Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass bei den Pats zumindest was die Free-Agency-Herangehensweise angeht ein mehrjähriger Plan verfolgt wird. Letztes Jahr hatten Belichick und Co. eine Möglichkeit gesehen, zu investieren, während viele andere Teams mit reduziertem Cap auf Sparkurs waren - und New England legte die aggressivste Free Agency der Belichick-Ära hin.

Somit war dieses Jahr dann in der Folge der vielleicht logische - womöglich sogar erwartbare? - Sparkurs.

Zumindest in Teilen erwartbar, denn komplett kann man es damit nicht erklären. Den Trade von Shaq Mason für überschaubaren Gegenwert etwa nicht; oder auch die Tatsache, dass New England eine Säule wie J.C. Jackson ziehen ließ, und diese Ressourcen eben nicht Spieler investierte, die anderweitig einen Unterschied machen können. Cornerback ist somit eine Baustelle, genau wie Outside Receiver und auch nach der Rückkehr von Trent Brown weiterhin Teile der Offensive Line.

Und hier kommt dann eine gewisse Diskrepanz was den Ist-Zustand des Kaders und das Vorgehen in der Free Agency ins Spiel. Mac Jones hatte eine gute Rookie-Saison, für die unmittelbare Zukunft ist sein Vertrag noch günstig. Jetzt müsste an sich das Fenster sein, in dem man weiter investiert, und den im Vorjahr eingeschlagenen Kurs weiter verfolgt. Die Pats haben in dieser Free Agency mehr oder weniger das Gegenteil gemacht.

Ich vermute, dass der übergreifende Free-Agency-Plan für dieses Jahr in Teilen zumindest bereits im vergangenen Jahr beschlossen wurde. Was dann etwas merkwürdig und entgegen der Intuition wirkt, aber was sich zumindest in Ansätzen erklären lässt. Passend dazu könnte ich mir auch gut vorstellen, dass die Patriots im Draft dann mal wieder runter gehen, um mehr Picks zu sammeln.

Gleichzeitig bleibt das Gefühl im Raum, dass die Patriots einen ziemlich riskanten Weg wählen. Ich bin gespannt, wie All-In sie über die nächsten zwei Jahre wirklich mit Mac Jones gehen, oder ob diese Herangehensweise nicht vorgesehen ist.

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