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Super Bowl 54: Kansas City Chiefs vs. San Francisco 49ers - First Look, Matchups, Preview

SPOX stimmt euch mit einem ersten Blick auf den Super Bowl ein!
© getty

Super Bowl LIV wirft endgültig seine Schatten voraus: Die Kansas City Chiefs treffen in Miami auf die San Francisco 49ers - es ist ein Duell, auf das auch neutrale Fans sich freuen können. Zwei absolute Top-Teams, die gänzlich unterschiedlich an diesen Punkt gekommen sind und mit sehr unterschiedlichen Stärken punkten. SPOX-Redakteur Adrian Franke wirft einen ersten Blick auf den Super Bowl 2020.

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Super Bowl 54 Preview: Chiefs vs. 49ers First Look

  • Die erste Reaktion auf den Super Bowl, die man bislang auch mit am häufigsten hörte, war: Der beste Quarterback der NFL in der gefährlichsten Offense der NFL gegen die beste Defense dieser Playoffs sowie eine der besten Defenses zumindest der ersten Regular-Season-Hälfte. Patrick Mahomes mit all seinen Waffen auf der einen und die exzellente Niners-Defense auf der anderen Seite - es ist die faszinierendste sportliche Storyline.
  • Mahomes spielt in den Playoffs nochmals einige Stufen besser als in der zweiten Saisonhälfte der Regular Season. Gegen Houston sezierte er die Defense in der Mid Range und war vor allem exzellent in und um die Red Zone, gegen Tennessee gelangen dann noch mehr Big Plays. Und Mahomes' Zahlen wären noch besser, hätte er nicht mit weitem Abstand die meisten Drops aller Quarterbacks in den Playoffs zu beklagen (9).
  • Umgekehrt hat San Francisco das vielleicht vielversprechendste Mittel gegen Mahomes und diese Chiefs-Offense: Den wohl besten 4-Men-Rush der Liga. Bosa (sieben QB-Pressures), Buckner (5), Armstead (4) und Ford (3) dominierten die Vikings-O-Line komplett, im Championship Game gegen eine sehr gute Packers-Line konnten allein Bosa und Armstead Rodgers abermals je drei Mal unter Druck setzen.
  • Das Gegenbeispiel sah man im AFC Championship Game, wo Mahomes gegen Tennessees 4-Men-Rush viel zu häufig eine Ewigkeit Zeit hatte. Diesen Luxus sollte er gegen San Francisco nicht haben, und Druck auf Mahomes auszuüben ohne ihn zu blitzen und ihn dabei möglichst in der Pocket zu halten bringt defensiv die größten Erfolgsaussichten mit.
  • Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass auch San Franciscos Offense über immense Feuerkraft verfügt. Die Niners sind in den Super Bowl eingezogen, und gefühlt war dabei fast egal, wer Quarterback spielt. Gegen die Chiefs muss man davon ausgehen, dass Kyle Shanahan wieder stärker auf Play Action setzt und Kansas City so tief attackiert.
  • Beide Teams verfolgen offensiv letztlich gänzlich unterschiedliche Ansätze: Die 49ers liefen im wahrsten Sinne des Wortes über die Vikings (186 Rushing-Yards) und Packers (285). Die Chiefs auf der anderen Seite? Bei Kansas City war Patrick Mahomes in beiden Playoff-Spielen der Leading-Rusher, mit Yards, die weitestgehend per Scrambles zustande kamen.
  • Auch beide Coachs werden über die nächsten eineinhalb Wochen intensiv thematisiert werden. Bei Andy Reid ist der Super Bowl vermutlich der eine Punkt, der zur erfolgreichen Hall-of-Fame-Bewerbung fehlt - mangelnder Postseason-Erfolg, nicht selten durch bittere Niederlagen als klarer Favorit, wurden bislang eher mit Reid in Verbindung gebracht. Kann er in seinem zweiten Trip zum Super Bowl den Titel gewinnen?
  • Auf der anderen Seite ist das Zeitfenster für den 21 Jahre jüngeren Kyle Shanahan sicher noch größer - doch auch er hat schon eine Super-Bowl-Vorgeschichte, die das Bild von ihm prägt. Unfairerweise wird gerne auf die unglaubliche Saison, die Shanahan mit der Offense der Atlanta Falcons 2016 dirigierte, in den Hintergrund gerückt, und stattdessen darüber gesprochen, wie man es nicht schaffte, die längst berüchtigte 28:3-Führung im Super Bowl gegen die Patriots über die Zeit zu bringen. Einer der beiden Coachs wird die Super-Bowl-Dämonen austreiben!
  • Mehr Matchup-Details zu Super Bowl 54 gibt's hier!

Super Bowl Chiefs - Blick hinter die Kulissen

Für die Chiefs gab es eine eindeutige Weichenstellung, und die fand im Draft 2017 statt: Kansas City tradete von Position 27 auf 10 hoch, ging damit vor die Saints und Cardinals - Berichten zufolge hatten beide Mahomes ebenfalls ins Visier genommen - und draftete Patrick Mahomes.

Das war damals eine durchaus umstrittene Entscheidung. Viele sahen Mahomes als sehr rohes Prospect mit großen technischen Defiziten. Dazu kam der Hintergrund in der auf NFL-Ebene (damals noch deutlich mehr) nach wie vor verpönten Air Raid Offense, kurzum: Ein Quarterback mit Potenzial, aber einem möglicherweise noch weitem Weg vor sich - sollte er sich überhaupt als Starter durchsetzen.

Kansas City und Andy Reid dachten hier offensichtlich anders, und der Ausgang der Geschichte ist bekannt; Mahomes ist heute, das dürfte kaum ein kontroverses Statement sein, der beste Quarterback der NFL. Die Chiefs waren davon so überzeugt, dass sie Alex Smith nach einer exzellenten Saison per Trade abgaben und Mahomes zum Starter machten.

Der wird KC über die nächsten Jahre, vielleicht über das nächste Jahrzehnt, mindestens zum alljährlichen Playoff-Kandidaten machen - allerdings sind die Tage, in denen er das als Rookie-Schnäppchen macht, bald vorbei. Unabhängig davon, was in Miami passiert: Mahomes wird alle Vertrags-Rekorde pulverisieren, er wird vermutlich den ersten 200-Millionen-Dollar-Deal unterschreiben und die Schallmauer von 40 Millionen Dollar pro Jahr durchbrechen.

Mit dem Ende dieser Saison darf er erstmals eine Vertragsverlängerung unterschreiben, und vieles deutet darauf hin, dass die Chiefs hier auch nicht lange warten, sondern über die kommenden Monate den neuen Deal aushandeln werden. Dann wird es spannend sein zu sehen, wie sich das auf das weitere Roster-Building auswirkt - Chris Jones, neben Tyrann Mathieu der wichtigste Spieler der Defense, wird im März Free Agent, auch Spieler wie Reggie Ragland, Stefen Wisniewski oder Kendall Fuller haben auslaufende Verträge.

Einen Kader wie den aktuellen zusammenzustellen wird für KC schon bald deutlich schwieriger.

Super Bowl 49ers - Blick hinter die Kulissen

Bei den Chiefs ist der Weg für die nächsten Jahre relativ klar: Man hat den Superstar-Quarterback, den man zwar bezahlen muss, der gleichzeitig aber auch in Kombination mit Andy Reid und den Waffen dieser Offense die Base-Line für die Chiefs für die nächsten Jahre bereitstellt.

Die Niners auf der anderen Seite? Hier ist mehr Spielraum für Spekulation. Wenn man es negativ auslegt: In der Vergangenheit war es für Teams schwer, mit der aktuellen Niners-Erfolgsformel (exzellente Defense, starkes Run Game, Game-Managing-Quarterback) langfristig auf diesem Level Erfolg zu haben.

Wenn man es positiv drehen will? Die Basis dieses Teams ist stark. Die Defensive Line gibt der Defense eine hohe Base Line, die wird in Kombination mit den Linebackern noch höher. Das Offensive-Tackle-Duo ist sehr gut, George Kittle neben Travis Kelce der beste Tight End der Liga, Deebo Samuel hatte eine exzellente Rookie-Saison und Kyle Shanahan ist einer der besten Play-Caller und Play-Designer der Liga.

San Francisco sollte auch nächstes Jahr mindestens ein Playoff-Kandidat sein. Was darüber hinaus möglich ist und auch was perspektivisch möglich ist, hängt maßgeblich damit zusammen, wie man Jimmy Garoppolo einschätzt.

Derweil stehen auch San Francisco einige kritische Free-Agency-Personalentscheidungen bevor. Erhält Emmanuel Sanders, der fraglos eine deutliche Verstärkung war, einen neuen Vertrag? Wie viel Geld verlangt Safety Jimmie Ward? Kann Arik Armstead nach seiner mit Abstand besten NFL-Saison gehalten werden? Die 49ers haben ihren QB-Deal bereits in den Büchern und gehören zum unteren Liga-Viertel was Cap Space für 2020 angeht.

Fakten und Statistiken zu Super Bowl 54:

  • San Francisco ist nach den 1988er Bengals und den 1999er Rams das erst dritte Team in der NFL-Geschichte, das den Super Bowl erreicht, nachdem in der vorherigen Saison nicht mehr als vier Spiele gewonnen wurden. Die Verletzung von Garoppolo im Vorjahr hatte dabei natürlich ihren Anteil - zusätzlich dazu haben sich die Niners in der Offseason aber auch exzellent verstärkt.
  • Für die 49ers ist es der siebte Trip zum Super Bowl - von ihren bisherigen sechs Super Bowls haben sie nur einen einzigen verloren, 2012 gegen die Ravens. Zuvor schlug man die Bengals (1981, 1988), Dolphins (1984), Broncos (1989) und Chargers (1994).
  • Kansas City stand nur zwei Mal zuvor im Super Bowl, und das ist lange her: In Super Bowl I 1966 gab es die Niederlage gegen die Packers, drei Jahre später den ersten und einzigen Titel gegen die Vikings.
  • Diese Jagd nach dem ganz großen Wurf eint die Chiefs mit ihrem Head Coach: Andy Reid hat zwar die siebtmeisten Regular-Season-Siege aller Head Coaches in der NFL-Geschichte (207), im Super Bowl stand er jedoch nur ein Mal - und verlor 2004 mit den Eagles gegen die Patriots.
  • Seit 2002 haben die beiden Franchises nur fünf Mal gegeneinander gespielt. Davon haben die Chiefs drei (2018, 2010, 2006) und die 49ers zwei (2014, 2002) Spiele gewonnen. Das letzte direkte Aufeinandertreffen war für die 49ers rückblickend eine Weichenstellung: Es war das Woche-3-Duell im Vorjahr, in dem die Niners nicht nur deutlich die Grenzen aufgezeigt bekamen - sondern in dem San Francisco vor allem Jimmy Garoppolo per Kreuzbandriss verlor. Am Ende jener Saison stand der Nummer-2-Pick und Nick Bosa.
  • Die drei Spiele, die Kansas City gewonnen hat, waren übrigens jeweils offensive Feuerwerke: 38, 31 und 41 Punkte erzielten die Chiefs dabei - das 41:0 im Oktober 2006 war aus Niners-Sicht fraglos der Tiefpunkt.
  • Bei den Buchmachern in Las Vegas sind die Chiefs Favorit, allerdings nur haarscharf mit 1,5 Punkten. Das Over/Under für die Punkte in der Partie liegt bei 52,5.
  • Es ist der zweite Super Bowl, der an einem 2. Februar ausgetragen wird. Der erste? Super Bowl 48, als die Seahawks-Defense Peyton Manning und die Broncos im Februar 2014 dominierte.

Die Eckdaten: Wann findet der Super Bowl 2020 statt?

  • Wann? Nacht vom 2. auf den 3. Februar, 0.30 Uhr deutscher Zeit.
  • Wo? Hard Rock Stadium in Miami, Florida.
  • Wie? Die Chiefs sind offiziell das Heim-Team und dürfen somit ihre roten Trikots tragen. Die 49ers müssen auf weiß ausweichen.
  • DAZN überträgt den Super Bowl live - mit Markus Kuhn und Sebastian Vollmer im deutschen Live-Kommentar, wahlweise auch im US-Originalkommentar.

Das SPOX Super-Bowl-Programm:

Einige Hinweise noch in eigener Sache: auf SPOX verpasst ihr natürlich nichts zum Super Bowl. Von News, über Hintergrund-Geschichten zu beiden Teams, den Taktik-Analysen zu beiden Teams, kuriosen Begleiterscheinungen und Live-Eindrücken des DAZN-Teams vor Ort in Miami bis hin zum Live-Ticker am Abend des 2. Februars - die kommenden elf Tage stehen auch bei uns natürlich ganz im Zeichen des Super Bowls!

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