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Knallharter Showdown im Westen!

Die Arizona Cardinals empfangen am Sonntagabend die Seattle Seahawks
© getty

Wenn die Arizona Cardinals (3-3) am Sonntagabend die Seattle Seahawks (4-1) empfangen, weht, auch wenn es erst der siebte Spieltag ist, ein Hauch von Playoff-Atmosphäre durch die Wüste: Die Cards müssten die Division im Falle einer Pleite wohl schon abschreiben, scheinen aber passend zu dem Duell langsam in Form zu kommen - und nutzen dabei einen neuen Ansatz. Doch Seattle war zuletzt gerade in Arizona ein Angstgegner. Zu sehen gibt es den Kracher in der Nacht von Sonntag auf Montag ab 2.30 Uhr live auf DAZN!

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"Es war schon etwas komisch", musste auch Carson Palmer am Montagabend zugeben. Seine Cardinals hatten gerade die Jets souverän mit 28:3 geschlagen - doch anstatt die so anfällige Jets-Secondary mit den im Vorjahr Cards-typischen, langen Pässen zu zerpflücken, hatte Coach Bruce Arians einen anderen Ansatz gewählt.

Arizona verzeichnete so viele Rushing-Versuche wie Pässe (je 35) und obwohl David Johnson, abgesehen von seinem 58-Yard-Touchdown gleich zu Beginn, oft nach kurzem Raumgewinn gestoppt wurde, hielt Arians am Run Game fest. Es war das zweite Spiel in Folge, in dem das Run Game den Game Plan bestimmte: Beim Sieg in San Francisco, zugegebenermaßen ohne den verletzten Carson Palmer, hatten die Cards gar mehr Runs als Pässe.

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"Wir haben auf einige der Plays, die wir normalerweise im Game Plan haben, verzichtet", bestätigte Palmer den Eindruck weiter. "Wir hatten einige lange Pässe, aber die Jets haben uns dazu gezwungen, den Ball schneller loszuwerden. Wir haben dann spät im Spiel auch nichts verheimlicht: Wir hatten Heavy-Run-Personnel auf dem Platz, wo jeder wusste, dass ein Lauf kommt."

Kurzum: Nachdem die Cardinals über die ersten Spiele noch erfolglos versucht hatten, die Big-Play-Offense der Vorsaison wieder auf den Platz zu bringen, scheint ein Umdenken stattgefunden zu haben - auch wenn sich Arians selbst gegen diese Feststellung zumindest öffentlich noch wehrt.

"Wollen genau so spielen"

"Wir wollen genau so spielen", stellte Arizonas Coach mit Blick auf das Run Game klar, "das wollten wir immer. Ein gutes Running Game und darauf aufbauend Play Action, um dann die Plays zu machen, die uns die Defense gibt. Wir haben unsere Philosophie wirklich nicht verändert."

Und tatsächlich: Schon in der Vorsaison hatten die Cardinals die neuntmeisten Runs pro Spiel (28,2), die Offense war ausgeglichener, als es vereinzelt den Anschein hatte. Und dennoch wirkt es, als sei der Ansatz aktuell anders. Das Run Game scheint eher der Fokus zu sein als ein Komplementär-Element zum Deep-Passing-Game. Johnson gelangen über die letzten beiden Spiele 268 Rushing-Yards, fünf Touchdowns und 5,5 Yards pro Run. Im gleichen Zeitraum verzeichnete Arizona 337 Passing-Yards und drei Touchdowns.

Weitere Zahlen: Über die ersten vier Saisonspiele gab es einen Pass bei 65 Prozent der Snaps, über die letzten beiden Partien ist diese Zahl auf 47 Prozent gefallen. Und warum auch nicht? Center A.Q. Shipley spielt eine überraschend starke Saison, Guard Mike Iupati kehrt nach einwöchiger Verletzungspause gegen Seattle zurück. Football Outsiders listet Arizona als zweitbeste Run-Blocking-Line hinter Dallas, die Double-Blocks funktionieren extrem gut.

Chancen nutzen - Schwächen verstecken

Für die Tatsache, dass das Passing Game nicht so klappt, wie im Vorjahr, gibt es mehrere Gründe. Einerseits haben sich Defenses besser darauf eingestellt und setzen Palmer effektiver unter Druck, um in der Secondary gleichzeitig den Fokus auf die langen Passwege zu richten.

Das Receiving-Corps hat zudem noch Probleme: Michael Floyd spielt sehr schwach, John Brown brauchte nach seiner Verletzung aus der Preseason einige Spiele, um wieder in Form zu kommen - gegen Seattle fällt er wohl erneut aus, J.J. Nelson dürfte seinen Platz einnehmen. Gleichzeitig aber ist Palmer selbst längst nicht auf seinem herausragenden 2015er Level. Seine Pässe kommen deutlich riskanter, die großartige Downfield-Präzision fehlt.

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Im Scheme jedenfalls sieht Arians die Probleme nicht: "Es ist nicht so leicht wie in der vergangenen Saison, aber wir haben auch Chancen liegen gelassen. Die Gelegenheiten waren da, wir haben sie nur nicht genutzt. Wir werden auch weiterhin Chancen bekommen, und müssen die weiter versuchen, zu nutzen."

Carson Palmer angeschlagen

Allerdings könnten die letzten beiden Spiele - unter welchen Umständen der jeweilige Game Plan auch zustande kam - ein Glücksfall für Arizona gewesen sein. Johnson hat sich zu einem Top-3-Back aufgeschwungen und mit Blick auf die Diskrepanz der O-Line zwischen Run-Blocking und Pass-Protection gibt es keinen Grund, vom Run-intensiven Ansatz wegzugehen.

Darüber hinaus war Larry Fitzgerald in der bisherigen Saison Arizonas mit Abstand verlässlichster Receiver, und Fitzgeralds Produktion kommt weitestgehend aus dem Slot über die Mitte. Mit mehr kurzen Drops und schnellen Pässen kann Arians Druck von der Offensive Line und von Palmer nehmen, der am Sonntag trotz einer leichten Oberschenkel-Blessur spielen wird.

Spuren der Seahawks-Identität?

Das Resultat ist eine Identität, die ironischerweise gerade Seahawks-Fans bestens vertraut sein dürfte: Ein starkes Running Game, kombiniert mit einer explosiven, aggressiven Defense. Denn die Defense, und das geriet aufgrund der Probleme in der Offense ein wenig in den Hintergrund, ist vielseitiger und potentiell gefährlicher, als ihre Vorjahres-Version.

Die Verpflichtung von Chandler Jones hat sich bisher voll ausgezahlt, Jones sorgt für enormen Druck und bildet gemeinsam mit Pass-Rusher-Kollege Markus Golden ein brandgefährliches Duo. Defensive Coordinator James Bettcher hat sich darüber hinaus einen neuen Kniff einfallen lassen: Bei offensichtlichen Passing Downs schickt er mit Jones, Golden und Alex Okafor drei Pass-Rusher an die Line of Scrimmage, ergänzt durch Calais Campbell. Dieses Pass-Rushing-Package hat sich bislang bewährt, Arizona hat bereits 19 Sacks auf dem Konto.

"Guards sind es nicht gewohnt, gegen Edge-Rusher zu spielen. Das bereitet ihnen Probleme. Und Dinge wie Twists klappen viel schneller", bringt es Arians selbst auf den Punkt. Dahinter spielt außerdem Linebacker Kevin Minter seine bis dato bei Weitem beste Saison im Cardinals-Trikot, während Tyrann Mathieu zurück im Slot ist.

"Suchen noch unseren Rhythmus"

Das macht in der Summe eine der bislang besten Fronts dieser Saison, die aber ein offensichtliches Problem hatte: Mobile Quarterbacks bereiteten Arizona Schwierigkeiten, und mit Russell Wilson wartet genau so einer jetzt. Das Problem dabei, wie es Arians zusammenfasste: "Vor Jahren hieß es, dass man ihn unbedingt in der Pocket halten muss. Jetzt hoffst du, dass du ihn kontrollieren kannst, weil er jeden aus der Pocket heraus zerstört."

Zwar ist die O-Line nach wie vor mehr als anfällig, und hier ruht ein kritisches Duell gegen Arizonas Pass-Rusher. Aber trotzdem spielt Wilson, nach weitestgehend auskurierten Verletzungsproblemen aus den ersten Spielen, schon wieder stark auf - zumindest im Passing Game. "Die Gefahr, die er für Defenses darstellt, hat unserem Running Game schon immer geholfen", betonte Coach Pete Carroll schon vergangene Woche und Offensive Coordinator Darrell Bevell kündigte an, dass Wilson wieder stärker ins Run Game eingebunden werden soll.

Und das nicht ohne Grund: Denn obwohl Christine Michael in Abwesenheit des nach wie vor verletzten Thomas Rawls eine überraschend starke Saison spielt, ist das Running Game insgesamt noch längst nicht so effektiv, wie in den vergangenen Jahren. 3,2 Yards pro Run bedeuten vielmehr den drittletzten Rang, nur Los Angeles (3,1) und Minnesota (2,5) sind hier noch schlechter.

"Ehrlich gesagt suchen wir da noch unseren Rhythmus", gab O-Line-Coach Tom Cable offen zu. "Manchmal sieht es okay aus, manchmal sieht es furchtbar aus. Da müssen wir weiter dran arbeiten." Bevell fügte bei ESPN hinzu: "Wir nutzen im Moment ein etwas anderes Run Game. Wir haben den Zone-Read weniger genutzt und uns in eine andere Richtung orientiert. Aber wir passen den Ball schneller und beschützen den Quarterback so, das verändert einige Dinge."

Seattle erneut ohne Chancellor?

Ein sehr wichtiger Faktor in diesem schnellen Passing Game ist Jimmy Graham, der über die Mitte eine verlässliche und produktive Waffe für Wilson geworden ist und nach einigen Blessuren am Freitag wieder trainieren konnte. Schlechter sind dagegen die Nachrichten bei Kam Chancellor: Seattles Safety, gerade in der Run-Defense ein wichtiger Faktor, plagt nach wie vor eine Leistenverletzung und Carroll betonte: "Wir werden kurz vor dem Spiel eine Entscheidung treffen. Aber er konnte im Training nicht viel machen."

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Die Defensive Ends Frank Clark und Michael Bennett dagegen werden mitwirken können - und so wird Seattles Front den gewohnten Druck aufbauen können, für Palmer in der aktuellen Form ein großes Problem und womöglich ein Grund, den Game Plan wieder anzupassen. Die Cardinals haben die letzten drei Heimspiele gegen Seattle verloren, in diesen Spielen standen Arizonas 86 Rushing-Yards derer 547 der Seahawks gegenüber. Wenn Arizonas Ansatz über die letzten Wochen irgendeine Tendenz verrät, soll sich das am Sonntag ändern.

"Wir hatten zuletzt viele Fans bei den Auswärtsspielen in Arizona, das hat uns wirklich geholfen", erklärte Carroll. Eine Pleite jedenfalls ist aus Cards-Sicht tabu, dafür war der Saisonstart schlicht zu schwach - Seattles Vorsprung in der Division wäre mit einem Sieg in der Wüste schon stattlich. "Egal ob daheim oder auswärts, wir müssen sie schlagen", betonte Arians weiter. "Wenn wir die Division gewinnen wollen, müssen wir sie schlagen."

Die TV-Quoten waren über die vergangenen Wochen enttäuschend, oft auch weil die Primetime-Spiele zu wenig Interesse weckten. Dieses Argument kann man für den kommenden Sonntagabend getrost aus dem Fenster werfen.

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