NBA

Zehn Fragen zum Saisonstart der NBA: Wird Luka Doncic endlich MVP - und was ist für die Deutschen drin?

Von Stefan Petri / Johannes Katzer
luka-doncic
© getty

Der Startschuss zur neuen NBA-Saison ist erfolgt, heute Nacht geht es mit gleich zehn Spielen so richtig los. Zuvor beantworten wir die wichtigsten Fragen.

Cookie-Einstellungen

Wer kann die Boston Celtics stürzen? Gewinnt Luka Doncic seinen ersten MVP-Award - oder grätscht Victor Wembanyama dazwischen? Verkommt die NBA zum Dreier-Einheitsbrei? Wer landet im Tabellenkeller - und was brennt Commissioner Adam Silver auf der Seele?

NBA Power Ranking zum Saisonstart: Dallas Mavericks nicht in den Top-3

paul-pierce
© getty

NBA Saisonstart: Über welche Hürde können die Boston Celtics stolpern?

Auch wenn sich 83 Prozent der General Manager in der NBA einig sind, dass die Celtics als erstes Team seit den Golden State Warriors 2017 und 2018 den Titel verteidigen werden: Ein Selbstläufer wird der Repeat für das Team von Coach Joe Mazzulla nicht. Die Gründe dafür liegen dabei vor allem im eigenen Kader, der bei aller Ausgeglichenheit auf den großen Positionen schnell zu einer Stolperfalle für die Champs werden könnte.

Kristaps Porzingis wird Boston wohl mindestens bis Dezember fehlen. Al Horford als einzig adäquater Backup ist mittlerweile 38 Jahre alt und kann daher, trotz seiner unglaublichen Fitness, die fehlenden Minuten nur teilweise auffangen. Und selbst wenn Porzingis den Celtics im Frühjahr zur Verfügung steht, wenn es darauf ankommt: Es gibt es keine Garantie, dass der verletzungsanfällige Lette fit genug für lange und intensive Playoffs ist.

Vor allem, weil dort Kaliber wie Joel Embiid, Giannis Antetokounmpo oder möglicherweise MVP Nikola Jokic warten. Denen könnte ohne veritable Big Men nicht einmal die bärenstarke Celtics-Defense gewachsen sein. Andererseits: Treffen die Kelten so überragend von der Dreierlinie wie im Auftaktspiel gegen die Knicks, ist vermutlich auch ein MVP in Bestform keine echte Hürde für den Meister.

mike-budenholzer
© getty

NBA Saisonstart: Welcher Offseason-Move macht den größten Unterschied?

In erster Hinsicht denkt man hier natürlich an die Superstars, die ein neues Zuhause gefunden haben. Klay Thompson bringt seine vier Ringe und insgesamt 2.481 versenkte Dreier (Platz sechs all-time) mit zu den Dallas Mavericks, er soll Luka Doncic und Kyrie Irving vom Perimeter den Rücken freihalten. Paul George hat sich seinen Status als neue dritte Geige bei den Philadelphia 76ers fürstlich bezahlen lassen (4 Jahre, über 211 Mio. Dollar). Die Knicks warten plötzlich mit Mikal Bridges und vor allem Karl-Anthony Towns auf, und vielleicht ist mit Isaiah Hartenstein bei den Thunder sogar ein noch recht unbekannter Deutscher das Zünglein an der Waage, wenn es um die ersehnte Championship geht.

Und doch verweist sie "Coach Bud" hier alle auf die Plätze. Sieben neue Head Coaches haben in der Offseason übernommen, fast jedes vierte Team geht also mit einem neuen Übungsleiter in die Saison (Brian Keefe war bei den Wizards schon ab Mai interimsweise tätig). Niemand dürfte einen so großen Unterschied machen wie Mike Budenholzer. Der 55-Jährige hat eine beeindruckende Vita vorzuweisen: Er gewann mit den Atlanta Hawks (2013-2018) einmal 60 Spiele in einer Saison, bei den Milwaukee Bucks (2018-2023) führte er Giannis Antetokounmpo und Co. zum Titel.

Bei den Phoenix Suns ersetzt Budenholzer Mike Vogel und soll dort das Potenzial von Kevin Durant, Devin Booker und Bradley Beal entfesseln. Die Suns gewannen 23/24 zwar 49 Spiele, die Offense glich gerade im Schlussviertel aber eher eine verstopften Kloschüssel. Das soll nun alles anders werden: Nicht nur sind die Rollenspieler teilweise deutlich besser als im Vorjahr, "Coach Bud" will statt langer Zweipunktwürfe nun auch endlich in Phoenix Dreier sehen. In dieser Statistik gehörten seine Teams immer zu den Vorreitern. Macht Budenholzer aus den Suns eine der besten Offenses der Liga - letztes Jahr Platz 10 -, sollte das Team trotz mäßiger Verteidigung im Westen ganz weit oben mitspielen.

okc-thunder-maskottchen
© getty

NBA Saisonstart: Führt im Westen kein Weg an den Oklahoma City Thunder vorbei?

Um es kurz zu machen: schwer vorstellbar. OKC thronte mit 57 Siegen schon im Vorjahr an der Spitze der Western Conference und hat sich in der Offseason clever verstärkt: Isaiah Hartenstein wurde angesichts der Rebound-Schwäche in den Playoffs gegen die Dallas Mavericks geholt, Alex Caruso kam im Tausch für Josh Giddey aus Chicago. Während Giddey an der Dreierlinie seelenruhig ignoriert werden konnte, traf Caruso von dort im letzten Jahr 41 Prozent seiner Würfe - ach, und Defense spielen kann er auch.

Der Rest des Kaders wurde weitgehend zusammengehalten bzw. durch einige Draft Picks ergänzt, ist aber weiterhin so jung, dass er mehr oder weniger von sich aus besser werden sollte: Über 99 Prozent aller Playoff-Punkte erzielten im Vorjahr Spieler im Alter von maximal 25 Jahren! Shai Gilgeous-Alexander ist längst ein MVP-Kandidat, Jalen Williams und Chet Holmgren dürften einen weiteren Sprung machen. Die Bank ist tief besetzt, und dem Front Office um Sam Presti stehen so viele hochkarätige Draft Picks zur Verfügung, dass man um jeden Superstar mitbieten kann, der auf den Markt kommen sollte.

Eigentlich kann nur die fehlende Erfahrung den Thunder in den Playoffs noch einen Strich durch die Rechnung machen, und natürlich Verletzungen. Den Top-Seed im Westen sollte man aber holen können, wenn nicht alle Stricke reißen: 60 Siege sind auf dem Papier locker drin. In den Playoffs könnte es dann gegen die Mavs, Nuggets, Suns oder Wolves heiß hergehen. Trotzdem sind die Thunder völlig zurecht klarer Favorit auf die erste Finals-Teilnahme seit 2012.

luka-doncic
© getty

NBA Saisonstart: Gewinnt Luka Doncic seinen ersten MVP-Award?

Rein von den nackten Zahlen her kann es mit Luka Doncic niemand aus der modernen NBA-Geschichte aufnehmen, was seine ersten sechs Jahre in der Liga angeht. Auch ein LeBron James nicht. Letztes Jahr setzte der Slowene dann noch einen drauf, schraubte seine Dreierquote auf über 38 Prozent und markierte im Schnitt fast 34 Punkte, bei 9,8 Assists und 9,2 Rebounds. Das reichte bei der Wahl zum MVP für Platz drei. In den Jahren davor landete er übrigens auf den Plätzen acht, fünf, sechs und vier.

Warum er bei den Buchmachern schon wieder Favorit auf den Award ist? Neben den Statistiken auf der einen Seite hat der Marsch bis in die NBA Finals im Frühjahr natürlich Rückenwind gebracht. Jetzt, wo er auch Klay Thompson Dreier auflegen darf, könnte Doncic womöglich erstmals die Marke von zehn Assists knacken - und die Liga sowohl bei den Punkten als auch Vorlagen anführen? Das wäre dann schon schwer zu toppen. In den Finals gab es zudem die schmerzhafte Erinnerung, dass es zum Erfolg auch der Defense bedarf.

Gleichzeitig hat sich die Konkurrenz auf den Award etwas gelichtet. Joel Embiid etwa wird von den Sixers auf der Jagd nach einem Playoff-Run in Watte gepackt und dürfte angesichts der vorgeschriebenen 65 Einsätze aus dem Rennen sein. Shai Gilgeous-Alexander ist mit den Thunder auf dem Vormarsch, aber das Team ist mittlerweile so gut, dass seine Zahlen leiden könnten. Giannis Antetokounmpo ist zwar ein Dauergast unter den Top-5, aber kann er sich wirklich noch einmal verbessern? Für Anthony Edwards und Victor Wembanyama ist es wahrscheinlich noch ein Jahr zu früh.

Bleibt Nikola Jokic. Gegen den Serben spricht tatsächlich nicht viel. Der Verdacht, dass seine Zahlen unter der aggressiveren Defense der zweiten Saisonhälfte gelitten haben könnten, bestätigt sich nicht, im Gegenteil. Der Einbruch seiner Dreierquote in den Playoffs muss deshalb kein böses Omen sein. Allerdings würde der Joker mit seinem vierten MVP zu Bill Russell und LeBron James aufsteigen, er wäre dann öfter wertvollster Spieler als Magic Johnson, Larry Bird und Wilt Chamberlain. Das könnte einige Voter verschrecken, genau wie die auf dem Papier schwächer gewordenen Nuggets. Die waren letztes Jahr noch Zweiter im Westen, könnten diesmal aber durchgereicht werden.

Fazit: Wenn Doncic den MVP-Award gewinnen will, sollte er besser in dieser Saison zuschlagen. Die Chancen stehen so gut wie noch nie. Und 2025 könnte ihm schon ein gewisser Wemby vor der Nase sitzen ...

wembanyama
© getty

NBA Saisonstart: Hat die "Wembanyama-Ära" bereits begonnen?

Der eine oder andere NBA-Fan oder Experte lachte ungläubig angesichts der Vorschusslorbeeren für Victor Wembanyama. Als "größtes Talent der NBA-Geschichte", pries ihn Adrian Wojnarowski von ESPN, sein Kollege Brian Windhorst bescheinigte ihm vor seinem Debüt bessere Fähigkeiten als LeBron James im gleichen Alter. Ein Jahr später lacht niemand mehr: Wemby eroberte die NBA im Sturm, wurde natürlich zum Rookie des Jahres gewählt und unterlag beim Defensive Player of the Year nur Landsmann Rudy Gobert. In seinem ersten vollen NBA-Monat, dem November 2023, brachte es der Center direkt auf 20,1 Punkte, 10,3 Rebounds und je 2,9 Assists und Blocks im Schnitt. Im folgenden März waren es schon 23,2 Punkte, 11,7 Rebounds, 4,8 Assists und 3,8 Blocks.

Was muss man dem "Alien" in seiner zweiten NBA-Saison zutrauen? 27 Punkte, 14 Rebounds, 6 Assists und 5 Blocks im Schnitt? Gibt es überhaupt Grenzen? Der 2,24-Meter-Mann gewann mit Frankreich im Sommer Olympia-Silber, schloss sich ansonsten aber im Gym ein und soll 25 Pfund Muskelmasse zugelegt haben. Die übliche Legendenbildung einer Offseason? Vielleicht. Aber mit "Point God" Chris Paul an seiner Seite wird Wemby bei den San Antonio Spurs vieles leichter fallen - letztes Jahr war das Team ein ziemlich wild zusammengewürfelter Haufen.

Seine Mitspieler kommen schon jetzt aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Es wird Spiele geben, da wird er Dinge zeigen, die wir noch nie gesehen haben", prophezeite Tre Jones, "und das wird für viele Jahre so weitergehen." Die Trophäe für den besten Defensivspieler könnte man Wemby eigentlich jetzt schon in den Spind stellen, zum ernsthaften MVP-Kandidaten fehlt ihm wahrscheinlich noch ein Jahr. Oder vielleicht auch nicht. "Ich lerne immer noch dazu", sagte er zu den San Antonio Express-News: "Ich mache mir Sorgen darüber, wie es meinen Gegenspieler in ein paar Jahren ergehen wird." Falsch, Wemby - die zittern jetzt schon!

tristan-da-silva
© getty

NBA Saisonstart: Von Franz Wagner bis Dennis Schröder - was ist für die Deutschen drin?

Gleich acht Deutsche stehen in dieser Saison bei NBA-Teams unter Vertrag - von Titelambitionen bis Tanking ist alles dabei.

  • Franz und Moritz Wagner (Orlando Magic): Die Gebrüder Wagner haben in der letzten Saison Playoff-Luft geschnuppert und wollen dieses Jahr auch mindestens eine Serie gewinnen. Orlando hat den Kader zusammengehalten: Bankspieler Mo verlängerte für 22 Mio. Dollar, Franz bekam mit seinem Max Contract rund das Zehnfache! Wenn er dieses Jahr wieder von außen trifft, sind die Magic für so ziemlich jeden Gegner gefährlich.
  • Tristan da Silva (Orlando Magic): Der Deutsch-Brasilianer wurde von den Magic an Nummer 18 im Draft ausgewählt und muss sich nun für Minuten empfehlen. Der 23-Jährige Forward ist sehr vielseitig und gilt als "NBA-ready", das sollte ihm den Einstand erleichtern.
  • Isaiah Hartenstein (Oklahoma City Thunder): Hartenstein hatte sich in der letzten Saison bei den Knicks einen Namen gemacht. Die Thunder sahen ihn in der Offseason als fehlendes Puzzleteil auf dem Weg in die Finals und lotsten ihn aus dem Big Apple weg: 3 Jahre, stolze 87 Mio. Dollar! In OKC soll er nun unter dem Korb aufräumen, allerdings fehlt er erst einmal ein paar Wochen aufgrund einer gebrochenen Hand.
  • Dennis Schröder (Brooklyn Nets): Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft wird bei den Nets in der Starting Five stehen, die Konkurrenz ist nämlich extrem überschaubar. Die Nets gehören auf dem Papier zu den schlechtesten Teams der Liga: Auf viele Siege legt man es gar nicht an, stattdessen soll ein guter Pick im Draft her. Wenn Schröder dennoch überzeugt, könnte vor der Trade Deadline ein Contender zuschlagen.
  • Daniel Theis (New Orleans Pelicans): Der Center spielte letzte Saison für die Indiana Pacers und LA Clippers, die Pelicans sind nun schon seine siebte NBA-Station. Theis ist der Mann für die Drecksarbeit unter dem Korb, kann aber auch ein bisschen von außen werfen. Bei den Pelicans hat er vielleicht sogar Chancen auf den Platz in der Starting Five.
  • Maxi Kleber (Dallas Mavericks): 32 ist der "Three-and-D"-Spezialist mittlerweile. Letztes Jahr reichte es aufgrund einer Verletzung nur zu 43 Einsätzen, Dereck Lively II und Daniel Gafford haben ihm den Rang abgelaufen. Wenn die Mavs den Gegner vom Korb wegziehen wollen, wird aber immer noch auf Kleber gebaut. Sind auch dieses Jahr wieder die Finals drin?
  • Ariel Hukporti (New York Knicks): Der Deutsch-Togolese spielte neben der BBL auch in Australien und Litauen, bevor die Knickerbockers im Draft kurz vor Schluss zugriffen (58. Pick). Das verspricht erst einmal nicht viel Spielzeit, aber in New York werden aktuell Center gebraucht. Bei der Auftakt-Niederlage gegen Boston bekam er immerhin sechs Minuten (4 Rebounds, 1 Block).
josh-hart
© getty

NBA Saisonstart: Welcher Trend setzt sich auf dem Court fort?

So unterschiedlich die Spielweise der Celtics und Mavericks grundsätzlich ausgelegt ist, so verbunden sind sich die Finalisten der Vorsaison in einem strategischen Ziel: von außen abzufeuern, was das Zeug hält. In der Anzahl der genommenen Dreier pro Spiel lag Boston vergangene Saison wenig überraschend vorne, Dallas folgte auf Rang zwei. "Ich liebe Dreier", sagte Coach Joe Mazzulla bereits in seiner ersten Saison als Head Coach 2022. Im ersten Saisonspiel am Mittwoch stellte Boston mit 29 versenkten Dreiern den NBA-Rekord ein.
Zufall? Eher nicht. Der Trend zu mehr Würfen von außen wird sich in der neuen Saison noch vergrößern. Belege dafür liefern einerseits die Coaches selbst. Willie Green, Trainer bei den New Orleans Pelicans mit Weltmeister Daniel Theis, schrieb am ersten Tag des Trainingscamps eine große 40 auf die Tafel, um die Anzahl der Würfe von Downtown anzuzeigen, die er von seinem Team in dieser Saison im Durchschnitt erwartet. Es sei an der Zeit, dass jeder im Gebäude noch einmal überdenke, wie er die Dreierlinie nutzt, sagte Green. Und auch die Spieler sehen die Vorteile. "Wir sollten mehr Dreier nehmen", sagte Suns-Guard Devin Booker in einer Medienrunde: "Allein der Versuch, auch ohne ihn überhaupt zu treffen, zieht die Verteidigung auseinander und sorgt im Laufe des Spiels für bessere Looks."
Außerdem sprechen auch die Statistiken für einen weiteren Anstieg der Quoten: In der Preseason nahmen die Teams im Schnitt 44 Prozent aller Würfe von außen - Rekord. Auch wenn die Quote nachweislich etwas niedriger liegt, wenn die Spiele wirklich zählen, werden in dieser Saison wohl erstmals über 40 Prozent aller Würfe von jenseits der Dreierline genommen werden. 2010 waren es gerade mal knapp über 20 Prozent ...

jokic-giannis
© getty

NBA Saisonstart: Wo ist das Titelfenster mittlerweile zu?

Ist er vermessen und vielleicht auch verfrüht, einen Nikola Jokic abzuschreiben? Drei MVP-Awards in den letzten vier Jahren, mit 29 ist der Joker weiterhin im besten Basketball-Alter und kann so ziemlich jedes Team fast im Alleingang schlagen. Aber dieser Supporting Cast macht doch gehörig Bauchschmerzen: In den Playoffs der Championship-Saison 22/23 stand Kentavious Caldwell-Pope fast 34 Minuten im Schnitt auf dem Court, ein Bruce Brown über 26. Beide sind mittlerweile weg - und dass Christian Braun und Julian Strawther diese Lücke füllen können, da fehlt dann doch der Glaube. Dazu kommt ein Jamal Murray, der im Frühjahr und Sommer größtenteils neben sich stand. Mehrere Teams haben Denver im Westen schlicht und ergreifend überholt.

Das Pendant im Osten sind die Milwaukee Bucks. Deren Titel ist nun schon dreieinhalb Jahre her, einige Protagonisten sind weg - und die verbliebenen dementsprechend gealtert. Giannis Antetokounmpo ist 29 und natürlich immer noch eine Ein-Mann-Abrissbirne, aber der Trade für Damian Lillard hat sich letztes Jahr nicht ausgezahlt. Dame ist 34 und defensiv eine Schwachstelle, die von einem Brook Lopez mit 36 und dem chronisch verletzten Khris Middleton (33) nicht (mehr) geschlossen werden kann. Daran dürfte auch der im Milwaukee im Vergleich zu Denver bessere Supporting Cast nichts ändern.

Zu den übrigen Champions der 2020er Jahre muss man eigentlich nicht mehr viel sagen: Das Titelfenster der Los Angeles Lakers und Golden State Warriors war schon in der letzten Saison geschlossen.

dennis-schroeder-1600
© getty

NBA Saisonstart: Welches Team hat die schlechteste Bilanz der Regular Season?

Das gute alte Schneckenrennen im Tabellenkeller! In der letzten Saison machten die Detroit Pistons (14-68) und die Washington Wizards (15-67) dieses unter sich aus. Damit waren sie schlechter als das Schlusslicht aus dem Jahr zuvor - die Pistons mit 17-65 -, obwohl es im Draft kein Talent vom Kaliber eines Victor Wembanyama abzugreifen gab. Das sieht 2025 schon wieder deutlich besser aus: Duke-Freshman Cooper Flagg verspricht einen echten Unterschiedsspieler, und auch hinter ihm sieht es sehr vielversprechend aus.

In weiser Voraussicht haben sich deshalb einige Teams entsprechend positioniert: Den Wizards, Nets und Trail Blazers schreiben die Wettanbieter jeweils rund 20 Siege zu, allen dreien muss man spektakulär schlechte Saisons zutrauen. Wo die Blazers aber den einen oder anderen durchaus talentierten Spieler vorzuweisen haben und die Wizards in der Offseason Kaliber wie Saddiq Bey oder Jonas Valanciunas verpflichten konnten, umschreibt man den Kader der Nets am besten mit den Worten "karges Ödland". Nichts gegen Dennis Schröder, aber auch der Weltmeister wird mit dieser Truppe nicht viel gewinnen können. Zumal im Saisonverlauf noch der eine oder andere Trade folgen könnte, der weitere Löcher reißt. Aber gut, Wunder gibt es immer wieder: Vielleicht ist Ben Simmons ja plötzlich wieder ein produktiver NBA-Spieler!

Die Pistons könnten im Gegenzug endlich den Sprung von "sehr schlecht" zu "schlecht" geschafft haben: ein neuer Coach (J.B. Bickerstaff), neue Veteranen wie Tobias Harris oder Tim Hardaway Jr. und ein erhoffter Leistungssprung von Cade Cunningham: Zum ersten Mal seit 2018/19 scheinen mehr als 23 Saisonsiege drin zu sein. Meine Herren, war dieser letzte Satz deprimierend ...

adam-silver1
© getty

NBA Saisonstart: Welches Thema hat Commissioner Adam Silver besonders im Auge?

Seit über zehn Jahren ist Adam Silver mittlerweile Commissioner und hat die Liga in dieser Dekade schon durch so manch schwieriges Fahrwasser geführt. Der größte Brocken wurde im Sommer gestemmt: Mit dem neuen TV-Vertrag über elf Jahre und 76 Milliarden wurde die NBA erst einmal zukunftsfest gemacht. Das Geld sprudelt so kräftig wie noch nie - was nicht heißt, dass es keine Probleme gibt.

Trotzdem kann Silver seinen Fokus nun stärker auf das Thema Expansion richten. Darüber wird schon viele Jahre gemunkelt, schließlich ist auch der Pool an Talenten so tief wie wohl noch nie. Seattle und Las Vegas werden gehandelt, ein solcher Doppelschlag könnte den aktuellen 30 Teams gut und gerne zehn Milliarden Dollar an Expansionsgebühren einbringen, ein hübsches Sümmchen.

Im Saisonverlauf wird sich sicherlich noch das eine oder andere Thema aufdrängen. Die Mindestgrenze von 65 Spielen für Awards funktionierte in der letzten Saison durchaus, aber dass sich Superstars wie Joel Embiid bereits öffentlich mehr oder weniger abmeldeten, dürfte Silver nicht gefallen haben. Wenn sich die ganze Liga noch mehr als bisher auf den Dreier konzentriert, wird auch die Frage nach Regeländerungen wieder stärker aufkommen, und dann gibt es noch das trostlose All-Star-Game, die Fallstricke der Wettanbieter, eine eventuelle Rückkehr nach China, den Aufstieg der WNBA, und und und ...

NBA Saisonstart: Wichtige Termine im Überblick

DatumSpiel
12. November

Start des NBA Cups

10. Dezember

NBA Cup Viertelfinale

14. Dezember

NBA Cup Halbfinale

17. Dezember

NBA Cup Finale

25. Dezember

Christmas Day Games