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NBA - Julius Randles Absturz vom All-Star zum Buhmann bei den New York Knicks: Alle Daumen gehen runter

Julius Randle macht 2021/22 eine Saison aus der Hölle durch.
© getty
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Bereits in den Playoffs 2021 hatten sich Probleme bei Randle und seinem Team angedeutet, nun ist sein Punkteschnitt über die vergangenen fünf Spielzeiten (19,9) näher an dem der aktuellen (18,5) als an dem der vergangenen Saison (24,1). Seine magere Dreierquote von 30,3 Prozent (bei 5,3 Versuchen) ist tatsächlich noch die drittbeste seiner Karriere.

Trotz der überschaubaren Quoten verlässt sich Randle immer noch viel zu oft auf den Jumper. Dabei schließt er prozentual gesehen bereits häufiger am Ring ab als 2020/21 (32 Prozent zu 23 Prozent), doch ein Großteil seiner Abschlüsse sind eben immer noch die Jumper, die dieses Jahr nicht fallen wollen.

Das liegt auch am System der Knicks. In der Theorie müsste sich Randle viel öfter zum Korb durchtanken, er hat die Statur, um am Ring abzuschließen und Freiwürfe zu ziehen - auch seine Trips an die Linie sind im Vergleich zur Vorsaison stark gesunken. Allerdings ist im Knicks-Angriff in der gegnerischen Zone selten Platz.

Coach Tom Thibodeau lässt meistens einen "echten" Center neben Power Forward Randle auflaufen, Mitchell Robinson oder Nerlens Noel nehmen defensiv eine wichtige Rolle als Ringbeschützer ein. Auf der anderen Seite verstopfen sie aber die Zone - nicht umsonst wurde den Knicks Interesse an einem Trade für Myles Turner vor dessen Verletzung nachgesagt. So wird Randle aber zu schwierigen Stepbacks oder in Double-Teams gedrängt, in denen er zu oft eine schlechte Aktion erzwingt.

Eine Möglichkeit wäre, Randle nach Screens im Pick'n'Roll aggressiver zum Korb abrollen zu lassen. Eine andere wäre mehr Small-Ball mit Randle auf der Fünf, was der ohnehin durchschnittlichen Defense aber nicht guttun würde. Denn wenn es offensiv nicht läuft, lässt der Big defensiv oftmals den Einsatz vermissen. Es gäbe aber auch noch eine dritte, eine radikalere Option.

NBA: Die Saisonstatistiken von Julius Randle in den vergangenen fünf Jahren

SaisonTeamG / MINPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
2017/18Lakers82 / 26,716,18,02,655,822,2
2018/19Pelicans73 / 30,621,48,73,152,434,4
2019/20Knicks64 / 32,519,59,73,146,027,7
2020/21Knicks71 / 37,624,110,26,045,641,1
2021/22Knicks50 / 35,218,59,95,141,430,3

New York Knicks: Veränderungen dringend erwünscht

"Sie brauchen bedeutende Veränderungen", forderte ESPN-Experte Jeff Van Gundy, als die Knicks vergangene Woche im nationalen Fernsehen gegen Miami mal wieder komplett untergingen. "Sie bringen es einfach nicht jeden Abend. Ich weiß nicht, wie sie so weitermachen können. Das ist die Definition von Wahnsinn, wenn man immer und immer wieder das gleiche macht, aber ein anderes Resultat erwartet."

Der ehemalige Knicks-Coach spielte damit vor allem auf die Starter an. Die Starting Five um Randle, Kemba Walker, Evan Fournier, R.J. Barrett und Robinson ist mit 411 gespielten Minuten das am dritthäufigsten verwendete Lineup der NBA, legt aber ein katastrophales Net-Rating von -14,5 auf - natürlich der schlechteste Wert unter allen Lineups mit mindestens 300 Minuten. Randles individuelle On/Off-Zahlen sind mindestens genauso verheerend (-17,2!).

So kann es eigentlich nicht weitergehen, vor allem nicht mit der Trade Deadline vor der Tür. Die Knicks werden mit großer Sicherheit in den kommenden Tagen bis zum 10. Februar sehr aktiv sein, beispielsweise soll Platz für Neuzugang Cam Reddish geschaffen werden. Die erst gefeierten, dann krachend gescheiterten Offseason-Signings Walker und Fournier, die eigentlich als Boost für die Offense (Platz 22 ligaweit) gedacht waren, sollen das Team möglichst verlassen.

Doch was ist mit Randle? Sehen die Knicks ihn tatsächlich nicht als den erhofften Franchise-Player, könnte ein Trade Sinn ergeben, um langfristig Platz für eine neue, eine richtige Nr.1 zu machen. Laut SNY.tv sei New York beim richtigen Preis gesprächsbereit. Dass Randle selbst nun in der Nacht auf Freitag der Franchise bei Instagram entfolgte, dürfte die Spekulationen nur noch weiter anheizen. In Anbetracht seiner Leistungen wird aber wohl kein Rivale bereit sein, die Vorstellungen der Knicks zu erfüllen.

Julius Randle: Findet er doch noch zurück in seinen Rhythmus?

Der 27-Jährige und dessen hochdotierter Vertrag werden der Traditionsfranchise also wohl erhalten bleiben. Für Optimisten ist das auch eine gute Nachricht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Randle trotz der düsteren Monate doch noch in seinen Rhythmus findet und sich dem All-NBA-Niveau der Vorsaison zumindest wieder annähert.

"Es ist eine lange Saison. Vergangenes Jahr sind wir ähnlich gestartet", zeigte sich Coach Thibs, offenbar ein Randle-Optimist, entsprechend entspannt. Tatsächlich stand New York zu einem ähnlichen Zeitpunkt in der Vorsaison auch nur bei einer ausgeglichenen Bilanz, bevor mit einer Siegesserie die Playoffs klargemacht wurden.

Damals war aber die Defense deutlich besser - auch deshalb, weil bei der gegnerischen Dreierquote der Glücksfaktor mitgespielt hat. Damals war der Osten schwächer. Damals wartete nicht eines der schwersten Rest-Programme auf die Knicks. Und damals war Julius Randle mitten in einem Career-Year. Im vergangenen Jahr hat fast jedes Rädchen ineinandergegriffen, davon kann mittlerweile keine Rede mehr sein.

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