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NBA - Phoenix Suns starten mit Chris Paul Angriff auf die Playoffs: Endlich wieder respektiert

Chris Paul will die Phoenix Suns zurück in die Playoffs führen.
© getty/SPOX

Die Phoenix Suns haben sich dank einer starken Offseason zum Playoff-Anwärter in der hart umkämpften Western Conference gemausert. Nach dem Trade für Chris Paul bleibt allerdings ein gewisses Restrisiko. Das gehen die Verantwortlichen aber nur allzu gerne ein.

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Das Ziel sei niemals einfach nur Spiele zu gewinnen, "das Ziel ist die Championship". Phrasen wie diese gehören zum Standardwerk der GM-Floskeln und doch horchten die anwesenden Reporter im Conference Call am vergangenen Montag auf, als dieser Satz fiel. Schließlich kam er aus dem Mund von James Jones, dem General Manager der Phoenix Suns.

Die Suns, die nach der legendären Seven-Seconds-or-Less-Ära mit Steve Nash, Amar'e Stoudemire und unter anderem einem jüngeren Jones nun mittlerweile schon eine Dekade lang sehnsüchtig auf Playoff-Basketball warten.

Die Suns, die in den vergangenen Jahren mit öffentlichen Trade-Forderungen ihres Point Guards (Stichwörter: "I don't wanna be here"), Ziegen im Front Office oder einem knausrigen Teambesitzer für Aufsehen sorgten anstatt mit den Leistungen auf dem Parkett. Die Suns, deren Ex-GM Ryan McDonough regelmäßig auf Twitter über eben jenen Robert Sarver lästert.

Die Franchise aus der Wüste Arizonas dürstet nach positiven Schlagzeilen und nach sportlichem Erfolg. Und das möglichst bald. "Was unsere Fans betrifft, ihre Erwartung an uns sollte sein, den Titel zu gewinnen", gab Jones mit einem klaren Statement die Marschroute vor. Die Offseason unterstrich dies: Die Suns machen Ernst.

Phoenix Suns: Ein Upgrade für die Bubble-Überraschung

Im Dezember 2020 ist vieles neu in Phoenix, angefangen bei einem nigelnagelneuen Trainingszentrum. Die Franchise zieht aus dem Keller der heimischen Talking Stick Resort Arena, wo die Suns 27 Jahre lang trainierten, auf einen 5.000-Quadrameter-Campus am Stadtrand mit allen High-Tech-Innovationen und Annehmlichkeiten, die man sich als NBA-Team nur wünschen kann.

45 Millionen Dollar ließ sich Sarver dieses Schmuckstück angeblich kosten - fast genau die gleiche Summe steckte die Franchise in ein Upgrade auf der Point-Guard-Position. Vieles neu ist nämlich auch im Kader der Suns, allen voran dank eines Blockbuster-Trades, mit dem sich Phoenix die Dienste von Chris Paul von den Oklahoma City Thunder sicherte.

Der Point God stößt zu einem Team, in dem sich Devin Booker in den vergangenen Jahren als Star etabliert hat, 2019/20 schaffte es der erst 24-Jährige erstmals in ein All-Star Team. Doch trotz des Aufstiegs des Shooting Guards, trotz junger, aufstrebender Talente wie Deandre Ayton und Mikal Bridges oder der Verpflichtung von Ricky Rubio 2019 entstand in Phoenix kein Gewinner.

Das änderte sich erst nach dem Restart. Die Einladung der Suns in die Disney-Bubble wurde vielerorts belächelt, doch Booker und Co. straften alle Kritiker Lügen: acht Spiele, acht Siege! Auch, wenn es mit den Playoffs nicht klappte, das erste Ausrufezeichen war gesetzt. Im Vergleich zur Vorsaison gelangen in einer verkürzten Spielzeit so insgesamt 15 Siege mehr.

Das Front Office vermied nun in der Offseason den Fehler, sich auf der Bubble-Euphorie auszuruhen und das selbe Team, das bis zur Corona-bedingten Unterbrechung bei einer nicht besonders spektakulären Bilanz von 26-39 stand, unverändert in die neue Spielzeit zu schicken. Stattdessen transformierte Jones die Suns in einen ernstzunehmenden Playoff-Anwärter.

Chris Paul und Devin Booker werden kommende Saison gemeinsam um die Playoffs kämpfen.
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Chris Paul und Devin Booker werden kommende Saison gemeinsam um die Playoffs kämpfen.

Chris Paul bei den Suns: Alle profitieren

Das hängt in erster Linie mit dem CP3-Trade zusammen. Für den mittlerweile 35-Jährigen gaben die Suns Rubio (mittlerweile Timberwolves), Kelly Oubre Jr. (Warriors), Jalen Lecque, Ty Jerome sowie einen Top12-geschützten Erstrundenpick 2022 an Oklahoma City ab.

Der Point God hievt die Suns mit einem Schlag auf ein neues Level. Seine Auftritte in der vergangenen Saison, als er die Thunder gemeinsam mit Dennis Schröder und Danilo Gallinari überraschend in die Playoffs führte und ins All-NBA Second Team gewählt wurde, stellten unter Beweis, zu was Paul trotz seines fortgeschrittenen Alters noch in der Lage ist.

Zwar muss er erst noch bestätigen, dass er solche Leistungen weiterhin im Tank hat, dass er mit Booker einen elitären Playmaker an seiner Seite hat, sollte CP3 aber entlasten. Gleichzeitig wird er mit seinem Passing und der Gefahr als Shooter neue Räume für Booker öffnen. Auch Ayton sollte enorm von Pauls Präsenz profitieren, vor allem im Pick'n'Roll. Seit Lob-City-Zeiten hatte der Point Guard wohl nicht mehr einen Big mit solchen Anlagen an seiner Seite.

Zudem sollte Paul nicht nur als Spieler, sondern auch als Anführer eine wichtige Rolle im jungen Team, das über keinerlei Erfahrung in Sachen Gewinnen verfügt, übernehmen. Paul ist fordernd, sicherlich nicht immer einfach im Umgang - Ayton darf sich schon mal darauf einstellen, angeschnauzt zu werden -, gleichzeitig aber auch bereit, sein Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Auch das war bereits bei den Thunder zu beobachten.

"Er ist jemand, der eine Organisation verändert", freute sich deshalb Head Coach Monty Williams über die Ankunft von CP3, mit dem er bereits in New Orleans kurzzeitig zusammengearbeitet hatte. "Überall, wo er hingegangen ist, hat er jeden besser gemacht. Das ist einfach der Typ, der Chris ist."

Phoenix Suns mit dem Steal der Free Agency

All das ändert aber nichts an dem üppigen Gepäck, das Paul mit nach Arizona bringt. In seinen NBA-Saisons Nummer 16 und 17 bekommt der Point Guard 41,4 Millionen und 44,2 Millionen Dollar überwiesen. Für das zweite Vertragsjahr besitzt Paul eine Spieleroption, in der Theorie könnte er Phoenix also sogar nach einer Spielzeit wieder verlassen. Wahrscheinlicher ist, dass die Suns ihm die vollen 85,6 Mio. Dollar werden auszahlen müssen.

Das ist ein ganz schöner Batzen, der viele Teams auf dem Trade-Markt abgeschreckt hat. Die Suns nehmen die hohen Kosten für einen 35-Jährigen aber gerne in Kauf, um den eigenen Playoff-Chancen einen Schub zu geben. Ein bereits guter Point Guard in Rubio wurde so mit einem besseren ersetzt.

Auch der Abgang von Oubre Jr. schmerzt im Nachhinein wenig. Schließlich gelang mit der Verpflichtung von Jae Crowder (3 Jahre/29,2 Mio. Dollar) ein echter Steal in der Free Agency. Der 30-Jährige bringt Toughness, vielseitige Defense sowie Shooting - und weitere Erfahrung, was es braucht, um als Playoff-Anwärter zu bestehen.

Mit Langston Galloway und E'Twaun Moore holte das Front Office in der Free Agency Tiefe und noch mehr Dreier-Gefahr für den Backcourt. Dario Saric, der in Disney World als Backup-Big mehr als ordentlich agierte, konnte gehalten werden (3 Jahre/27 Mio.), zusätzlich hoffen die Verantwortlichen, dass Damian Jones einen solider Ersatz für den abgewanderten Aron Baynes darstellt und Jalen Smith mit Rim-Protection und seinen Stretch-Qualitäten den Reach an Position 10 im Draft lohnenswert macht.

NBA: Der Kader der Phoenix Suns für die Saison 2020/21 im Überblick

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Chris PaulDevin BookerMikal BridgesJae CrowderDeandre Ayton
Jevon CarterE'Twaun MooreCameron JohnsonDario SaricDamian Jones
Cameron PayneLangston GallowayAbdel NaderJalen Smith

Phoenix Suns: Klarer Playoff-Anwärter, aber ...

Alles in allem gehören die Suns zu den klaren Gewinnern der Offseason. "Die Jungs, die wir geholt haben, wollen alle in Phoenix sein", bekräftigte Jones den neuen Stellenwert, den sein Team in der Liga besitzt. "Ich musste nicht viel Überzeugungsarbeit leisten. Sie wollten ein Teil dieser Truppe sein."

Bei Paul dürfte sicherlich auch das fehlende Interesse der Titelanwärter eine Rolle gespielt haben, dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Suns wieder spannend sind. Mit dem Kader ist selbst im hart umkämpften Westen die Teilnahme an den Playoffs alles andere als aussichtslos.

Die Postseason zu erreichen ist zudem wichtig, um Booker glücklich zu halten und nicht Gefahr zu laufen, dass beim Franchise-Star in naher Zukunft Unmut überhandnimmt und er womöglich einen Trade fordert. Auch aus diesem Grund ergibt es Sinn, den üppigen CP3-Vertrag aufzunehmen.

Schließlich bekommt Phoenix die Unterstützung eines sicheren Hall of Famers, der der Entwicklung des Teams in den kommenden zwei Jahren einen kräftigen Schub verleihen kann. Weitere Verbesserungen im Kader kommen voraussichtlich jedoch nur durch individuelle Verbesserungen von Ayton und Co. hinzu. Bis zum Ende von Pauls Kontrakt ist der Cap Space erst einmal eingeschränkt.

So werden die Suns wohl erstmal nicht über den Status eines Playoff-Anwärters hinauskommen, ein echter Contender sind sie noch nicht. Doch auf dem Weg, endlich wieder eine respektierte Franchise zu werden, reicht das erstmal.

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