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NBA - Draft-Bust, Kickboxer und Obstbauer: Wie Darko Milicic seinen Albtraum NBA hinter sich ließ

Darko Milicic wurde 2003 an zweiter Position gedraftet und gilt als einer der größten Busts aller Zeiten.
© imago images / Matthias B. Krause
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Darko Milicic: Frustrierende Jahre in der NBA

Auch in seinem zweiten Jahr in der NBA ändert sich für Milicic sportlich nicht viel. Dafür nimmt die Frustration abseits des Courts zu. Regelmäßig kommt er nach Spielen oder Trainingseinheiten nach Hause und schlägt vor lauter Wut Löcher in die Wände. Er trinkt, kommt einige Male angeschwipst zum Training. Sein NBA-Abenteuer läuft alles andere als geplant, also rebelliert er.

"Ich könnte jetzt sagen, dass ich nie eine richtige Chance bekommen hätte, aber das wäre einfach ein Vorwand", zeigt sich Darko Jahre später in einem Interview mit b92.net einsichtig. "Es ist die Aufgabe eines jungen Spielers, sich zu beweisen, hart zu arbeiten und auf seine Chance zu warten. Meine Herangehensweise war eine komplett andere. Als Nr.2-Pick aus Europa dachte ich, Gott hätte mich geschickt."

Nach nur zweieinhalb Jahren erklären die Pistons das Darko-Experiment für beendet und verschiffen den Big Man nach Orlando. Doch weder bei den Magic, noch bei den Grizzlies, Knicks, Timberwolves oder Celtics kann Milicic Fuß fassen und sein Glück finden. Selbst mit der Nationalmannschaft macht er mehr mit Schimpftiraden gegen die Referees als mit seinen sportlichen Leistungen auf sich aufmerksam.

Am 17. November 2012, nur wenige Wochen nach dem Saisonstart und einem knapp fünfminütigen Auftritt im Celtics-Trikot, überrascht Milicic wenige Stunden vor einer Partie gegen die Raptors schließlich seinen Head Coach Doc Rivers und seine Teamkollegen mit seinem Karriereende.

"Sollte etwas schiefgehen, habt ihr auf der Center-Position Jason Collins und Fab Melo", sagt Darko damals zu Rivers. "Ich habe gepackt und gehe nach Hause."

In der NBA-Karriere von Darko Milicic lief es selten nach Plan.
© getty
In der NBA-Karriere von Darko Milicic lief es selten nach Plan.

Deutliche Warnung an die Wolves: "Tradet nicht für mich"

Die Entscheidung kommt für den Serben allerdings nicht aus dem Nichts. Schon in Orlando hat er sich mit dem Gedanken, in seine Heimat zurückzukehren, beschäftigt. Stattdessen legen die Grizzlies 2007 einen Dreijahresvertrag über 21 Millionen Dollar auf den Tisch, in der Hoffnung, das ewige Talent doch noch in die rechte Bahn lenken zu können.

Zwei unglückliche Jahre später tradet Memphis ihn weiter nach New York, kurz vor der Trade Deadline 2010 schicken die ihn im Tausch für Brian Cardinal weiter nach Minnesota. Dabei hat Milicic Wolves-GM David Kahn noch eindringlich vor einem Trade gewarnt: "Ich will nicht mehr in der NBA spielen. Ich werde euer Team ruinieren. Tradet nicht für mich."

Kahn tut es doch, im darauffolgenden Sommer unterschreibt Darko sogar einen 20 Millionen Dollar schweren Vierjahresvertrag in Minnesota. Doch auch hier: Die Hoffnungen der Franchise, doch noch ein bisschen was aus dem ehemaligen Nr.2-Pick herauskitzeln zu können, sind unbegründet.

Über seine Karriere in der NBA sahnt Milicic insgesamt etwas mehr als 52 Millionen Dollar an Gehalt ab. Er legt sich einige Luxusautos zu, doch Glück kann er sich damit in den USA nicht kaufen. "Ich war verloren", so Darko. "Ich habe wirklich angefangen, Basketball zu hassen. Ich wollte einfach zurückkommen und ein anderes Leben führen."

Die Karrierestatistiken von Darko Milicic

TeamSaisonsG / MINPunkteReboundsAssistsFG%
Pistons396 / 5,81,61,20,233,9
Magic2110 / 23,17,95,11,146,9
Grizzlies2131 / 20,66,45,30,746,5
Knicks18 / 8,92,02,30,547,1
Wolves3122 / 22,77,74,81,347,2
Celtics11 / 5,00100
Gesamt10468 / 18,56,04,20,946,0

Darko Milicic: Kickboxer und Obstbauer

Es dauert jedoch auch in seiner Heimat eine Weile, bis Milicic endlich ankommt. Er versucht sich als 136-Kilo-Kickboxer, verliert in seinem ersten Kampf in der zweiten Runde und verlässt anschließend auch auf Drängen seiner Familie den Ring für immer.

Im April 2015 macht ein Video im Internet die Runde, wie Milicic auf einer Party oberkörperfrei vor einer grölenden Menge ein Bier ext (ohne Hände wohlgemerkt) und anschließend eine zweite Flasche seinen beiden Tattoos von Tschetnik-Generälen auf seinem Bauch "einflößt". Politisch unterstützt er serbische Nationalisten, auch machen Gedankenspiele über ein Basketball-Comeback in seinem Kopf die Runde.

Mit seinen Obstplantagen scheint Milicic nun aber endlich seinen Frieden gefunden zu haben. "Ich war einfach richtig glücklich", beschreibt er gegenüber ESPN seine ersten Erfahrungen als Obstbauer. "Weißt du, wir haben unsere eigenen Äpfel gepflückt. Unsere eigenen Äpfel!"

Darko Milicic: Das NBA-Kapitel ist abgeschlossen

2019 zeigt sich Darko doch noch einmal auf einem Basketball-Court, in der vierten serbischen Liga. Zwei Punkte sammelt er in seinem ersten Spiel, bevor er mit einer Schulterverletzung raus muss. Vor allem mit der NBA hat er aber offenbar abgeschlossen.

Das Geschehen in der Association verfolgt er so gut wie gar nicht mehr, seinen Championship-Ring von 2004 hat er verkauft. Nicht etwa aus Geldsorgen, den Erlös spendete er einer Wohltätigkeitsorganisation.

Das Obst-Business laufe gut, so Milicic 2017. Er plane, das 50 Hektar große Areal noch weiter zu vergrößern - und Kirschen anzubauen, deren Markt noch rentabler sei. "Ich will diese Kirschen anbauen", so der ehemalige Nr.2-Pick des NBA-Draft 2003 fest entschlossen. "Ich denke, es ist Zeit."

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