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NBA-Legende Dennis Rodman: Putzmann, Bad Boy, des Diktators bester Freund

Dennis Rodman feierte im Trikot der Chicago Bulls drei Meisterschaften
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Dennis Rodman: Dominanz unter den Brettern

Rodman wurde immer besser, die Zahlen immer abenteuerlicher. Es war sein Rebounding, das alle von den Sitzen riss. So etwas hatte die Liga seit Wilt Chamberlain und Bill Russell nicht mehr gesehen. Und das, obwohl er bis zu 20 Zentimeter kleiner war als seine Gegenspieler. Sieben Jahre in Folge führte Rodman die Liga in Rebounds an.

18,7 Boards (6,4 davon offensiv) pflückte The Menace, wie er inzwischen zu Recht genannt wurde, in seiner besten Saison 91/92. Besonders beeindruckend: Das waren 42 Prozent aller Abpraller, die die Pistons pro Spiel einsammelten. Und es war ein deutlich höherer Wert, als ihn Wilt und Russell in der von Centern dominierten frühen NBA-Zeit je erreichten (35 bzw. 37 Prozent).

Berücksichtigt man außerdem den statistischen Wert der für einen Spieler theoretisch greifbaren Rebounds in seiner Nähe, wird Rodmans Ausnahmestellung noch prägnanter: Mit einer Rebound Percentage von 29,73 (Saison 94/95) liegt er in der ewigen Bestenliste mit großem Abstand vorn. In den Top 10 finden sich gleich sechs weitere von Rodmans Spielzeiten, darunter die Saison 97/98, in der er bereits 38 Jahre alt war.

Rodman: Dalys Abschied schmerzt

Trotz der Fabelmarken lief bei weitem nicht alles glatt. Mit Daly hatte Rodman in Detroit endlich einen Mentor und eine echte Vaterfigur. Doch der Abgang des Coaches im Mai 1993 traf Rodman schwer. Erneut verlor er einen Menschen, den er bewunderte, der sich seiner angenommen hatte. Zeitgleich ließ sich seine erst Frau Annie Bakes nach nur 82 Tagen von ihm scheiden, die gemeinsame Tochter durfte er nicht mehr sehen.

Rodman brach zusammen. Er ließ das Training Camp sausen, eines Morgens wurde er mit einer geladenen Waffe in seinem Auto in der Nähe des Palace of Auburn Hills gefunden. "Er hat nicht mehr an seine Teamkollegen geglaubt, nicht mehr an Basketball geglaubt", sagte sein ehemaliger Mitspieler Jack Haley: "Er hat an niemanden mehr geglaubt."

In seinem Buch Bad as I wanna be bezeichnete Rodman diese Nacht Jahre später als einen Wendepunkt in seinem Leben. Er brachte sich nicht um. Stattdessen zerstörte er den Teil von sich, der ihn davon abhielt, zu sein, wer er eigentlich sein wollte.

Dennis Rodman: Die Transformation beginnt

Er erschuf eine neue Identität, eine Person, in deren Inneres niemand blicken konnte. Rodman war es leid, verletzt zu werden. Von nun an zog er sein eigenes Ding durch, tat nur noch, wozu er Lust hatte. Er wollte kein Mitläufer mehr sein. Und niemand konnte voraussehen, was er als nächstes vorhatte.

Rodmans Transformation begann im Kopf, doch erreichte schnell auch dessen Äußeres. Er bleichte seine Haare, färbte sie in jeglichen vorstellbaren Farben und Mustern. Vor lauter Tattoos und Piercings war bald nur noch wenig von seiner Haut zu erkennen.

Von Detroit hatte er nach der Enttäuschung die Schnauze voll, forderte einen Trade und war zur neuen Saison Teil der San Antonio Spurs um Elite-Big-Man David Robinson. Doch am Alamo arbeitete er primär an seinem eigenen Vermächtnis. Da vernachlässigte er schon mal die Hilfe für einen geschlagenen Mitspieler in der Hoffnung, einen weiteren Rebound für die Statistik abzugreifen.

Dennis Rodman: Affäre mit Madonna

Auch abseits des Courts gab sich Rodman immer mehr wie ein Rockstar. Seine Affäre mit Madonna dominierte die Schlagzeilen und er ging kaum einen Schritt, ohne von mehreren Kameras verfolgt zu werden. "Je exzentrischer er wurde, desto mehr wurde er zum Entertainer und desto mehr liebten ihn die Menschen", erinnerte sich Haley. Rodman schockte, Rodman polarisierte. "Er war wie eine Zeichentrick-Figur", so sein Agent Darren Prince.

"Ich bin größer als Basketball. Ich bin sogar berühmter als das Spiel" war einer der Sprüche, die Rodmans Popularität weltweit steigerten, seine Teamkollegen aber lediglich mit dem Kopf schütteln ließen.

Die Spurs von '95 hatten Championship-Potenzial, doch Rodman untergrub die Chemie mit seiner Attitüde und seinen Anfällen, die nicht ins beschauliche San Antonio passten. In den Playoffs wurde er von Coach Bob Hill wegen teamschädlichen Verhaltens zum wiederholten Male für ein Spiel suspendiert.

In den Conference Finals gegen die Houston Rockets kam er zu zwei Spielen zu spät und zog in der Crunchtime des wichtigen Game 5 auf der Bank beleidigt seine Schuhe aus. Houston wurde Meister - und die Ehe zwischen den Spurs und Dennis Rodman war vorbei.

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