NBA

Grandiose Thunder hauen Spurs raus

Von Martin Gödderz
Kevin Durant war mit 37 Zählern bester Punktesammler des Spiels
© getty

Das zweitbeste Team der Regular Season ist draußen! Mit einer beeindruckenden Vorstellung holen sich die Oklahoma City Thunder einen deutlichen 113:99-Sieg (BOXSCORE) in Spiel 6 gegen die San Antonio Spurs und ziehen damit in die Western Conference Finals gegen die Golden State Warriors ein. Trotz eines Riesen-Vorsprungs muss OKC am Ende aber noch einmal zittern.

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Es war beinahe surreal. Spiel 6 der Serie zwischen den Spurs und den Thunder wurde nicht zum erwarteten Thriller, sondern zu einer höchst beeindruckenden Machtdemonstration von Westbrook, Durant und Co, die lediglich im letzten Viertel noch einmal kurz ins Wanken geriet.

Schon zur Halbzeit führte OKC mit 24 Punkten Vorsprung. Einen derart großen Halbzeit-Rückstand in einem Playoffspiel hatten die Spurs, die mit 31 Punkten einen Saison-Tiefstwert für Punkte in der ersten Halbzeit aufstellten, zuletzt vor 14 Jahren. Kevin Durant war mit 37 Punkten (12/24 FG) Topscorer seines Teams.

Russell Westbrook kam mit 28 Punkten und 12 Rebounds auf ein Double-Double. Die heimlichen Helden des Spiels waren Andre Roberson (14 Punkte, 5/8 FG) und Steven Adams (15 Punkte, 11 Rebounds). Bei den Spurs legte Tim Duncan im wohl letzten Spiel seiner großartigen NBA-Karriere 19 Punkte auf, Kawhi Leonard erzielte 22 Zähler, LaMarcus Aldridge stand am Ende bei 18 Punkten und 14 Rebounds.

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Die Reaktionen:

Russell Westbrook (Thunder): "Wir hatten dieses schlechte erste Spiel und haben es hinter uns gelassen. Da hat sich etwas in unseren Köpfen verändert. Ich bin einfach stolz auf diese Jungs."

Kawhi Leonard (Spurs): "Sie kamen raus und haben uns direkt einen Schlag in den Magen verpasst. Sie haben einen tollen Job gemacht, aber wir hatten auch einige offene Würfe, die nicht fielen und blöde Turnover. Das nehme ich auf mich."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Keine Verletzungen, keine Experimente. Beide Head Coaches vertrauten ihren Stammformationen. Bei den Spurs also Parker, Green, Leonard, Aldridge und Duncan von Beginn an. Beim Gastgeber starteten Westbrook, Roberson, Durant, Ibaka und Adams.

1. Viertel: Die Spurs kamen gut ins Spiel und gerade Duncan war sofort mit sechs schnellen Punkten zur Stelle, während die Thunder ihre ersten vier Feldwürfe allesamt vergaben. So erarbeiteten sich die Texaner einen kleinen Vorsprung von sechs Punkten. Dann aber übernahmen Durant und Westbrook die Partie und initiierten einen 12:0-Run, den Durant schließlich mit einem Slam Dunk wenige Sekunde vor dem Ende des Viertels besiegelte. So hieß es zum Ende des Viertels 25:19.

2. Viertel: Die Spurs suchten auch im zweiten Viertel vergeblich nach irgendeinem offensiven Rhythmus. Selbst einfachste Korbleger gingen nicht rein, die Wurfquote hielt sich konstant im 30-Prozent-Bereich. Das Ball Movement kam völlig zum Erliegen, stattdessen leisteten sie sich etliche Turnover. So zog OKC auf und davon. Die Spurs spielten zwar ordentliche Defense, mussten aber fast hilflos mit ansehen, wie sich OKC immer weiter absetzte bis Durant zwei Sekunden vor der Pause den Dreier zum 55:31 reinknallte.

3. Viertel: Popovich begann mit Ginobili statt Duncan aus der Pause. Die Thunder ließen allerdings auch nach der Halbzeitpause nicht nach und blieben defensiv höchst konzentriert, während die Spurs zwar ein wenig besser ins Spiel fanden, allerdings nie auch nur ansatzweise in die Nähe eines Comebacks kamen. Jedes Hustle-Play unter dem Korb, jeder Kampf um den Ball in der Defensive ging an OKC. So ging es mit 91:65 ins letzte Viertel. Das Spiel schien früh entschieden.

4. Viertel: Im Schlussviertel schlich sich schließlich doch der Schlendrian bei OKC ein. Es wurde etwas nachlässiger verteidigt und die Spurs kamen angeführt von Andre Miller (!) aus dem Nichts doch noch einmal ins Spiel zurück. Vier Minuten vor dem Ende waren die Texaner plötzlich auf 11 Punkte dran. Dann zogen die Thunder aber nochmal an. Roberson und Ibaka waren mit wichtigen Blocks zur Stelle, Westbrook jagte einen entscheidenden Dreier rein und so stand es am Ende 113:99.

Thunder vs. Spurs: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Andre Roberson. Der Rollenspieler machte das Spiel seines Lebens. Defensiv stopfte er wie gewohnt etliche Löcher. Dieses Mal glänzte er aber auch auf der anderen Seite des Feldes. In den bisherigen Playoffs hatte er einen Dreier bei 14 Versuchen verwandelt, gegen die Spurs traf er 3 Distanzwürfe bei 5 Versuchen und legte mit 14 Punkten einen Karriere-Bestwert auf. Vier Minuten vor Schluss setzte er mit einem Monster-Block gegen Leonard inmitten des Spurs-Runs ein Zeichen. Natürlich auch grandios: Durant und Westbrook.

Der Flop des Spiels: Tony Parker. Der Point Guard schien unter dem ständigen Druck von Westbrook und Roberson komplett ratlos und schaffte es in keiner Phase des Spiels Schwung in die Offensive seines Teams zu bringen, während er hinten auch keinerlei Plays machte. Der Franzose traf gerade in der ersten Hälfte viele schlechte Entscheidungen. Bezeichnend, dass der Spurs-Run ohne Parker auf dem Feld zustande kam.

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Das fiel auf:

  • Gegen das beste Defensivteam der Regular Season waren es die Thunder, die mit einer höchst beeindruckenden Verteidigung glänzten. Adams glänzte als Anker in der Mitte, Westbrook und Roberson hatten den Backcourt der Texaner komplett im Griff, Durant verteidigte Leonard höchst effektiv und auch Aldridge bekam keinen freien Wurf. Das gefürchtete Ball Movement der Spurs? Komplett erstickt. Gefahr aus der Distanz? Nicht vorhanden (0/9 Dreier in der ersten Halbzeit).
  • Die Folge der bärenstarken OKC-Defense: Plötzlich waren es die Spurs, die ihr Heil in der Offensive beinahe ausschließlich in Isolations oder im einfachen Pick and Roll mit Parker und Aldridge suchten. Zweiteres funktionierte allerdings auch nur, wenn Kanter auf dem Feld stand und auch dann nur in bloßen Ansätzen. Irgendwann wirkte die Spurs-Offensive viel zu durchsichtig. Alleine diese Tatsache bedeutet bereits eine große Anerkennung für die Verteidigung der Thunder.
  • Popovich probierte es nicht mit Smallball, sondern mit Länge als Lösung und wechselte Boban Marjanovic, der in dieser Serie noch fast keine Minute auf dem Feld stand, früh im Spiel ein. Der Serbe hatte allerdings gerade defensiv große Probleme im Pick and Roll und sah gegen den wesentlich mobileren Adams nur wenig Land. Nach der Halbzeitpause spielten die Spurs dann doch kleiner mit Ginobili statt Duncan. Auch diese Umstellung brachte wenig Erfolg.
  • Die Spurs zeigten große Moral. Man hätte denken können, dass gerade die älteren Herren nach den verheerenden ersten drei Vierteln nichts mehr im Tank gehabt hätten, doch gerade sie führten das Comeback an. Als Duncan einen Layup nach einem Pass von Miller erzielte, hatte die NBA das mit zusammengerechnet 80 Jahren wohl älteste Pick and Roll ihrer Historie erlebt.

Der Spielplan im Überblick

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