NBA

Selbst Olajuwon hätte nicht gepasst

Von Haruka Gruber und Philipp Dornhegge
Dirk Bauermann analysiert den gescheiterten Versuch mit Dwight Howard und Ömer Asik
© getty

Twin Towers extrem: Mit einem ungewöhnlichen Experiment ging Houston in die Saison - und beendete diese abrupt. Warum sind Dwight Howard und Ömer Asik ein Fehlkonstrukt? Ist es nur James Harden zu verdanken, dass die Rockets dennoch zu den Titel-Mitfavoriten zählen? Und warum ist Jeremy Lin so gut wie nie? In "Bauermanns Playbook" analysiert Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann die Houston Rockets.

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Teil I: Howard & Asik: Offensiv ein Desaster

Niemand von den Rockets mag es offiziell bestätigen, aber längst ist aus einer Mutmaßung eine Gewissheit geworden: Ab Freitag dürfen Spieler, die in dieser Offseason neue Verträge unterschrieben haben, getradet werden - und Houstons GM Daryl Morey wird nichts unversucht lassen.

Wie alle Medien übereinstimmend berichten, haben die Rockets die Hoffnung aufgegeben und das Experiment mit Dwight Howard und Ömer Asik für gescheitert erklärt, weswegen der Türke, immerhin einer der besten Center der NBA, zum Tausch feilgeboten wird.

"In der Konstellation macht es wenig Sinn für Houston, daher ist ein Trade von Asik wohl das sinnvollste. Dass es mit Howard zusammen nicht funktioniert, war schon vor der Saison zu befürchten", sagt Dirk Bauermann. Umso spannender war es in den ersten NBA-Wochen zu beobachten, was sich die Rockets dabei dachten, mit Howard den umworbensten Free Agent des Sommers zu verpflichten und gleichzeitig Asik nicht abzugeben, obwohl beide nur auf der Center-Position von Wert sind.

Bauermann: "Die Idee dahinter lässt sich zurückführen zum Rockets-Team vor fast 30 Jahren, als mit Ralph Sampson und Hakeem Olajuwon zwei klassische Brettspieler erfolgreiche zusammenspielten." Der 2,24 Meter große Sampson und der 2,13 Meter große Olajuwon zählen zu den besten Front-Court-Duos der NBA-Historie und erreichten 1986 die NBA-Finals.

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Das kapitale Missverständnis: Von der Größe her mögen Howard (2,11 Meter) und Asik (2,13 Meter) an Sampson und Olajuwon erinnern. Doch davon abgesehen sprich nichts für einen ähnlich durchschlagenden Erfolg - was sich zu Beginn der Saison bestätigte. In den ersten acht Partien standen Howard und Asik gemeinsam in der Starting Five. Ein Experiment, das nach einer ernüchternden Bilanz von 5-3 prompt beendet wurde, weil die Verantwortlichen ihre Titel-Ambitionen bedroht sahen. Seitdem ist Asik zum Reservisten herabgestuft, was diesen offenbar so ärgert, dass sich Houston zum Trade gezwungen sieht.

Für Asik darf Terrence Jones neben Howard in der Ersten Fünf auflaufen: Ein solider, nicht mit Übertalent gesegneter Power Forward, der mit seinen Allround-Fähigkeiten und dem guten Dreier (40,6 Prozent) aber wesentlich besser mit Howard harmoniert als Asik. Houstons Bilanz seit der Umstellung: 10-4.

"Howard und Asik sind sich einfach zu ähnlich, vor allem offensiv. Beide sind nicht besonders spielstark oder raffiniert, sie verfügen nicht über die entsprechend ausgefeilten Post Moves, um sich selbst Würfe zu kreieren. Sie punkten eigentlich nur direkt am Korb, wenn Mitspieler ihnen Freiräume gewähren und sie so anpassen, dass sie ihre Power nutzen können. Wenn sie zusammen eingesetzt werden, treten sie sich gegenseitig die Füße platt und engen sich in der Zone ein. Daher ist Jones prädestiniert als Howard-Partner. Mit seinem guten Wurf kann er von außen agieren und so Howard Platz schaffen", sagt Bauermann.

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Aus dem gleichen Grund kam es bei Asiks vorheriger Station in Chicago nur äußerst selten vor, dass er mit Center-Kollege Joakim Noah gemeinsam aufgestellt wurde. In Asiks letzter Saison bei den Bulls 2011/12 spielte er nur eine Minute (!) mit Noah zusammen.

Die größte Problematik mit Asik bleibt das Spacing. So wertvoll er defensiv mit seiner unermüdlichen Reboundarbeit ist: Offensiv fehlen ihm teils fundamentale Fähigkeiten. Sein nicht existenter Wurf zwingt ihn regelrecht dazu, in der Zone zu verharren und auf Pässe oder Offensiv-Rebounds zu spekulieren, weil er sonst nicht zum Scoren kommt. Und seine Spielübersicht ist nicht so ausgeprägt, als ob er kraft seines Basketball-IQs Howard anderweitig behelfen könnte.

Ein ernüchterndes Fazit, was in der Retrospektive eine Frage aufwirft: Hätte das Twin-Tower-Experiment gelingen können, wenn Howard ein kompletterer Center an die Seite gestellt worden wäre? Ein Olajuwon oder ein Sampson, die auch in der Gegenwart zu den technisch besten Big Men zählen würden?

Bauermann ist skeptisch - und das aus zweierlei Gründen. "Zum einen dürfen wir nie vergessen, dass sich der Basketball in den letzten 25 Jahren fundamental verändert hat. Vom taktischen, von den Regeln her. In der NBA gilt mittlerweile das aus Europa importierte 4-1-Paradigma: 4 Außenspieler, 1 Innenspieler. Das Spiel ist insgesamt schneller und athletischer geworden und legt mehr Wert auf den Perimeter, so dass ich nicht weiß, ob selbst ein Duo Olajuwon/Sampson heutzutage so dominieren könnte", sagt Bauermann.

"Zum anderen frage ich mich, ob Howard von der Persönlichkeitsstruktur grundsätzlich einen weiteren Superstar neben sich akzeptieren würde. Theoretisch hätte Olajuwon mit seinem Offensiv-Arsenal den kraftvollen Howard perfekt ergänzen können. Aber ist es realistisch, dass Howard einem Nebenmann, der noch die gleiche Position spielt, freiwillig Würfe und etwas vom Glanz abgibt? Nach den Erfahrungen der Vergangenheit bezweifele ich das."

Teil I: Howard & Asik: Offensiv ein Desaster

Teil II: Howard & Asik: Defensiv mit Licht und Schatten

Teil III: James Harden: Der beste Shooting Guard der Welt?

Teil IV: Beverley & Lin: Das perfekte Job-Sharing

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