Die Rekordsaison der Boston Red Sox
Was haben die Boston Red Sox für eine Wahnsinnssaison hingelegt? Sie gewannen 108 Spiele in der Regular Season - ein neuer Franchise-Rekord für das Team von Rookie-Manager Alex Cora. Und da sind wir schon bei der ersten großen Besonderheit dieser Red Sox - Alex Cora bestreitet seine erste Saison als Manager!
Wie es in der World Series generell zugeht, weiß Cora freilich schon zur Genüge, schließlich darf er zwei Ringe sein Eigen nennen. 2007 gewann er mit Boston als Shortstop den Titel, 2017 mit den Houston Astros als Bench Coach. Letzteren Titel holte er bereits im Wissen, dass er 2018 als Skipper zu den Sox zurückkehren würde.
Cora ist erst der dritte Manager überhaupt, der in seiner Rookie-Saison den Fall Classic erreichte. Zuvor gelang dies nur Ralph Houk 1961 (Yankees) und Bob Brenley 2001 (Diamondbacks). Beide gewannen sie auch die Serie.
Die Red Sox spielten nahezu vom Start weg wie aus einem Guss. Sie erzielten die mit Abstand meisten Runs und hatten die zweitbeste Run-Differenz der Liga. Und in den Playoffs schlugen sie den Erzrivalen Yankees sowie Titelverteidiger Houston jeweils mit nur einer Niederlage - auswärts sind sie in dieser Postseason ohnehin noch ungeschlagen (5 Siege).
Die Frage, ob dieses Team überhaupt zu stoppen ist, ist also durchaus angebracht.
Los Angeles Dodgers: Zittern bis zum letzten Tag
Ganz anders lief die Saison der Los Angeles Dodgers, die am Ende dann doch zum sechsten Mal in Serie die National League West gewannen. Anders als in den Vorjahren jedoch war dies alles andere als souverän. Im April allein war L.A. ein Desaster und drohte sich ein richtig tiefes Loch zu buddeln.
Eine lächerlich hohe Zahl an Verletzungen erklärte einen Großteil der frühen Probleme. Zu ihrem Glück jedoch gelang es der Konkurrenz aus Colorado und Arizona jedoch nicht, sich entscheidend abzusetzen, sodass die Dodgers, die nach und nach dank schier unerschöpflicher Kadertiefe und ein paar Schlüssel-Trades - allen voran Shortstop Manny Machado - doch noch zurückkamen.
Jedoch brauchte es letztlich sogar ein 163. Spiel, ein One-Game-Playoff, um über den Gewinner der AL West zu entscheiden. Die Dodgers stachen die Rockies in letzter Instanz aus und entledigten sich dann der aufstrebenden Atlanta Braves in nur vier Spielen. Die NLCS gegen die Brewers wurde dann freilich zum Krimi, in dem sie aber gegenüber den Milwaukee Brewers in sieben Spielen den längeren Atem bewiesen.
Die wohl spannendsten Storylines rund um dieses Team in den kommenden Tagen sind sicherlich die Zukunft von Clayton Kershaw und Manager Dave Roberts' Wiedersehen mit den Red Sox.
World Series 2018: Red Sox vs. Dodgers live auf DAZN
Datum | Uhrzeit | Spiel |
24. Oktober | 2.09 Uhr | Boston Red Sox - Los Angeles Dodgers, Spiel 1 |
25. Oktober | 2.09 Uhr | Boston Red Sox - Los Angeles Dodgers, Spiel 2 |
27. Oktober | 2.09 Uhr | Los Angeles Dodgers - Boston Red Sox, Spiel 3 |
28. Oktober | 2.09 Uhr | Los Angeles Dodgers - Boston Red Sox, Spiel 4 |
29. Oktober | 1.15 Uhr | Los Angeles Dodgers - Boston Red Sox, Spiel 5 (falls nötig) |
31. Oktober | 1.09 Uhr | Boston Red Sox - Los Angeles Dodgers, Spiel 6 (falls nötig) |
1. November | 1.09 Uhr | Boston Red Sox - Los Angeles Dodgers, Spiel 7 (falls nötig) |
Der Vertrag von Superstar-Pitcher Clayton Kershaw läuft noch bis Ende 2020, doch der Linkshänder hat eine Ausstiegsklausel nach dieser Saison. Er selbst will sich noch nicht festgelegt haben, Medienberichten zufolge wird aber erwartet, dass er den Vertrag vorzeitig beenden wird. Auf dem freien Markt dürfte Kershaw locker der größte Fisch im Teich sein und einen Bieterwettkampf auflösen.
Es ist also durchaus möglich, dass wir Kershaw in den kommenden Tagen zum letzten Mal im Trikot der Dodgers sehen werden. Die Frage dann ist, ob er als Held geht oder ihm sein Ruf als Playoff-Bust - der ohnehin unberechtigt ist angesichts seiner Gesamtzahlen - weiter nachhängen wird.
Und dann wäre da noch Roberts gegen die Red Sox. Zur Erinnerung: Roberts war der Held der Postseason 2004, als er mit zwei Outs im neunten Inning in Spiel 4 der ALCS gegen die Yankees die zweite Base als Pinch-Runner gegen Über-Closer Mariano Rivera stahl und anschließend auf Bill Muellers Single den Ausgleich erzielte. Anschließend drehten die Sox die Serie nach 0-3-Rückstand und gewann schließlich erstmals seit 86 Jahren die World Series.
Wird der Held von einst seinem damaligen Team dieses Mal mit seinen zahlreichen Manövern im Wege stehen?
World Series 2018: Klare Linie gegen Freestyle pur
Die Boston Red Sox zeigten sich bislang recht klar strukturiert in ihren Aufstellungen und Personalentscheidungen. Natürlich wurde das stete Wechselspiel auf der Catcher-Position zwischen Christian Vazquez und Sandy Leon fortgesetzt. Der eine ist offensiv und mit dem Arm besser, der andere der bessere Game-Caller und Receiver. Doch das sind Nuancen.
Zudem neigt Cora dazu, Rafael Devers spät im Spiel gegen den defensiv geringfügig besseren Eduardo Nunez an der dritten Base auszutauschen. An der ersten Base hängt es derweil vom Wurfarm des gegnerischen Pitchers ab, ob Mitch Moreland (gegen Rechtshänder) oder Steve Pearce (gegen Lefties) spielt.
Aber das ist alles mehr oder minder "by the Books". Schaut man hingegen auf die Dodgers, weiß keiner so genau, was zu erwarten ist vom Personal. Chris Taylor und Kike Hernandez etwa können beide nahezu alles in In- und Outfield spielen, Cody Bellinger außer First Base alles im Outfield und Power-Rookie Max Muncy ist außer als Shortstop überall auf dem Diamond zu gebrauchen.
Und das sind nur die offensichtlichsten Optionen für Roberts, der zumeist auch sei aggressiv und frei in Sachen Bullpen-Management agiert. Letzteres wiederum hat sich Cora in den letzten Wochen auch angeeignet, obgleich er hier in manchen Situationen noch etwas wacklig wirkte.
Eine neue Variante könnten wir indes im Dodger Stadium in den Spielen 3 bis 5 sehen: Um Designated Hitter J.D. Martinez im National-League-Stadion im Lineup zu halten, könnte es sein, dass Right Fielder Mookie Betts zu seinen Infield-Wurzeln zurückkehrt und Second Base spielt!
Red Sox vs. Dodgers: Gegenläufige Payroll-Philosophien
Ein recht kurioser Aspekt dieser Serie ist die Diskrepanz der finanziellen Herangehensweisen beider Teams in dieser Saison. Beide bewegen sich hier nämlich in gegensätzlichen Richtungen. Während die Dodgers, die seit 2013 finanziell so richtig auf den Putz gehauen haben dank neuer Besitzer und seither stets Luxussteuern zahlten, blieben die Red Sox zumeist unter dieser Schwelle.
Die Dodgers hatten in den vergangenen vier Jahren jeweils die höchsten Payrolls und gaben 2015 die Allzeit-Rekordsumme von 291 Millionen Dollar aus - dieser Rekord gilt für alle US-Profiliegen, nicht nur MLB! Im Vorjahr waren es immerhin noch rund 254 Millionen am Saisonende.
Die Red Sox wiederum bewegten sich meist zwischen 160 und 170 Millionen und steigerten die Summe erst 2016 erstmals auf über 200 Millionen. Im Vorjahr blieb man mit knapp 192 Millionen mal wieder unter der Luxussteuergrenze. Doch 2018 eröffneten die Red Sox das Jahr bereits mit fast 234 Millionen. Die Summe wird zum Jahresende bei knapp 240 Millionen liegen. Damit ist man deutlich über der Luxussteuergrenze (197 Millionen Dollar) und hat die mit Abstand höchste Payroll der Liga.
Und die Dodgers? Die fuhren einen für ihre Verhältnisse rigorosen Sparkurs und senkten auch dank gezielter Trades die Opening-Day-Payroll auf 187 Millionen. Selbst mit dem Machado-Trade wird man knapp unter der Grenze bleiben und erstmals seit 2012 keine Luxussteuern mehr zahlen.
In den Hochzeiten von 2013 bis 2017 erreichte man lediglich 2017 die World Series und scheiterte in sieben Spielen an Houston. Ansonsten standen einige Misserfolge zu Buche. Wäre es nicht höchst ironisch, wenn nun am Ende der Titel stünde, nachdem man nicht mehr das meiste Geld ausgibt - gegen die Big Spender der Liga?!
Red Sox vs. Dodgers: Eine erste Prognose
Wir klären mal wieder die Frage, was denn nun psychologisch vorteilhafter ist: Permanent unter Spannung zu stehen und sich durch eine lange Serie nach der anderen zu kämpfen - oder souverän und recht entspannt zu marschieren.
Die Red Sox werden ausgeruht in die Serie gehen und können vor allem auf ihre Starter so aufreihen, wie sie wollen. Die Dodgers wiederum mussten Kershaw in Spiel 7 am Samstag als Closer einsetzen. Wird er also mit nur zwei Tagen Pause am Dienstag Spiel 1 bestreiten können - und wenn ja, in welcher Verfassung?
Generell schwebt aber die schiere Übermacht Bostons über dieser Serie. Nachdem was dies Truppe bis hierhin geleistet hat, erwartet man förmlich den nächsten Durchmarsch. Überspitzt formuliert muss vielleicht sogar gefragt werden, ob sogar ein Sweep im Bereich des Machbaren ist. Die Rolle des Favoriten sollte jedoch in jedem Fall klar verteilt sein.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.