Das größte Derby Europas

Von Oliver Mehring
Große Stimmung, große Emotionen - Derbys sind etwas ganz Besonderes im Fußball
© getty

Fenerbahce gegen Galatasaray, Schalke gegen Dortmund, Lazio gegen die Roma - Europa kennt zahlreiche Derbys, die mehr als nur normale Fußballspiele sind. Es geht um Prestige, Ehre und den Triumph über den großen Rivalen. Jährlich halten Spiele dieser Art eine ganze Stadt, eine ganze Region in Atem. Page 2 will nun wissen - welches Derby ist denn tatsächlich die Nummer eins auf dem alten Kontinent? Stimmt jetzt ab und vergebt ab sofort den Goldenen Tomislav an das größte Derby Europas.

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Interkontinental-Derby: Fenerbahce gegen Galatasaray (144/113U/122)

Das Duell von Galatasaray und Fenerbahce ist ein Derby, das auf zwei Kontinenten stattfindet und ist gleichzeitig das Aufeinandertreffen der beiden erfolgreichsten Sportvereine der Türkei. Während sich Galatasaray im europäischen Stadtteil Beyoglu befindet, ist Fenerbahce im asiatischen Kadiköy beheimatet. Auch wenn sich Galatasaray-Fans zunächst aus gehobenen Mittelschicht rekrutierten und Fener-Anhänger in den frühen Jahren aus der Arbeiterklasse stammten, gibt es heute innerhalb der Fanlager keine eindeutige Zuteilung mehr.

Daher gibt es auch keine ausschlaggebenden Gründe für die hitzige Rivalität, die bereits zahlreiche Akte der Gewalt gesehen hat. In den 30er-Jahren war zwischenzeitlich sogar eine Fusion der Vereine angedacht, die sich jedoch auf Grund einer folgenden Massenschlägerei zwischen beiden Teams wieder zerschlug. Eine Zeit lang war es den Gästefans sogar verboten, Derbys im Stadion des Gegners zu besuchen.

Revierderby: Schalke gegen Dortmund (67/42/59)

Kein Derby in Deutschland ist größer als das ewige Duell der beiden Ruhrpott-Größen Schalke und Dortmund. Der Grund für die Rivalität lässt sich vor allem anhand der jeweiligen Vereinsgeschichten erklären: Beide Vereine verbinden neben ihrer regionalen Herkunft, dem Ruhrgebiet, ihre proletarischen Wurzeln und die integrative Funktion für die vielen polnischen und ostpreußischen Immigranten.

So wurden beide Vereine in Arbeitervierteln Gelsenkirchens und Dortmunds gegründet. Zudem waren beide Mannschaften spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg die "Vorzeigeclubs" ihrer Städte. Mit dem Strukturwandel des Ruhrgebiets und dem Verlust zahlreiche Arbeitsplätze im Tagebau nahm der Fußball unter den Einwohnern beider Städte einen enormen Stellenwert ein, womit das Revierderby eine immer größere Brisanz erlangte.

Derbi della Capitale: Lazio gegen Roma (50/63/65)

Beim Aufeinandertreffen der beiden Hauptstadt-Klubs geht es meist nicht nur um Fußball, auch Politik spielt eine große Rolle. Die Roma und der Großteil ihrer Anhänger sind im politisch linken Arbeiterviertel Testaccio im Süden von Rom angesiedelt. Die Lazio-Fans sind vor allem aus dem politisch rechten, wohlhabenden Parioli im Norden der italienischen Hauptstadt. Zusätzlich spiegelt AS mehr die Stadt Rom wider, während gerade in den Anfängen viele Lazio-Anhänger aus dem Speckgürtel der Ewigen Stadt stammten

Jedoch litten in der Vergangenheit beide Ultra-Gruppierung unter dem Ruf, bekennende Rassisten und Faschisten zu sein, was sich vor allem immer wieder durch verachtenswerte Spruchbänder und Fangesänge ausdrückt. Außerdem brisant: Mit dem Stadio Olimpico teilen sich die beiden Teams sogar eine gemeinsame Spielstädte. Nur dass sich die Anhänger von Lazio in der Curva Nord versammeln, während die Roma-Fans in der Curva Sud ihren Stammplatz haben.

Old Firm: Celtic gegen Rangers (145/96/159)

Grund der Rivalität zwischen den Rangers und Celtic: Politik und Religion. Während die Rangers von britischen Protestanten gründet wurden, liegen die Wurzeln von Celtic in irischen Einwandern mit katholischem Hintergrund. Durch diese Komponente galt das am häufigsten ausgetragene Derby Europas lange als sehr aggressiv.

2011 erließ das schottische Parlament ein Gesetz, welches das Singen von beleidigenden Liedern verbietet, um dem gegenseitigen Hass der rivalisierenden Fans entgegenwirken. Nach dem Zwangsabstieg der Rangers kam es erst im Scottish League Cup Anfang 2015 zum erneuten Aufeinandertreffen, dem insgesamt Vierhundertsten, das Celtic mit 2:0 gewann.

Wiener Derby: Rapid gegen Austria (128/71/113)

Die Rivalität zwischen Rapid und Austria gründet gleichermaßen auf klassischer Lokalrivalität (beide Vereine stammen aus dem selben Bezirk) wie dem Aufeinandertreffen zweier Klassen. Rapid wurde 1898 als erster Arbeiter-Fußballverein Österreichs gegründet, während es sich bei der Austria um einen "bürgerlichen" Verein handelte, der bei seiner Gründung sogar einen Intelligenzparagraphen hatte.

Außerdem steht das Wiener Derby auch für unterschiedliche Fußball-Philosophien: Kampfkraft gegen Technik, welche Anfang der 30er-Jahre ihre Wurzeln haben. Damals duellierten sich bei dem Derby zwei der besten Fußballer Österreichs: Franz "Bimbo" Binder, der vor allem für seinen Kampfgeist berühmt war und Matthias Sindelar, der sich durch seine herausragende Technik auszeichnete.

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