Nick Kyrgios vs. Stefanos Tsitsipas: Konsequenzen nach Hass-Duell in Wimbledon?

SID
Nick Kyrgios polarisiert immer wieder.
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Nick Kyrgios polarisiert. Viele Fans feiern ihn, für seine Gegner wird er zur Qual. Stefanos Tsitsipas sieht "das Böse" in ihm und fordert Konsequenzen.

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Selbst der Erfinder des schlechten Benehmens auf einem Wimbledoncourt, der Super-Flegel der frühen 80er Jahre zweifelte plötzlich, ob dieser Nick Kyrgios tatsächlich ein Gewinn für den Sport ist. Dessen Verhalten, sagte John McEnroe, sei "traurig und schön zugleich".

Die Tenniswelt ist gespalten: Viele Fans feiern Kyrgios, diesen ebenso brillanten wie unverschämten Australier, der auf die Etikette und den Heiligen Rasen spuckt. Der als Heilsbringer gilt, als Jungbrunnen für die angestaubte Szene des Sports, der nur noch in Wimbledon wirklich weiß ist.

Stefanos Tsitsipas feiert Kyrgios nicht.

Er verachtet ihn und den "Zirkus", den Kyrgios veranstaltet. Nach einem denkwürdigen Drittrundenduell, das Züge eines Straßenkampfs, inklusive Pöbeleien und körperlicher Attacken annahm, sagte der Verlierer: "Er hat eine böse Seite - und wenn die rausbricht, dann kann er den Menschen um sich herum wirklich viel Leid und Schaden zufügen."

Tsitsipas sieht sich als Mobbing-Opfer

Tsitsipas sah sich als Mobbing-Opfer: "Er tyrannisiert seine Gegner, wahrscheinlich war er in der Schule selbst ein Tyrann. Ich mag keine Leute, die andere Leute mobben." Nick Kyrgios, im Shirt des Basketball-Bösen Dennis Rodman zur PK erschienen, lachte laut. "Er hat mit Bällen nach mir geschossen, er hat eine Zuschauerin getroffen, er hat den Ball aus dem Stadion gedroschen."

Kyrgios sagte: "Ich habe gar nichts getan."

In Wahrheit hatte er Tsitsipas zur Weißglut getrieben. Von Beginn an schimpfte sich Kyrgios durch das Match, schnauzte die Linien- und Schiedsrichter Damien Dumusois an, kaum eine Pause zwischen den Ballwechseln und Aufschlagspielen verging ohne Mätzchen oder Gequassel des "Bad Boys". Bis Tsitsipas die Beherrschung verlor.

Nick Kyrgios polarisiert immer wieder.
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Nick Kyrgios polarisiert immer wieder.

Kyrgios: "Bist du dumm?"

Nach dem Verlust des zweiten Satzes drosch der Grieche den Ball frustriert ins Publikum, anscheinend ohne jemanden zu treffen. Die Verwarnung war dennoch folgerichtig, nur für Kyrgios ein schlechter Witz, er wollte die Disqualifikation. Er ließ den Oberschiedsrichter rufen, als der keine andere Entscheidung traf, rastete Kyrgios aus.

"Bist du dumm?", herrschte er Dumusois an: "Du bist eine Schande, du änderst die Regeln, wie du willst."

Der Schlagabtausch, der sich danach entwickelte, hatte der noble All England Club seit McEnroes Tagen nur noch selten erlebt, Tsitsipas brannten die Sicherungen durch, er zielte mehrfach auf Kyrgios und gab die Absicht später unumwunden zu: Er wollte ihn "stoppen. Das muss aufhören. Das ist nicht okay. Irgendwer muss sich mit ihm hinsetzen und reden."

Tsitsipas fordert Konsequenzen

Tsitsipas forderte Konsequenzen aller Spieler. "Ich hoffe, wir lassen uns etwas einfallen, um unseren Sport sauberer zu machen. Wir sollten dieses Verhalten nicht akzeptieren, tolerieren oder erlauben." Von Kyrgios erntete er dafür nur Spott: "Er ist so weich." Wie eigentlich alle Gegner in Wimbledon. Seine Jungs zu Hause auf dem Basketballcourt, die seien richtig "harte Hunde".

Markige Worte, die der feinen Tennisgesellschaft doch übel aufstoßen müssten. Doch der Wimbledonaccount bei Twitter feierte gemeinsam mit vielen Fans die große Unterhaltung: "Ungescripted. Ungefiltert. Unumgänglich." Klingt wie der Untertitel einer Netflix-Doku - und tatsächlich ist diese in Arbeit. Mit Dreharbeiten in Wimbledon.

Kyrgios weiß um seinen Wert. "Es ist fantastisch: Überall, wo ich hinkomme, sind die Stadien voll", sagte er, die Zuschauer jubelten. "Und die Medien schreiben, ich sei schlecht für den Sport. Ganz offensichtlich nicht." Das war weder traurig noch schön, sondern einfach nur wahr.

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