Gesucht: Der neue King of Queens

Von Marcus Blumberg
Mit totalem Fokus will Roger Federer seinen sechsten Titel in Flushing Meadows einfahren
© getty

Das letzte Grand Slam des Jahres steigt in Flushing Meadows. SPOX blickt durch das Hawk-Eye auf die Herren bei den US Open 2015 (ab 17 Uhr im LIVETICKER) und sieht einen heißen Favoriten. Ein Big Name droht vom Dark Horse überrannt zu werden und der Djoker will seine Saison krönen. Außerdem: Was macht dieses Turnier eigentlich so besonders?

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Der Top-Favorit: Die Amerikaner sprechen sehr gerne von Momentum im Sport. Und wer könnte mit mehr Momentum nach Queens reisen als Roger Federer? Der hat vor zwei Wochen erst die Konkurrenz in Cincinnati niedergebügelt, kein einziges Break abgegeben und dann sogar im Finale Novak Djokovic überlegen besiegt. Der Schweizer, dessen letzte zwei Turniere Wimbledon und Cincy waren (Finale, Sieg), hat im Vorfeld der US Open Kräfte geschont und eben nur ein Turnier in den USA bestritten. Ob das die letzten Kräfte zum 18. Grand-Slam-Triumph freimacht?

Der Weg ins Finale von Flushing Meadows ist recht easy, wenn man bedenkt, was für ein Level der Schweizer zuletzt gezeigt hat. Ein Stolperstein könnte sicherlich im Achtelfinale drohen, denn dort stünde fast garantiert ein Aufschlagmonster im Weg. Ob das nun John Isner oder Ivo Karlovic wird, ist da fast schon egal. Die nächste große Nummer im Anschluss hieße Andy Murray im Halbfinale. Allerdings hat er den zuletzt zweimal in der Vorschlussrunde (auch in Wimbledon und Cincy) nahezu deklassiert. Und dass er den Djoker derzeit schlagen kann, hat Roger erst kürzlich bewiesen.

Der Titelverteidiger: Marin Cilic tritt dieses Mal als Nummer neun der Setzliste an und eröffnet seinen erneuten Anlauf auf den Thron gegen den Qualifikanten Guido Pella. In der dritten Runde käme es wohl zum Duell mit Mikhail Kukushkin oder Grigor Dimitrov, der Nummer 17 des Turniers. Im Achtelfinale jedoch wartet wohl mit David Ferrer ein großer Brocken. Der Spanier gilt zwar als Sandplatzspezialist, aber seine Saisonbilanz von 17-3 auf Hardcourt ist beeindruckend. Sollte der Kroate aber auch ihn überstehen, wäre eine Wiederholung des Vorjahresfinals mit Kei Nishikori möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich.

Auf der US-Tour überzeugte der 26-Jährige bislang noch nicht. Ihm gelang zwar der Einzug ins Halbfinale beim 500er von Washington/DC, aber dort war gegen Nishikori Schluss. In Montreal war nach dem ersten Auftritt (gegen Bernard Tomic) Endstation, in Cincinnati wiederum langte es nur zum Achtelfinale gegen Richard Gasquet. Andererseits hätte im Vorjahr auch keiner mit seinem Triumph gerechnet.

Beste Vorbereitung: Im Grunde müsste hier auch Federer stehen, da er sein einziges Turnier in Nordamerika für sich entschied. Aber Andy Murray hat Montreal gegen Djokovic gewonnen, was gerade in der amerikanischen Presse als Statement betrachtet wurde, nach dem Motto: "Willst du der Beste sein, musst du den Besten schlagen." Allerdings verlor Murray bekanntlich das Halbfinale von Cincinnati gegen Federer. Nichtsdestotrotz scheint der Schotte gewappnet für einen großen Run in Flushing. Schaut man sich den Draw an, hat er nach menschlichem Ermessen vor dem Viertelfinale gegen Stan Wawrinka als größten Kontrahenten nicht viel zu befürchten.

Runde eins könnte etwas eng werden vom Papier her, aber die Bilanz des 28-Jährigen gegen den extrovertierten Aussie Nick Kyrgios ist makellos. Insofern wäre ein zweiter Erfolg bei den US Open nach 2012 durchaus greifbar.

Letztes Jahr: Was war das für ein kurioses Finish in Flushing des Vorjahres? Vor dem Halbfinale schien das Feld bestellt für ein klassisches Duell der Giganten im Finale zwischen Djokovic und Federer, die sich nur noch Überraschungsgegnern hätten entledigen müssen. Doch es kam alles ganz anders. Erst rang Nishikori, damals die zehn der Setzliste, die Nummer eins in vier Sätzen nieder. Und als sich dann alles auf einen lockeren Spaziergang von FedEx zum Titel eingestellt hatte, wurde dieser von Cilic (Nummer 14) in drei Sätzen eiskalt abgefertigt.

Im Finale dann machte Cilic auch noch gegen den Japaner kurzen Prozess und krönte sich erstmals zum Grand-Slam-Champion. Mehr noch: Er schaffte den perfekten Abschluss eines Turniers, das von Anfang an von Favoritensterben zehrte. Bis auf die großen zwei schaffte es keiner aus den Top 10 der Setzliste über das Viertelfinale hinaus. Der erste, den es damals erwischte, war David Ferrer (5), der in Runde 3 an Gilles Simon scheiterte.

Geschichtsstunde: Die US Open Championships sind in mehrerlei Hinsicht einzigartig. Nicht nur ist dies das einzige Grand-Slam-Turnier, das seit seiner Einführung 1881 in wirklich jedem Jahr ausgetragen wurde. Es ist auch das einzige Grand-Slam-Turnier, das auf drei verschiedenen Belegen gespielt wurde.

Seine Anfänge erlebte das Turnier in Rhode Island auf dem Gelände des Newport Casinos. Es folgten Umzüge nach Forrest Hills/New York mit einem kurzen Abstecher nach Philadelphia, bis es dann endgültig nach New York zurückkehrte. Von 1881 bis 1974 war der Untergrund jedoch durchweg Rasen. Von 1975 bis 1977 wechselte man zum Sand und seit dem Umzug ins US National Tennis Center von Flushing Meadows/NY wird nur noch auf Hardcourt gespielt. Der einzige Mann, der im Übrigen auf allen drei Belegen triumphierte, war Jimmy Connors, der sich mit fünf Titeln den Rekord für die meisten Erfolge bei den US Open in der Open-Ära mit Pete Sampras und Federer teilt.

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