Vikas Hattrick oder Serenas Rache?

Von Alice Jo Tietje
Das letzte Duell zwischen Williams (l.) und Azarenka (r.) konnte die Amerikanerin für sich entscheiden
© getty

Das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres steht vor der Tür. Mit den Australian Open beginnt die Saison 2014 erst richtig und SPOX schaut kurz vor dem Start auf die großen Favoriten für den Titel. Teil 1: Die Damen. Schafft es jemand, Serena Williams zu stoppen? Victoria Azarenka gilt als härteste Konkurrentin, während Angelique Kerber auf ihre Chance lauert. Das SPOX Power-Ranking.

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1. Serena Williams

Wenn es um den Sieg bei den Australian Open geht, führt kein Weg an Serena Williams vorbei. Zu stark präsentierte sich die 32-Jährige in den letzten Jahren. Die unangefochtene Nummer Eins der Damen-Tenniswelt hat im letzten Jahr erneut ihr außergewöhnliches Können gezeigt.

Mit zwei Grand-Slam-Siegen und elf Turniersiegen hat Serena ihren Vorsprung in der WTA-Weltrangliste weiter ausgebaut. Einzig in Melbourne hat Williams noch einiges gut zu machen.

Im letzten Jahr musste die Amerikanerin bereits im Viertelfinale ihre Koffer packen. Landsfrau Sloane Stephens hatte Williams in einem Dreisatzmatch niedergekämpft. Doch das sollte der Konkurrenz nicht allzu viel Hoffnung geben.

In der noch jungen Saison hat das Kraftpaket ihre Titelambitionen unter Beweis gestellt und sich mit Erfolgen über Maria Sharapova und Victoria Azarenka den Sieg beim Vorbereitungstunier in Brisbane gesichert. Sollte sich Williams den Titel in Melbourne holen, wäre es ihr 18. Grand-Slam-Erfolg - damit würde sie mit Martina Navratilova und Chris Evert gleichziehen.

2. Victoria Azarenka

Als zweifache Titelträgerin reist Victoria Azarenka in diesem Jahr zu den Australian Open und wird nicht nur deswegen als Hauptkonkurrentin von Williams gehandelt. Zweimal konnte sie gegen die Amerikanerin in der letzte Saison gewinnen, musste sich aber in Brisbane und bei den US Open geschlagen geben. Dennoch gilt die 24-Jährige als einzige Frau, die die Nummer eins in Normalform schlagen kann.

Gerade auf Hartplatz kann Azarenka ihr überragendes Return-Spiel voll ausschöpfen und mit ihrer starken Vorhand Druck aufbauen. Allerdings hat die ehemalige Nummer Eins bei der Auslosung ein schweres Los erwischt - kann sie doch bereits im Achtelfinale auf Sloane Stephens treffen und bei einem eventuellen Erfolg auf Agnieszka Radwanska im Viertelfinale.

Erst im Endspiel könnte es dann zum erwarteten Aufeinandertreffen mit Williams kommen. Dabei wird es vor allem auf die mentale Stärke Azarenkas ankommen, die ihre Nerven beisammen halten muss, um das Triple perfekt zu machen.

3. Maria Sharapova

Es war bei Weitem kein einfaches Jahr für Maria Sharapova, die seit August kein einziges Spiel mehr bestritten hat. Eine Schulterverletzung zwang die Russin zu einer rund vier Monate langen Pause. Seit ihrer Rückkehr in diesem Jahr zeigt sich Sharapova aber schon erstaunlich stark. Zwar verlor sie im Halbfinale von Brisbane gegen Williams, doch Sharapova untermauerte, dass sie auf dem Weg ist, wieder die Alte zu werden.

Dabei hat sich die 26-Jährige neue Hilfe besorgt - im November gab sie bekannt, dass Sven Groeneveld ihr neuer Coach wird. Der ehemalige Trainer von Tommy Haas und Nicolas Kiefer versucht, der Siegerin von 2008 noch mehr Aggressivität zu verleihen und sie zu mehr Netzangriffen zu bewegen.

Wie schnell Sharapova die Anreize ihres Coachs umsetzen kann, bleibt dabei aber die große Unbekannte. Gerade die Match-Praxis könnte der Russin zum Verhängnis werden, da sie seit Brisbane nur noch trainiert hat und kein Spiel mehr absolvierte.

4. Li Na

Mit Li Na muss bei den Australian Open zu rechnen sein. Die Chinesin hat eine starke Saison hinter sich und konnte die großen Drei häufig ärgern. Nicht umsonst schaffte es die 31-Jährige ins Finale der WTA Championships in Istanbul. Zwar blieb ihr der große Wurf verwehrt, doch Na lieferte gegen Serena Williams einen intensiven Kampf und schlug auf ihrem Weg dorthin Victoria Azarenka klar mit 6:2, 6:1.

Vor allem auf hartem Belag fühlt sich die überragende Grundlinienspielerin sehr wohl. So überrascht es nicht, dass Na das Vorbereitungstunier auf die Australian Open in Shenzhen für sich entscheiden konnte. In Melbourne will die Vorjahresfinalistin ihren Siegeszug fortsetzen und sich endlich ihren zweiten Grand-Slam-Titel schnappen. Im Halbfinale würde mit Williams jedoch eine harte Nummer warten.

5. Agnieszka Radwanska

Seit der Niederlage gegen Sabine Lisicki im Halbfinale von Wimbeldon kommt Agnieszka Radwanska nicht mehr richtig in die Spur. Beim letzten Grand Slam des Jahres, den US Open, musste sich die Polin bereits in der zweiten Runde Sloane Stephens geschlagen geben. Auch beim Jahresabschluss in Istanbul zeigte Radwanska, dass sie ihre Form sucht. Kein Spiel konnte sie dort für sich entscheiden.

In 2014 lief es bisher jedoch besser für die 24-Jährige. Zwar schied sie in Sydney bereits frühzeitig aus dem Tunier aus, konnte jedoch beim Hopman Cup ihre alte Stärke zeigen. In einem kampfbetonten Match rang Radwanska die Französin Alize Cornet nieder.

Kann alle ärgern: Sloane Stephens

Aus dem Nichts in die Weltspitze, das ist die Bilanz des letzten Jahres von Sloane Stephens. Kannte die junge Amerikanerin vor den Australian Open 2013 noch kaum einer, wurde sie Down Under zur großen Zukunftshoffnung des amerikanischen Damentennis.

Durch ein grandioses Viertelfinale gegen ihr Vorbild Serena Williams spielte sich die 20-Jährige in die Herzen der Fans. Im Laufe der Saison zeigte Stephens dann, dass der Erfolg keine Eintagsfliege war und schaffte es in allen Grand Slams mindestens ins Achtelfinale.

Mit Paul Annacone konnte sich Stephens zudem einen erfahrenen und angesehenen neuen Trainer sichern, der sie langsam an die Top 10 heranführen soll. Gerade auf dem Belag in Mebourne fühlt sich Stephens wohl, kann sie doch dort ihr von Power geprägtes Grundlinienspiel demonstrieren. Im Achtelfinale wartet mit Victoria Azarenka jedoch schon früh eine schwere Aufgabe auf Stephens.

Sucht die Konstanz: Angelique Kerber

Fast wäre Angelique Kerber die perfekte Vorbereitung gelungen, doch die Deutsche scheiterte im Finale von Sydney aufgrund einer müden Leistung an Tsvetana Pironkova. Dennoch kann die beste deutsche Tennisspielerin mit breiter Brust zu den Australian Open reisen.

Die Zusammenarbeit mit ihrem neuen Trainer Benjamin Ebrahimzadeh scheint sich auszuzahlen und gerade ihren Aufschlag zu stabilisieren. "Ich bin mit dem Start in die neue Saison im Großen und Ganzen zufrieden", verriet Kerber im Interview mit SPOX.

Dabei hat Kerber in dieser Saison gerade bei den Grand Slams einiges gutzumachen. In keinem der vier großen Tuniere schaffte es die Linkshänderin übers Achtelfinale hinaus und kämpfte mit mehreren Schwächephasen und einigen Verletzungen.

2014 will die 25-Jährige wieder zu alter Konstanz finden und sich "auf hohem Niveau etablieren". Wenn ihr das gelingen sollte, ist mit Kerber bei den Australien Open zu rechnen. Dabei wartet im Achtelfinale mit Petra Kvitova gleich die erste große Aufgabe.

Chancen der anderen DTB-Mädels:

Mit dem Finale bei Wimbledon hat Sabine Lisicki in der letzten Saison ein dickes Ausrufezeichen in der Tenniswelt gesetzt, allerdings auf ihrem bevorzugten Rasenbelag. Auf Hartplatz tut sich die an Position 15 gesetzte Deutsche in den letzten Jahren schwer. Bei den Australien Open folgte 2013 das Aus bereits in der ersten Runde und auch bei den US Open reichte es nur bis zur dritten Runde.

Ob es für Lisicki in Melbourne dieses Jahr besser laufen wird als zuvor, wird auch von der Fitness abhängen. Die Konstanz war bisher der Schwachpunkt der 24-Jährige, wie sich auch nach ihrem Finale in London zeigte - spielte Lisicki doch nur noch sechs Tuniere danach und konnte bei keinem sonderlich für Aufsehen sorgen. Der Hype um die Weltranglisten-15. ist daher etwas zurückgegangen. Down Under muss Lisicki zeigen, dass sich ihr hartes Training ausgezeichnet hat und sie wieder für Schlagzeilen auf dem Platz sorgen kann.

Andrea Petkovic will zurück in die Weltspitze. Doch um wieder dahin zu kommen, braucht die 26-Jährige Geduld. Die letzten zwei Jahre waren von Verletzungen und Comeback-Versuchen geprägt, in 2014 soll der Neuanfang endlich gelingen. Allerdings ist gerade Australien ein schlechtes Pflaster für die 1,80-Meter-Frau - alle drei schweren Verletzungen (Kreuzbandriss, Meniskusriss und Rückenverletzung) erlitt sie in Down Under. Bisher lief die Vorbereitung jedoch reibungslos. Zu viel sollte man von ihr jedoch nicht erwarten, muss Petko doch erst mal wieder Spielpraxis sammeln. Ihr Ziel: "Überleben - und heil wieder zurückkommen"

Nach einem Katastrophenjahr heißt es für Julia Görges: Wiedergutmachung. Seit dem Frühjahr kämpfte Görges mit Verletzungen und zeigte danach keine guten Leistungen. Zu früh hieß es in den meisten Turnieren: Koffer packen. Einzig bei den Australien Open konnte Görges eine ansprechende Leistung zeigen und sich ins Achtelfinale kämpfen. In dieser Saison wird sich für Görges zeigen, wohin der Weg führt - wieder heran an die oberen Plätze oder im Mittelfeld landen. Mit der Italienerin Sara Errani wartet gleich in Runde Eins ein schweres Los.

Mit der Auftaktniederlage in Auckland konnte Mona Barthel nicht überzeugen. Doch in Horbart konnte sich die 23-Jährige wieder halbwegs rehabilitieren und verlor erst im Achtelfinale gegen die Rumänin Monica Niculescu. In Melbourne muss sich Barthel konstanter zeigen, um in Runde zwei zu landen. Für Annika Beck heißt es bei den Australien Open hingegen: Erfahrung sammeln und sich soweit durch zu kämpfen wie möglich.

Alles zu den Australian Open 2014

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