Tour: Demare siegt nach Massensturz

SID
Der Thüringer John Degenkolb stürzte auf der Zielgeraden schwer
© getty

Marcel Kittel (Arnstadt/Quick Step-Floors) und Andre Greipel (Rostock/Lotto-Soudal) haben den zweiten Etappensieg bei der 104. Tour de France verpasst. Beim Sprintsieg von Arnaud Demare (FDJeux) im von schweren Stürzen überschatteten Finale der vierten Etappe in Vittel war Greipel als Dritter bester Deutscher, Kittel hatte kurz vor dem Ziel den Anschluss verloren.

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Peter Sagan legte André Greipel entschuldigend die Hand auf den Rücken, doch der deutsche Topsprinter lehnte die Friedenspfeife voller Zorn ab. "Hör auf! Du hast mich zum zweiten Mal beinahe umgebracht!", fauchte Greipel den slowakischen Superstar an. Einen Tag nach seinem grandiosen Sieg in Longwy war Sagan nach einer brutalen Attacke im Massensprint der vierten Etappe der Tour de France der große Buhmann.

Im chaotischen Finale nach 207,5 km in Vittel, wo der Franzose Arnaud Démare für den ersten Heimsieg bei der 104. Auflage sorgte und Greipel Dritter wurde, hatte Sagan, Kapitän des deutschen Teams Bora-hansgrohe, einen spektakulären Crash verursacht. Der 27-Jährige rammte den britischen Routinier Mark Cavendish stumpf in die Gitter, dieser flog dem Thüringer John Degenkolb vor das Rad, der ebenfalls übel zu Boden ging.

Greipel wütend auf "Peter Gnadenlos"

"Da fährt ein Typ im Weltmeister-Trikot, der meint, er könne sich alles erlauben", polterte Greipel. Der 34 Jahre alte Rostocker selbst, der schon beim Zwischensprint am Vortag mit "Peter Gnadenlos" aneinander geraten war, hielt sich zwar im Sattel, war aber ebenso chancenlos wie Marcel Kittel, der schon kurz zuvor den Anschluss verloren hatte.

Während Dimension-Data-Sprinter Cavendish mit dem Verdacht auf Schulterbruch ins Krankenhaus gebracht wurde, forderte sein Sportdirektor Rolf Aldag harte Maßnahmen. "Das war eine klare Tätlichkeit. Sagan muss ausgeschlossen werden. Wir haben das bei der Jury beantragt", sagte Aldag bei radsport-news.com.

Sagan: "Es tut mir leid"

Die Jury belegte Übeltäter Sagan, zunächst Etappenzweiter, zunächst nur mit 30 Sekunden Strafe und versetzte ihn auf Platz 115 zurück, Greipel rückte damit vom ursprünglichen vierten Platz einen Rang vor.

Sagan sah zumindest seine Schuld ein und ging im Zielraum auf Entschuldigungs-Tour. Nach der missglückten Aussprache mit Greipel suchte er den Cavendish-Teambus auf und sagte sorry. "Ich habe Mark nicht gesehen, es tut mir leid", meinte Sagan. Sein zweites Opfer Degenkolb gab Entwarnung: "Es geht mir den Umständen entsprechend gut."

Kittel, am Sonntag Sieger des ersten Massenspurts in Lüttich, war zurückgefallen, als ein erster Massensturz um den Gesamtführenden Geraint Thomas das Feld an der Ein-Kilometer-Marke dezimierte. "Es ist eng geworden, als alle vorne fahren wollten, da habe ich den Anschluss verloren", meinte Kittel, der das Grüne Trikot verlor.

Thomas verteidigt Gelbes Trikot

Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden verteidigte der Waliser Thomas trotz des Sturzes mit zwölf Sekunden Vorsprung auf seinen britischen Teamkollegen und Kapitän Christopher Froome (Hier geht es zur Tages- und Gesamtwertung). Die fünfte Etappe am Mittwoch, die mit einer knackigen Bergankunft an der Planche des Belles Filles in den Vogesen endet, wird zum ersten Prüfstein für die Klassementfahrer.

"Das ist der erste große Test", sagte Thomas, der weiter keinen Zweifel an seiner untergeordneten Rolle im Team lässt: "Was auch immer das Team entscheidet, ich werde es mittragen. Ich stehe voll an der Seite von Froome und will mit ihm die Tour gewinnen."

Kittel, auf den erst am Donnerstag die nächste Sprintchance wartet, bestritt seinen zweiten Renntag im Grünen Trikot zunächst bester Laune, er hatte bei gemächlicher Fahrt reichlich Zeit zum Plausch mit den Kollegen. "Es ist sehr motivierend, sich auf einen zweiten Sprint vorzubereiten, wenn man schon einen Sieg in der Tasche hat", sagte der 29-Jährige vor dem Start - auf das folgende Chaos war er nicht vorbereitet.

Van Keirsbulck mit 190-km-Alleinfahrt

Die erste Rennhälfte prägte am Dienstag der belgische Tour-Debütant Guillaume Van Keirsbulck vom Team Wanty-Groupe Goubert. Der Enkel des früheren Straßen-Weltmeisters Benoni Beheyt trat unmittelbar nach dem scharfen Start an, und da niemand folgte, fuhr der 26-Jährige eben in Eigenregie mehr als 13 Minuten Vorsprung heraus.

Erst nach 190 Kilometern war eine der längsten Alleinfahrten der Tour-Geschichte beendet, danach übernahmen die Sprintteams das Kommando.

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