Bei den Sommerspielen in Rio hatte Bolt Geschichte geschrieben und als erster Sprinter bei drei Olympischen Spielen über 100 m, 200 m und in der 4x100-Staffel triumphiert. Bereits im Juni 2016 hatte die Tageszeitung Jamaika Gleaner von der positiven Probe Carters in Peking berichtet und über eine Aberkennung der Goldmedaille spekuliert. "Wenn es wirklich so kommt, es bestätigt wird und ich meine Goldmedaille zurückgeben muss, dann ist das kein Problem für mich", sagte Bolt damals.
"Das jamaikanische Team ist disqualifiziert. Alle Medaillen werden entzogen und müssen zurückgegeben werden", hieß es in der Mitteilung des IOC. Jamaika hatte in Peking in Weltrekordzeit Gold gewonnen, Zweiter wurde das Team aus Trinidad und Tobago. Das deutsche Quartett mit Tobias Unger, Till Helmke, Alexander Kossenow und Martin Keller rückt auf Platz vier vor.
Bolts Jagd nach dem "Triple-Triple" hatte zu den Highlights der Sommerspiele in Rio gehört. Der Superstar der Leichtathletik hielt dabei Wort. Mit dem Staffel-Sieg am 20. August hatte er sein Hauptziel erreicht: Seine neunte Goldmedaille, in seinem letzten olympischen Rennen.
Nach der WM in diesem Jahr in London wird Bolt zurücktreten. Mit acht olympischen Goldmedaillen liegt er weiterhin auf Platz drei der erfolgreichsten Leichtathleten der Geschichte. Vor ihm liegen nur Paavo Nurmi und Carl Lewis.
Nachtest entpuppte Doping
Bei einem Nachtest wurde bei Carter das Stimulans Methylhexanamin gefunden. Carter hatte mit Jamaika auch Olympia-Gold in London 2012 gewonnen und wurde zudem 2011, 2013 und 2015 Staffel-Weltmeister. Methylhexanamin war 2014 bei den Winterspielen in Sotschi auch bei Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle gefunden worden.
In der besagten jamaikanischen Peking-Staffel lief neben Carter und Bolt auch Ex-Weltrekordler Asafa Powell. Dieser war 2013 positiv auf ein anderes Stimulans getestet und zunächst 18 Monate gesperrt worden, musste aber letztlich nur sechs Monate aussetzen. Schon damals geriet Carter unter Verdacht, da er sowohl mit Powell als auch mit weiteren positiv getesteten Sprintern zusammen trainierte.
Weitere Nachtests positiv
Ebenfalls bei Nachtests von Peking überführt wurde die Weit- und Dreispringerin Tatjana Lebedewa. Die Russin gewann 2008 in beiden Disziplinen jeweils Silber - und muss beide Medaillen nun abgeben.
Die 40-Jährige ist eine der Top-Leichtathleten ihres Landes. 2004 wurde sie Olympiasiegerin im Weitsprung, dazu 2007 in Osaka Weltmeisterin. Im Dreisprung holte sie 2001 und 2003 den WM-Titel.
Das IOC untersucht seit mehreren Monaten insgesamt 1243 Proben der Spiele von Peking und London neu. 98 Fälle sind bisher namentlich bekannt, davon 61 von Peking und 37 von London.