Harting in Gold-Form

SID
Robert Harting scheint aktuell im Diskuswerfen unbezwingbar zu sein
© getty

Die deutschen Leichtathletik-Stars wollen sich bei ihrem nationalen Showdown für die EM in Zürich in Form bringen. Den Verband plagen einige Probleme.

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Über Ulm mit Rückenwind nach Zürich: Die deutschen Leichtathletik-Stars wollen sich am Wochenende bei ihrem nationalen Showdown den letzten Schliff für die EM in der Schweiz (12. bis 17. August) holen. Während Diskus-Riese Robert Harting längst in Gold-Form ist, plagen den DLV einige Verletzungssorgen.

Zudem steht der unterschenkelamputierte Weitspringer Markus Rehm bei einer historischen Premiere ganz besonders im Mittelpunkt des Interesses.

Für Harting ist die DM nicht mehr als eine Durchgangsstation. Der Zwei-Meter-Mann will seine Favoritenstellung für Zürich untermauern. Nach dem Olympiasieg von London, dem EM-Titel und dreimal WM-Gold in Serie hatte sich der Berliner vor der Saison von seinem Erfolgstrainer Werner Goldmann getrennt.

Neuer Trainer, alte Ziele

Mit dem neuen Coach Torsten Schmidt verfolgt Harting die alten Ziele: Titel. "Wer zu spät auf Innovation setzt, verliert am Markt", sagte Harting: "Ich war mit den vorhandenen Mustern ausgereizt. Man muss sich immer wieder neu erfinden. Das große Projekt für mich heißt Rio 2016."

Neben dem Auftritt des starken Mannes erwarten die Fans mit besonderer Spannung den Auftritt von Rehm. Der Leverkusener Paralympics-Star nimmt als erster Athlet mit Handicap bei den Meisterschaften der Nicht-Behinderten teil. "Markus Rehm ist ein Leuchtturm für Menschen mit Behinderungen", sagte DLV-Präsident Clemens Prokop dem SID.

Doch der Start des 25-Jährigen, der mit 7,95 m den Weltrekord seiner Klasse hält, ist auch ein Politikum. "Es gibt Diskussionen, ob seine Leistungen mit denen der Nichtbehinderten vergleichbar sind", sagte Prokop, "noch können wir die Frage nicht abschließend klären, ob Markus Rehm durch seine Prothese einen Vorteil hat oder nicht."

71 Mal die Norm gepackt

In Ulm startet Rehm nur unter Vorbehalt. Biomechaniker werden während des Wettkampfes Daten erheben, um zu analysieren, ob seine Leistungen mit denen der anderen Springer wie den beiden letzten Europameistern Christian Reif (2010) und Sebastian Bayer (2012) zu vergleichen sind.

71 Athleten haben bereits die Norm für die EM erfüllt. "Wir sind in der Breite so gut aufgestellt wie seit Jahren nicht mehr, der Trend der Vorwärtsbewegung hat sich in dieser Saison fortgesetzt. Auch im Laufbereich haben wir aufstrebende Talente, die ins Rampenlicht drängen", sagte Prokop und hofft für Zürich auf ordentlich Edelmetall:

"Wir wollen unter den Top Drei des Medaillenspiegels landen, und ich denke, wir können guter Dinge sein." Vor zwei Jahren in Helsinki holten die DLV-Athleten sechsmal Gold und insgesamt 16 Medaillen.

Nytra und Müller verletzt

Einige bekannte Gesichter müssen für Zürich aber auch passen. So haben Hürdensprinterin Carolin Nytra und Diskuswerferin Nadine Müller ihre Saison verletzungsbedingt bereits abgebrochen.

Mit Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe und Speerwurf-Königin Christina Obergföll werden in Ulm zudem zwei Stars fehlen - und damit auch in Zürich nicht für Medaillen sorgen können.

Während Obergföll nach ihrem Gold-Coup von Moskau 2013 im Juni Sohn Marlon zur Welt brachte, muss Holzdeppe wegen anhaltender Formschwäche passen. Nach einer Rückenverletzung im Winter kam der 24-Jährige einfach nicht in Tritt. "Er wusste nicht mehr, wo oben und unten ist", sagte Stabhochsprung-Bundestrainer Jörn Elberding.

Stabhochsprung das Sorgenkind

Weil auch der WM-Dritte Björn Otto, die deutsche Rekordhalterin Silke Spiegelburg und die frühere Vizeweltmeisterin Martina Strutz verletzungsbedingt fehlen, sind dem DLV die Überflieger ausgegangen.

Der Stabhochsprung, in den vergangenen Jahren erfolgsverwöhnte Paradedisziplin, ist zum Sorgenkind mutiert. Trotzdem gibt sich Elberding gerade bei den Männern für die EM kämpferisch: "Wir haben drei Starter, die ins Finale kommen können - und wenn es richtig gut läuft, um Medaillen kämpfen."

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