Aus, vorbei: Nowitzki und Co. fahren heim

Von Haruka Gruber / Philipp Dornhegge
Chris Kaman und Dirk Nowitzki konnten das Zwischenrunden-Aus bei der EM nicht verhindern
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat gegen EM-Gastgeber Litauen zum Abschluss der Zwischenrunde mit 75:84 verloren und ist damit aus dem Turnier ausgeschieden.

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Es hätte eines Erfolgs mit 11 Punkten Vorsprung bedurft, damit das DBB-Team doch noch das Viertelfinale erreicht. Stattdessen zieht Litauen als Gruppendritter zusammen mit Spanien, Frankreich und Serbien in die K.o.-Runde ein.

Voting: Die Top 3 Plays des Tages

Vor 11.000 teils fanatischen Zuschauern erzielte Chris Kaman (25) die meisten Treffer für Deutschland. Dirk Nowitzki war die Anstrengung der letzten Monate deutlich anzusehen und traf nur 4 der 17 Würfe für 16 Punkte. Für Litauen tat sich Rimantas Kaukenas (19) als Topscorer hervor.

Das Ausscheiden hat Folgen: Deutschland kann sich nicht mehr für die Olympischen Spiele qualifizieren. Stattdessen steht eine Zäsur bevor, unter anderem mit einem neuen Bundestrainer, da sich Dirk Bauermann zukünftig auf den FC Bayern konzentrieren wird.

Nowitzki trat zwar nicht aus der Nationalmannschaft zurück, wird sich aber eine Auszeit nehmen.

Reaktionen:

Dirk Bauermann (Trainer Deutschland): "Wir haben alles getan, alles versucht. Die Litauer haben aber Nerven bewiesen und verdient gewonnen. Es ist extrem bitter, ein sehr schwieriger Moment. Es fällt schwer, das Ausscheiden zu realisieren."

Dirk Nowitzki (Deutschland): "Es lag alles an mir. Die Jungen waren super, Chris Kaman war super. Ich war einfach nicht in der Verfassung, ein großes internationales Turnier zu dominieren, wie ich es früher gemacht habe. Ich fühle mich schlecht, dass ich es unseren jungen Spielern nicht ermöglicht habe, an den Olympischen Spielen teilzunehmen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Litauen mit der erwarteten Starting Five mit Javtokas, Songaila, Jasaitis, Kaukenas und Kalnietis. Deutschland hingegen mit einer Überraschung: Schwethelm beginnt statt Herber.

6.: Ein Schlagabtausch: Deutschland hält dagegen, vor allem Kaman stark (8 Punkte). Doch bei Nowitzki fällt der Wurf nicht (0/4). 15:13 Deutschland.

9.: Gefährlich: Litauen mit einem 8:0-Run, darunter ein Alley-Oop durch Pocius. 21:15 Litauen.

15.: Schwethelm überfordert, schon sein zweiter schlimmer Turnover. Kaukenas sagt danke und erhöht. 31:24 Litauen.

20.: Nowitzki beißt sich ins Spiel. Schöner Jumper über Jankunas' Arme hinweg. Seine Punkte 6 und 7 im zweiten Viertel. 37:33 Litauen.

24.: Kamans Dreipunktspiel bringt Deutschland in Führung - doch Litauens Antwort folgt prompt: Kalnietis, Jasaitis von Downtown, Kaukenas, Jasaitis. 9:0-Run der Gastgeber. 48:41 Litauen.

28.: Die Partie wird hitziger. Valanciunas mit zwei unnötigen Fouls, die zum Unverständis des Publikums aber völlig zurecht gepfiffen werden. 54:50 Litauen.

Topscorer, Rebounder, Passgeber: Die Statistiken der EM

34.: Deutschland arbeitet sich mühsam heran. Benzing zum wiederholten Male mit einem starken Drive. Aber Nowitzkis Wurf kommt einfach nicht. 62:60 Litauen.

38.: Ein wildes Hin und Her. Hamann verlegt den Layup, die Bestrafung folgt durch Valanciunas und Jasikevicius. Doch Benzing für drei! 71:70 Litauen.

40.: Litauen spielt groß auf, der starke Valanciunas mit einem spektakulären Alley-Oop-Dunk. Das war's, Deutschland verliert 75:84.

Der Star des Spiels: Chris Kaman. Eine der besten Leistungen eines einzelnen Spielers bei der EM. Versenkte zum Einstand seine ersten 7 Würfe, dominierte Gegenspieler Javtokas, wie es ihm beliebte und ging als einziger deutscher Spieler resolut zum Offensiv-Rebound. Seine Statline am Ende: 25 Punkte, 12/17 Würfe, 11 Rebounds, 3 Blocks. Er trug die Mannschaft, als Dirk Nowitzki (16 Punkte, 4/17) selbst Hilfe benötigte. Dass es dennoch nicht zum Weiterkommen gereicht hat, ist umso enttäuschender.

Zwischenrunde: Spanien Gruppensieger, Türkei ausgeschieden

Der Flop des Spiels: Philipp Schwethelm. Bauermanns Kalkül: Durch Schwethelms Hereinnahme in die Starting Five wird das Team gestärkt, weil dieser einen gefährlichen Dreier und nach dem Türkei-Spiel massig Selbstvertrauen einbringt. Doch das Gegenteil war der Fall: Schwethelm wirkte völlig überfordert, ersichtlich an seinen 4 Turnovers in 18 Minuten. Fehlpass, Probleme bei der Ballannahme, Travelling, ins Aus getreten, alles war dabei. Irgendwann zitterten die Hände so stark, dass selbst der einfachste Einwurf zum Spielmacher zu einer Herausforderung wurde. Mehr als der getroffene Dreier im letzten Viertel gelang ihm nicht.

Analyse: Die Deutschen waren ob des Gegners Stärke beim Pick'n'Roll gewarnt - doch es änderte nichts am Ausgang: Litauens Big Man stellten munter Screens für ihre Guards, die die Freiräume entweder für den Pass in die Zone oder den eigenen Wurf nutzten.

Vor allem an der Deckung von Kaukenas verzweifelten die Deutschen reihenweise, egal ob sie Schwethelm, Herber oder Hamann hießen.

Erschwerend kamen die mittlerweile typischen deutschen Probleme der Anfangsphase hinzu: Zu viele Turnover (alleine 5 im ersten Viertel) und Dirk Nowitzkis nicht fallen wollender Wurf. Die ersten 5 Versuche gingen allesamt vorbei.

Dafür wurde das DBB-Team von einem fantastisch aufspielenden Chris Kaman getragen, der mit einer perfekten Quote von 7/7 begann und auch im Spielverlauf nicht nachließ. Unterstützt wurde der Center von einem kaum weniger starken Robin Benzing (18 Punkte, 7/7) und Heiko Schaffartzik (13 Punkte, 5/13).

Das Problem jedoch: Schon nach der ersten Halbzeit hatten für Litauen acht Spieler gepunktet, bei der DBB-Auswahl hingegen waren es nur vier: Kaman, Nowitzki, Benzing und Schaffartzik. Das Indiskutable: Mehr als einen Schwethelm-Dreier brachten die acht restlichen Spieler bis zum Schluss nicht zustande. Ähnlich erschütternd: nur 3 Assists - für das gesamte Team!

Den Deutschen fehlte schlicht die Qualität im Kader, um ein mannschaftlich derart geschlossenes Team wie das der Litauer zu besiegen.

Litauen - Deutschland: Das Spiel im Re-Live

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