Am Ende doch nichts Zählbares

Von Haruka Gruber / Philipp Dornhegge
Superstar Dirk Nowitzki bekam gegen Spanien (Marc und Pau Gasol) kaum mal einen offenen Wurf
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft ist mit einer 68:77-Niederlage gegen Titelfavorit Spanien in die Zwischenrunde gestartet und verpasste eine durchaus mögliche Überraschung. Die Iberer erreichten lange Zeit nicht ihre Bestform, profitierten in der Schlussphase aber von den Fehlern der Deutschen.
 

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Beim Auftakt der EM-Zwischenrunde in der litauischen Hauptstadt Vilnius hatte das DBB-Team in Dirk Nowitzki (19 Punkte) seinen besten Werfer. Allerdings wurde der Superstar in der Schlussphase aufgrund der starken spanischen Defense zum Zuschauen verdammt.

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Für Spanien, das mit sechs NBA-Spielern antrat, zeichnete Marc Gasol (24) für die meisten Zähler verantwortlich.

Die Niederlage bedeutet, dass die wegen der Vorrunde punktlos in die Zwischenrunde gestarteten Deutschen nur noch eine Chance auf das Viertelfinale haben, wenn die letzten beiden Zwischenrunden-Partien gegen die Türkei (Freitag ab 16.45 Uhr im LIVE-TICKER) und Gastgeber Litauen (Sonntag) gewonnen werden.

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Reaktionen:

Dirk Bauermann (Trainer Deutschland): "Es war ein Schritt in die richtige Richtung. Den Ausschlag haben viele kleine Dinge gegeben."

Johannes Herber (Deutschland): "Es gab Momente, als wir nah dran waren. Wir haben es aber nicht geschafft, im entscheidenden Moment die Punkte zu machen oder den Rebound zu holen. Gegen Spanien geht so etwas nicht. Sie bestrafen jeden kleinen Fehler."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Beide Teams beginnen wie erwartet. Heißt: Bei Spanien kehrt Pau Gasol nach seiner Verletzung zurück, dafür sitzt Ibaka wieder auf der Bank.

4.: Deutschland anfangs etwas nervös, aber Benzings Dreier bricht den Bann. Kaman zweimal gegen M. Gasol erfolgreich. 7:6 Deutschland.

8.: Es bleibt zerfahren. Zweiter Schrittfehler in kurzer Zeit gegen Kaman. Aber Schaffartzik: Steal gegen Pau Gaosl, dann Coast-to-Coast inklusive Floater mit Brett! Und Nowitzki erhöht von Downtown. 12:8 Deutschland.

11.: M. Gasol schiebt Pleiß einfach weg und kommt zu 2 leichten Punkten. Aber Herber mit einem Korbleger aus der Balance plus Bonus-Freiwurf. 18:18.

13.: Spanien mit einem 8:0-Run, darunter zwei San-Emeterio-Dreier. 26:18 Spanien.

17.: Geht heute was? Deutschland ist voll da, antwortet mit einem 9:0. 27:26 Deutschland.

22.: Pau ist aufgewacht, 6 schnelle Punkte. Doch Benzing kontert ebenfalls mit 2 schnellen Treffern. 42:39 Spanien.

25.: Hamann! Stark! Erst im Nachfassen am Brett, dann ein Off-Balance-Jumper plus Bonus-Freiwurf. 52:46 Spanien.

33.: Spanien drückt aufs Tempo, aber Deutschland bleibt dran! Schaffartzik mit dem No-Look-Ableger auf Kaman, der mit Dunk abschließt. 62:59 Spanien.

37.: Bitter! Schon der dritte Schrittfehler von Kaman, sein 5. Turnover. Deutschland dennoch weiter in Schlagdistanz. 66:63 Spanien.

40.: Spanien mit guter Defense, lassen hinten fast nichts zu - und vorne holen sie die Freiwürfe. Ein am Ende 77:68 für Spanien.

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Der Star des Spiels: Marc Gasol. Er steht nicht annähernd so im Fokus wie sein älterer Bruder Pau, ist aber inzwischen kaum schlechter. Seine letzte NBA-Saison bewies das, gegen Deutschland lieferte er einen weiteren Nachweis. Gerade als Pau in Hälfte eins neben sich stand, war Marc derjenige, der Spanien (gemeinsam mit dem ebenfalls guten Navarro) im Spiel hielt und vor allem die Deutschen in Foulprobleme brachte. Seine Eins-gegen-eins-Aktion Anfang des zweiten Viertels gegen Pleiß war Ausdruck seiner Entschlossenheit. Am Ende machte er 24 Punkte, allein 12 davon an der Freiwurflinie.

Der Flop des Spiels: Rudy Fernandez. Er gehört zu den elegantesten, kreativsten und überhaupt besten Swingmen Europas. Mit einer Wurfquote von 60 Prozent ins Spiel gegangen, enttäuschte der zukünftige Maverick jedoch. 2/7 aus dem Feld - statt das vermeintliche Mismatch gegen Benzing zu nutzen, hielt der junge Deutsche dagegen und traf im direkten Duell selbst wichtige Würfe. Zumindest trat sich Rudy als Vorlagengeber hervor (5 Assists).

Analyse: Ein von Fehlwürfen und Anspannung geprägter Beginn. Bis kurz vor dem ersten Viertel hatte keine der Mannschaften zweistellig gepunktet.

Ein Grund dafür war das Power-Forward-Duell zwischen Nowitzki und Pau Gasol, die sich in der ersten Halbzeit gegenseitig neutralisierten - wobei der Deutsche im zweiten Viertel immerhin den Weg zur Freiwurflinie fand (4/4) und mit 9 Zählern in die Pause ging. Pau Gasol blieb ohne Punkt.

Zum bestimmenden Duell entwickelte sich das Aufeinandertreffen der Center. Marc Gasol übernahm für Phasen Nowitzkis Bewachung und erwies sich mit seiner Kombination aus Größe, Kraft und weichem Handgelenk ebenbürtig zu Chris Kaman, dessen Präsenz in der Verteidung die Spanier vom Drive abhielt.

Mitentscheidend für die deutlich verbesserte Team-Defense des DBB-Team war auch das aktivere Stören des gegnerischen Pick'n'Rolls sowie eine generell aggressivere Spielweise - was Benzing früh im dritten Viertel das unnötige 4. Foul und dem wurfsicheren Marc Gasol etliche Freiwürfe (12/14) einbrachte.

Nach der Pause zeigte Deutschland diesen Biss auch im Angriff. Anders als sonst üblich unter Dirk Bauermann, versuchte das deutsche Team in einigen Angriffen den Break zu laufen - was Spanien sichtlich überraschte.

Am Ende entschieden jedoch die deutsche Turnoveranfälligkeit (16:8 Ballverluste), Nowitzkis nicht fallander Wurf im letzten Viertel (1/4) und die Nervenstärke der Spanier die Partie, die die Deutschen auch hätten gewinnen können. Was bleibt, ist eine Leistung, die Hoffnung macht für die letzten beiden Zwischenrunden-Partien.

Deutschland - Spanien: Das Spiel im Re-Live