Friedhof für Torjäger! Warum das größte Sturmtalent der Premier League nicht zum FC Chelsea wechseln sollte

Von Mark Doyle / Patrik Eisenacher
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Der irische Teenager Evan Ferguson gilt als eines der größten Sturmtalente der Premier League. Doch er sollte auf keinen Fall zum FC Chelsea gehen. Beste Beispiele liefern zwei frühere Teamkollegen.

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Chelsea hat keinen Neuner - in jeder Hinsicht. Zunächst einmal hat sich kein einziger Spieler des aktuellen Kaders getraut, das "verfluchte" Trikot mit der entsprechenden Rückennummer anzuziehen. "Niemand will es anfassen", sagte der ehemalige Blues-Trainer Thomas Tuchel vor einiger Zeit. Chelsea hat aber auch keinen Spieler, der die Neuner-Position würdig bekleiden kann - ein klassischer Mittelstürmer fehlt im Kader von Trainer Mauricio Pochettino.

Zurück zur Rückennummer: Fußballer sind im Allgemeinen abergläubisch (Tuchel gab zu, dass er es auch ist), und ein Stürmer nach dem anderen, der bei seiner vorherigen Station erfolgreich war, hat an der Stamford Bridge Probleme bei der Torejagd. Chris Sutton, Mateja Kezman, Fernando Torres, Radamel Falcao, Alvaro Morata, Gonzalo Higuain und Romelu Lukaku sind alle dem "Fluch" der Nummer 9 erlegen.

Der Spielertyp Mittelstürmer fehlt Chelsea weiterhin - die Suche wird im Januar-Transferfenster 2024 weitergehen.

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FC Chelsea: Die Suche nach einem fähigen Mittelstürmer

Obwohl die Eigentümer um Todd Boehly & Co. seit der Übernahme im Mai 2022 mehr als eine Milliarde Euro ausgegeben haben, haben sie keinen einzigen Mittelstürmer erworben.

Sowohl Christopher Nkunku, zuvor bei RB Leipzig, als auch Cole Palmer sind vielseitige Offensivspieler mit einem Auge für das Tor, aber keiner von ihnen kann als klassischer Mittelstürmer bezeichnet werden - während der Senegalese Nicolas Jackson sich als genau das erwiesen hat, was er bei Villarreal war: ein unfertiges Talent, dem der Killerinstinkt fehlt.

Es war also unvermeidlich, dass Chelsea mit der Öffnung des Januar-Transferfensters 2024 mit einem richtigen Stürmer Nummer 9 in Verbindung gebracht werden würde. Ivan Toney, der kurz vor der Rückkehr von seiner Wettsperre steht, wird seit langem als die Lösung für die Torjägerprobleme der Blues gehandelt. Victor Osimhen wäre wohl die ideale Lösung für die Westlondoner.

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Der FC Chelsea soll auch Evan Ferguson auf der Liste haben

Nun behauptete der Evening Standard, dass auch Evan Ferguson in Betracht gezogen wird. Das klingt durchaus plausibel. Seit einiger Zeit besteht das Ziel der Chelsea-Besitzer darin, jeden vielversprechenden Spieler unter 23 Jahren mit einem langfristigen Vertrag zu versehen, um so die Grundlage für einen nachhaltigen Erfolg zu schaffen - und das Financial Fairplay zu umgehen.

Fergusons Verein Brighton könnte zudem offen für einen Deal sein. Man kann über die Blues und ihren Geschäftssinn sagen, was man will - aber sie sind unglaublich großzügig und immer bereit, einem Klub für ihre Spieler (und im Fall von Brighton auch für ihre Trainer) weit mehr als das Marktübliche zu zahlen.

Bei der Dringlichkeit eines Mittelstürmers im Falle Chelseas kann man sich gut vorstellen, dass die Blues erneut über 100 Millionen Euro hinlegen.

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Evan Ferguson: Warum sollte man von Brighton nach Chelsea wechseln?

Unwahrscheinlich ist allerdings, dass Ferguson überhaupt mit dem Gedanken spielt, zu Chelsea zu wechseln - vor allem zum jetzigen Zeitpunkt, in diesem Stadium seiner Karriere. Dem Iren mangelt es sicherlich nicht an Vertrauen in seine Fähigkeiten, und er hat auch keine Angst vor einer Herausforderung. Er hat sein Profidebüt in Dublin im Alter von nur 14 Jahren gegeben - und jeden weiteren Schritt in die nächsthöhere Klasse problemlos gemeistert.

Und er hat ganz offensichtlich genügend Cleverness, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Als er die Bohemians im Januar 2021 verließ, hätte er auch beim FC Liverpool unterschreiben können, doch er entschied sich für Brighton - und zwar aus zwei Gründen: zum einen wegen des guten Rufs, den der Klub in Bezug auf die Förderung junger Spieler genießt, und zum anderen, weil der Weg in die erste Mannschaft einfacher ist als bei den Reds.

Es ist also klar, dass sowohl Ferguson als auch sein Umfeld wissen, was das Beste für ihn und seine Karriere ist. Warum sollte er also von einem der am besten geführtesten Klubs der Premier League zum chaotischsten gehen?

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FC Chelsea: Ein guter Transfer unter 34 Neuzugängen

Schließlich spricht wenig dafür, dass Ferguson von einem Wechsel zum FC Chelsea, der lange Zeit ein Friedhof für große Torjäger war (Andriy Shevchenko musste nicht einmal das Trikot mit der Nummer 9 tragen!), profitieren würde.

Vom Sommer 2022 bis zum heutigen Zeitpunkt hat Chelsea 34 Neuzugänge geholt, von denen nur einer (Palmer) als uneingeschränkter Erfolg gewertet werden kann. Darüber hinaus ist Mauricio Pochettino ein guter Trainer, der sowohl in Southampton als auch in Tottenham gute Arbeit geleistet hat - aber verständlicherweise Schwierigkeiten hat, Ordnung in einen Verein zu bringen, der sich seit zwei Jahren in einem ständigen Umbruch befindet.

Es gibt auch keine Garantie, dass er am Ende der Saison noch Trainer sein wird, denn Chelsea ist Neunter in der Premier League und es gibt keine Anzeichen für einen Fortschritt unter dem argentinischen Trainer. Er ist wohl nur noch im Amt, weil seine Arbeitgeber es sich nicht leisten können, zuzugeben, dass sie eine weitere Verpflichtung verpfuscht haben. Die Entlassung und ein neuer Coach würden zudem weitere Millionen kosten.

Pochettino wird von Trainern wie Ange Postecoglou bei den Spurs und Unai Emery bei Aston Villa vorgeführt. Zur Erinnerung: Er stellte gegen Middlesbrough eine Startaufstellung im Wert von über 400 Millionen Euro auf und kassierte trotzdem eine 0:1-Niederlage gegen eine dezimierte Mannschaft aus der zweiten Liga.

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Evan Ferguson sollte sich an den Beispielen Moises Caicedo und Levi Colwill erschrecken

Auch Moises Caicedo ging im Sommer 2023 von Brighton zu Chelsea. Dort floppt der Ecuadorianer nun enorm. Levi Colwill wurde 2022/23 von Nordlondon aus an die Südküste verliehen, wo er aufblühte. Zurück bei den Blues erlebt auch der Innenverteidiger keine leichte Zeit.

Der 20-Jährige glänzte während seiner einjährigen Leihe in Brighton und wurde aufgrund seiner guten Leistungen unter dem brillanten Roberto De Zerbi erstmals für England nominiert. Jetzt aber ist Colwill auf der linken Abwehrseite nicht mehr zu halten und läuft Gefahr, die EURO 2024 zu verpassen.

Während Caicedo angesichts der offensichtlichen Lücke im defensiven Mittelfeld, die es in Anfield zu füllen galt, eindeutig nach Liverpool und nicht nach Chelsea hätte wechseln sollen, wäre Colwills Karriere mit einem Verbleib im Amex viel besser gedient gewesen - und das gilt auch für Ferguson.

Mit 19 Jahren ist der Ire ein Jahr jünger als Colwill. Er sollte es nicht eilig haben, sich einem vermeintlichen Spitzenteam anzuschließen - vor allem nicht einem, das sich in einem totalen Umbruch befindet und dringend einen Stürmer braucht.

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