In Deutschland völlig unbekannt - aber sogar der FC Bayern profitierte schon: Das ist der größte Fußballklub Europas

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Idrottsföreningen Brommapojkarna ist der größte Fußballklub Europas: Beim schwedischen Erstligisten beeindruckt aber nicht nur die Quantität an Spielern, sondern auch ihre Qualität - zumindest im Nachwuchsbereich.

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Schon mal was von Bromma gehört? Es handelt sich um einen Stadtteil im Nordwesten der schwedischen Hauptstadt Stockholm, bekannt für seinen Flughafen, das Schloss Ulvsunda sowie den größten Fußballklub Europas. Idrottsföreningen Brommapojkarna, so sein unaussprechlicher Name. Auf Deutsch: "Sportverein der Jungs aus Bromma."

4000 Fußballer, 700 Trainer, 265 Mannschaften - die Zahlen sind beeindruckend. Zum Vergleich: Als Deutschlands größter Fußballklub gilt Viktoria Berlin mit rund 70 Mannschaften. Während die Viktoria lediglich in der Regionalliga Nordost spielt, mischt Brommapojkarna aktuell immerhin in Schwedens erstklassiger Allsvenskan mit.

Seit dem Premieren-Aufstieg 2007 pendelt der Klub wild zwischen den ersten drei Ligen, im Oberhaus reichte es maximal zu Platz zwölf. Auf einen direkten Durchmarsch folgte zuletzt beinahe der sofortige Wiederabstieg. Der Start in die aktuelle Kalenderjahr-Saison gelang: Nach vier Spieltagen rangiert Brommapojkarna auf Tabellenplatz drei. Gewissermaßen ist das Abschneiden der Profimannschaft in Bromma aber eh nur Nebensache. Herz und Sinn des Klubs ist die gewaltige Nachwuchsabteilung.

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Kulusevski, Gyökeres und Co: Brommapojkarna brachte etliche Nationalspieler heraus

Sie beeindruckt nicht nur mit Quantität, sondern auch durch Qualität. Kein schwedischer Klub brachte in jüngerer Vergangenheit mehr Talente in den Spitzenfußball als Brommapojkarna. Acht Spieler aus dem jüngsten schwedischen Nationalmannschafts-Kader spielten in der Jugend für Brommapojkarna. Und zwar nicht irgendwelche, sondern absolut prägende.

Beispielsweise Kapitän Albin Ekdal, einst beim Hamburger SV aktiv, der ehemalige Bremer Ludwig Augustinsson, Rechtsaußen Dejan Kulusevski von Tottenham Hotspur oder Torjäger Viktor Gyökeres von Sporting Lissabon. Der 25-Jährige entwickelte sich nach einer Saison beim FC St. Pauli sowie Stationen in England zuletzt zu einem der gefragtesten Stürmer Europas. Für Sporting gelangen ihm in dieser Saison bereits 38 Tore in 45 Spielen.

Konkurrenz bekommt Gyökeres im Sturmzentrum der schwedischen Nationalmannschaft mittelfristig womöglich von Jonah Kusi-Asare. Der 16-Jährige gilt als eines der größten Sturmtalente Europas. Auch er entstammt Brommapojkarnas Nachwuchsabteilung. Nach einem Jahr bei AIK Solna wechselte er im Februar für 4,5 Millionen Euro in die A-Jugend des FC Bayern München, aktuell fällt er aber verletzt aus.

Jonah Kusi-Asare, FC Bayern München
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Große Talente, kaum Einnahmen: Die Tragik bei Brommapojkarna

Kusi-Asares Werdegang gilt zwar als weitere Erfolgsgeschichte Brommapojkarnas, veranschaulicht aber auch ganz wunderbar die Tragik des Klubs. Die durchaus stattliche Ablösesumme von 4,5 Millionen Euro aus München floss nämlich nicht nach Bromma, sondern zum berühmteren Lokalrivalen Solna, der Kusi-Asare zuvor ablösefrei abgeworben hatte. Die talentiertesten Spieler verlassen Brommapojkarna traditionell bereits vor dem Sprung zur Profimannschaft. In der kompletten Klub-Historie wurden über Spielerverkäufe erst zehn Millionen Euro eingenommen.

Vergangenen Sommer verabschiedeten sich wieder zwei vielversprechende Spieler frühzeitig. Der 19-jährige Innenverteidiger Fredrik Nissen für 500.000 Euro zur AC Milan und der 17-jährige John Mellberg, ebenfalls Innenverteidiger, ablösefrei zu RB Salzburg. Abgewickelt hat den Transfer Christoph Freund, ehe der Sportdirektor kurz darauf zum FC Bayern wechselte.

Freund scheint Brommapojkarnas Jugendarbeit generell ganz genau im Blick zu haben. Schon vor dessen Wechsel nach Solna beobachtete er für Salzburg Kusi-Asare, nun lotste er ihn zu seinem neuen Klub nach München. Der Sturmtank ist aber nicht der erste ehemalige Brommapojkarna-Spieler, den es nach München verschlägt. Thomas Isherwood kam einst aus Bromma in die Jugend des FC Bayern, mittlerweile spielt er für den SV Darmstadt in der Bundesliga.

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Brommapojkarna: Mehr Gedränge auf den Trainingsplätzen als auf den Tribünen

Alex Timossi Andersson ging den umgekehrten Weg, über Umwege wechselte er von der Münchner Jugend zu Brommas Profis. Sein Trainer dort ist die schwedische Abwehr-Legende Olof Mellberg, Vater des Neu-Salzburgers John. In der Profimannschaft sucht man bekannte Namen unterdessen vergeblich, genau wie große Fan-Scharen auf den Rängen.

Stockholms Zuschauermagneten sind die drei großen Klubs Solna, Hammarby IF und Djurgardens IF. Zu Brommapojkarnas Heimspielen verlieren sich dagegen stets nur einige hundert Fans ins kleine, altehrwürdige Stadion Grimsta Idrottsplats. Worum es wirklich geht, steht in großen Lettern unterm Dach: "Wir gestalten den schwedischen Jugendsport".

Deutlich mehr Gedränge als auf den Tribünen herrscht bei Brommapojkarna auf den zahlreichen Trainingsplätzen des Klubs. Sie sind über die ganze Gegend verteilt, an 15 verschiedenen Orten wird trainiert. Übungseinheiten von 4000 Spielern - Burschen, aber auch zahlreichen Mädchen - zu koordinieren, ist eine logistische Mammutaufgabe. Manche Trainingseinheiten steigen frühmorgens oder spätabends.

Unterscheiden muss man in Brommapojkarnas Nachwuchs zwischen Breitensport und der Akademie. Während die größten Talente von ausgebildeten Trainern auf eine Profikarriere vorbereitet werden und früh an internationalen Turnieren teilnehmen, spielen hunderte Kinder nur zum Spaß unter Anleitung engagierter Eltern. Alleine in der jüngsten Altersklasse der Achtjährigen stellt Brommapojkarna 38 Mannschaften - und damit deutlich mehr als beispielsweise der FC Bayern insgesamt.