Wie Karim Benzema: Diese Frankreich-Stars traten durch die Hintertür ab

Von Maximilian Lotz
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Karim Benzema hat in einem knappen Twitter-Statement seinen Rücktritt aus der französischen Nationalmannschaft erklärt. Er ist nicht der erste Franzose, der durch die Hintertür abtritt. Wir zeigen Benzemas Vorgänger.

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Anders als bei seiner Suspendierung nach der Sexvideo-Affäre um Mathieu Valbuena vor sieben Jahren verlief Karim Benzemas zweiter Abschied aus der Équipe tricolore eher still.

In einem kurzen Statement auf Twitter verkündete das einstige Enfant terrible an seinem 35. Geburtstag das Ende seiner Nationalmannschaftskarriere. "Ich habe meine Geschichte geschrieben, und unsere endet nun", schrieb der Ballon-d'Or-Gewinner und postete ein altes Foto im französischen Nationaltrikot.

"Ich habe all die Anstrengungen auf mich genommen und Fehler begangen, die nötig waren, um dort zu sein, wo ich heute bin", stellte Benzema fest: "Darauf bin ich stolz."

Im Oktober 2015 sorgte seine Suspendierung durch den französischen Verband für deutlich mehr Wirbel. Benzema wurde der Beihilfe zur versuchten Erpressung für schuldig befunden und flog hochkant aus dem Nationalteam. Der Starstürmer wurde von der Staatsanwaltschaft angeklagt und zu einem Jahr Haft auf Bewährung sowie einer Geldstrafe von 75.000 Euro verurteilt. Fünfeinhalb Jahre blieb er Les Bleus fern, verpasste die Heim-EM 2016 und den WM-Titel 2018, erst 2021 begnadigte ihn Nationaltrainer Didier Deschamps.

Die WM in Katar sollte eigentlich ein Höhepunkt für den Angreifer von Real Madrid werden, doch eine Oberschenkelverletzung verhinderte seinen Einsatz beim Turnier. Laut L'Équipe soll deswegen auch zwischen Benzema und Deschamps "etwas zerbrochen" sein. Demnach habe Benzema die Intensität der Trainingseinheit, in der er sich verletzte, und der Umgang mit seiner Verletzung missfallen. Seit der Abreise aus Katar habe es zudem keinen Kontakt mit Deschamps gegeben.

Nun zog Benzema verhältnismäßig leise einen Schlussstrich. Er ist nicht der erste, der sich durch die Hintertür aus der französischen Nationalmannschaft verabschiedet. Wir blicken auf Benzemas Vorgänger.

Frankreich, Rücktritte
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Eric Cantona

Nachdem Cantona 1988 Henri Michel als "Drecksack" beschimpft hatte, flog das Enfant terrible erstmals aus der Nationalmannschaft. Nur ein Jahr später begnadigte Michel Platini den Offensivstar. Doch später kam es unter Coach Aimé Jacquet erneut zu Querelen.

Nach seinem Kung-Fu-Tritt gegen einen Fan von Crystal Palace Anfang 1995 wurde der United-Star für acht Monate gesperrt. Nach diesem Skandal spielte Cantona auch in der Équipe tricolore keine Rolle mehr. Zwar gelang ihm nach seinem Ausraster ein starkes Comeback, doch im Sommer 1997 erklärte Cantona völlig überraschend mit nur 30 Jahren seinen Rücktritt.

"Ich liebte das Spiel, das Feuer in mir, das Adrenalin. Ich spielte, weil es als Kind mein Traum war. Als dieser Traum zur Routine wurde, wollte ich nicht mehr spielen", sagte Cantona in einer United-Doku 2021. "Es war Zeit, den Taktstock der nächsten Generation zu übergeben." Cantona verpasste somit den WM-Titel 1998 und die EM-Triumph zwei Jahre später.

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Youri Djorkaeff

Der Weltmeister von 1998 und Europameister von 2000 kündigte bereits vor der WM 2002 in einem Zeitungsinterview an, dass das Turnier in Japan und Südkorea sein letzter Auftritt für Frankreich werde.

Beim tristen Vorrunden-Aus der Équipe tricolore spielte der Mittelfeldstar dann keine bedeutende Rolle mehr, bei der Auftaktniederlage wurde er vorzeitig ausgewechselt, im zweiten Spiel saß er die vollen 90 Minuten auf der Bank und bei der abschließenden 0:2-Niederlage gegen Dänemark durfte Djorkaeff in der Schlussphase noch für sieben Minuten aufs Feld.

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Lilian Thuram

Welt- und Europameister Lilian Thuram bestritt 142 Länderspiele, doch seinen Abschied erlebte er von der Ersatzbank aus. Bei der 0:2-Niederlage im letzten Vorrundenspiel der EM 2008 saß der Innenverteidiger 90 Minuten draußen.

Hinterher zog er einen Schlussstrich. "Bei der WM 2006 in Deutschland könnten neue Spieler stärker als ich sein. Die Ära Thuram ist zu Ende", sagte der damals 32-Jährige der L'Équipe.

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Patrick Vieira

Im Gegensatz zu Thuram machte Vieira nach dem blamablen EM-Aus 2008, bei dem er auch verletzungsbedingt nicht zum Einsatz kam, in der Nationalmannschaft weiter. Doch vor der WM 2010 verzichtete Nationalcoach Raymond Domenech dann etwas überraschend auf den Welt- und Europameister.

Anschließend erklärte der Mittelfeldspieler nach 107 Einsätzen das Kapitel Nationalmannschaft für beendet. "Ich werde mich in den nächsten Jahren auf City konzentrieren und nichts anderes, ich will dem Verein mein Bestes geben", sagte Vieira, der 2011 auch bei ManCity seine Karriere beendete.

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Nicolas Anelka

Der frühere PSG-Star war einer der Protagonisten beim WM-Debakel 2010, das als "Fiasko von Knysna" in die französische Fußballgeschichte einging. Bei der 0:2-Pleite im zweiten Gruppenspiel gegen Mexiko beschimpfte Anelka Coach Domenech nach einer taktischen Anweisung übel und wurde mit sofortiger Wirkung suspendiert. Das Team solidarisierte sich mit Anelka. Der Skandal zog immer weitere Kreise, sogar Staatschef Nicolas Sarkozy schaltete sich später ein.

Anelka wurde schließlich für 18 Spiele gesperrt, anschließend verhöhnte er die Verbandsfunktionäre als Clowns. In die Équipe tricolore kehrte Anelka aber nicht mehr zurück.

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Thierry Henry

Mit seinen 51 Länderspieltoren war Henry bis zur WM in Katar Rekordtorschütze Frankreichs, ehe Oliver Giroud an dem früheren Offensivstar vorbeizog. Doch seine Zeit in der Nationalmannschaft endete unrühmlich.

Schon in der Qualifikation zur WM 2010 sorgte er mit einem nicht geahndeten Handspiel vor dem entscheidenden Treffer in den Playoffs gegen Irland für Schlagzeilen. Beim krachenden Scheitern in der Vorrunde kam er nur zu zwei Jokereinsätzen. Nach der WM wechselte er zu New York Red Bull und verkündete bei seiner Vorstellung seinen Rücktritt aus der französischen Nationalmannschaft.

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Franck Ribéry

Auch der langjährige Bayern-Star Ribéry war beim "Fiasko von Knysna" dabei und wurde als einer der vermeintlichen Rädelsführer bei der Spielerrevolte gegen Domenech vorläufig suspendiert. Der Verband sperrte ihn für drei Spiele. Sein Image in Frankreich bekam im Zusammenhang mit einer Prostituierten-Affäre zusätzlich Kratzer.

Im März 2011 feierte Ribéry dennoch sein Comeback für Les Bleus. 2014 zählte der Flügelstürmer zu Deschamps' WM-Kader, wegen Rückenbeschwerden musste Ribéry aber passen. Kurz darauf erklärte er seinen Rücktritt. "Man konnte bei der Weltmeisterschaft sehen, dass man sich um die Zukunft Frankreichs keine Sorgen machen muss", sagte er damals.

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Samir Nasri

Samir Nasri befand sich im Sommer 2014 bei Manchester City eigentlich in Topform, doch Nationaltrainer Deschamps verzichtete bei der Nominierung seines WM-Kaders auf den Offensivstar. "Das Zusammenleben über einen so langen Zeitraum erfordert menschliche Qualitäten", begründete Deschamps seine Entscheidung.

Nasris Freundin damalige Freundin, das Dessous-Model Anara Atanes, reagierte auf Twitter empört auf Nasris Ausbootung. "F*** Frankreich und f*** Deschamps! Was für ein sch*** Trainer!", twitterte Atanes damals. Zwar zeigte sie tags darauf Reue, doch Deschamps verklagte Atanes wegen Beleidigung.

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