Gefahr durch "raffinierte Mücken": Kuriose Warnungen an Schottlands Tartan Army bei der EM in Deutschland

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Schottland wird bei der EM von einer riesigen Fanschar unterstützt, der legendären Tartan Army. Aber Obacht vor dem starken deutschen Bier und "raffinierten" Mücken im Münchner Olympiapark! Die Mannschaft will sich erstmals für eine K.o.-Runde qualifizieren.

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Deutschland trifft beim Eröffnungsspiel der EM am Freitag zwar nicht auf den besten Gegner, dafür auf die womöglich stimmungsvollsten Fans: Die schottische Tartan Army, benannt nach dem Design der legendären Schottenröcke, dem Tartanmuster.

Der britische Botschafter in München, Mark Dittmer-Odell, rechnet für das Turnier mit rund 200.000 Schotten in Deutschland. 50.000 bis 100.000 sollen nach München reisen. Obwohl Schottland wie jeder anderen Nation pro Spiel lediglich ein Kontingent von 10.000 Tickets zusteht.

Aber auch auf die ticketlosen Schotten wartet in München ein würdiges Programm: Am Donnerstag tritt um 14.30 Uhr am Odeonsplatz die "Tartan Army Pipe Band" auf, ab 19 Uhr steigt im Backstage eine Schotten-Party mit mehreren Live-Auftritten. Die Boulevard-Zeitung Sun preist den Fans in ihrem EM-Guide darüber hinaus Besuche im "world's biggest outdoor pub" Hirschgarten sowie im "oldest beer garden" Augustiner-Keller an.

"Raffinierte Mücken" im Olympiapark: Warnung an Schottland-Fans

Ähnlich wie in England wird aber auch in Schottland medial nicht nur Vorfreude auf die EM geschürt, sondern auch Angst verbreitet. Die englische Ausgabe der Sun hatte Fans öffentlichkeitswirksam vor Hotelbuchungen im Frankfurter Bahnhofsviertel gewarnt, wahlweise als "Zombieland" oder "gefährlichster Slum Deutschlands" deklariert. England trifft am zweiten Spieltag in Frankfurt auf Dänemark.

In München ortete die schottische Ausgabe der Sun derweil zwar keinen Slum, dafür aber erhebliche Gefahr durch Mücken. 50 verschiedene Arten sollen in der bayerischen Landeshauptstadt wüten, darunter solche mit exotischen Namen wie "Asiatische Tiger Moskito" oder "Koreanische Busch Moskito". Sie würden speziell im Olympiapark lauern, wo Fans ohne Tickets beim Public Viewing das Eröffnungsspiel verfolgen können.

Warnend zu Wort kommt in dem Artikel Dr. Alison Blackwell, Direktorin einer großen britischen Insektenschutz-Firma, die möglicherweise Interesse am höheren Absatz ihrer Produkte haben könnte. Laut Blackwell seien Münchner Mücken jedenfalls "raffinierter" als ihre schottische Artgenossen. "Sie brechen die Haut auf wie eine Injektionsspritze und saugen das Blut aus. Normalerweise merkt man erst am nächsten Tag, dass man gebissen wurde." Vor allem für traditionell gekleidete Fans seien die Mücken eine Gefahr - der Schottenrock wird schließlich ohne Unterhose getragen.

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Schottland bei der EM: Starkes Bier, Fanfreundschaften und ein Marsch

"Die Boulevard-Zeitungen Sun und Daily Record bringen täglich irgendwelche Geschichten über Deutschland", sagt Tartan-Army-Sprecher Hamish Husband zu SPOX. Für Schlagzeilen sorgte zuletzt auch die Warnung der britischen Regierung an die mitreisenden Fans, wonach das deutsche Bier stärker als das heimische sei. "Viele von uns waren schon in Deutschland und speziell auf dem Oktoberfest. Hoffentlich sind sich alle über die Stärke des deutschen Biers bewusst", sagt Husband, der gleichzeitig auf einen positiven Effekt der hiesigen Braukunst setzt: "Ich habe vom deutschen Reinheitsgebot gehört. Vielleicht gibt es deshalb keinen Kater."

In einem weiteren Artikel der Sun äußert sich derweil der deutsche Bier-Experte Markus Raupach, Autor von über 40 Büchern zum Thema. Da der Bierabsatz in Deutschland im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent gefallen sei, wendet er sich an die Tartan Army: "Bitte zeigt eure unglaubliche Stärke an der Theke und unterstützt unsere Brauereien."

Anders als ihre englischen Nachbarn sind Schottlands Anhänger für ihre unbedingte Friedfertigkeit bekannt. "Wir haben nie Probleme mit anderen Fangruppen", sagt Husband - und übrigens auch nicht intern. Die gehässige Rivalität zwischen den beiden Glasgower Großklubs ist bei Länderspielen ausgesetzt, dann feiern die UK-affinen Protestanten der Rangers und die pro-irischen Katholiken von Celtic zusammen. "Viele englische Fans bringen zu den Länderspielen Fahnen mit Klub-Logos mit, das gibt es bei uns in Schottland nicht", sagt Husband.

Womöglich sorgen die jeweiligen Klub-Sympathien aber für Treffen mit deutschen Bekannten: Celtic pflegt eine Fanfreundschaft mit dem FC St. Pauli, die Rangers mit dem HSV. In Hamburg selbst gastiert Schottland jedoch nicht, nach dem Eröffnungsspiel in München geht es in Köln gegen die Schweiz und in Stuttgart gegen Ungarn. Vor dem Spiel in Köln ist als Höhepunkt der schottischen Fan-Aktivitäten in Deutschland ein zwei Kilometer langer Marsch von der S-Bahn-Station Technologiepark zum Stadion geplant.

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Schottland: Hoffnung auf die erste K.o.-Runde trotz Verletzungssorgen

Während die schottischen Fans bestens vorbereitet nach Deutschland reisen, wirkte die Mannschaft zuletzt angeschlagen: Von den letzten neun Spielen gewannen die Bravehearts lediglich eines und zwar knapp gegen Gibraltar. Bei der EM-Generalprobe am Freitag setzte es ein 2:2 gegen Finnland, ehe der Tross zu seinem EM-Lager in Garmisch-Partenkirchen aufbrach.

Vor einem Jahr war der Optimismus noch größer: Nach fünf Siegen hintereinander - unter anderem gegen Spanien und Erling Haalands Norwegen - qualifizierte sich Schottland souverän für die EM. Zuletzt suchte die Mannschaft aber eine Verletzungsseuche heim. Neben Stammstürmer Lyndon Dykes und Lewis Ferguson von der italienischen Überraschungsmannschaft FC Bologna verpassen auch die beiden Rechtsverteidiger Aaron Hickey und Nathan Patterson die EM.

Die bekanntesten Spieler im Kader sind Linksverteidiger Andrew Robertson vom FC Liverpool und Mittelfeldmotor Scott McTominay von Manchester United, dazu der talentierte Billy Gilmour von Brighton & Hove Albion. "Das Mittelfeld ist unsere Stärke", sagt Fansprecher Husband. "So tolle Spieler wie aktuell hatten wir seit 20 Jahren nicht mehr."

Das große Ziel bei der zwölften Teilnahme an einem großen Turnier ist der erstmalige Einzug in die K.o.-Runde. Die Chancen stehen gut wie noch nie: Dank der leichten Gruppe und dem Umstand, dass auch die vier besten Gruppendritten weiterkommen. Deutschland könnte beim Auftaktspiel mit dem großen Druck zu kämpfen haben, glaubt Husband: "Und Ungarn und die Schweiz haben eine ähnliche Qualität wie wir."