Tragik um die illustre Offensive - und ein Lichtblick: Drei Dinge, die bei England gegen Slowakei auffielen

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England hat im letzten Moment ein blamables Aus im EM-Achtelfinale gegen die Slowakei verhindert. Die irrsinnige Qualität der Angreifer blitzte nur individuell auf, nicht aber im Zusammenspiel. Erstmals wackelte auch die Defensive - aber immerhin gab es einen Lichtblick. Drei Dinge, die auffielen.

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Englands verschenktes Offensiv-Potenzial ist tragisch

95 Minuten lang ließen die Engländer gegen die Slowakei ein funktionierendes Angriffsspiel weitestgehend vermissen, die meiste Zeit davon lagen sie mit 0:1 in Rückstand. Dann entschloss sich Jude Bellingham, seine Mannschaft mit einem Fallrückzieher in die Verlängerung zu retten, in der Harry Kane schließlich umgehend zur Führung traf, die dann irgendwie ins Ziel gerettet wurde. Dieses Spiel steht wunderbar exemplarisch für Englands Vorzüge und Probleme bei dieser EM.

Die Vorzüge: links vorne Phil Foden, Spieler der Saison in der Premier League. Auf der Zehn Jude Bellingham, Spieler der Saison in der Primera Division und Anwärter auf den Ballon d'Or. Rechts vorne Bukayo Saka, einer der aktuell weltbesten Flügelspieler. Und im Sturmzentrum Harry Kane, überlegener Gewinner des goldenen Schuhs. England verfügt über die wohl beste Angriffsreihe Europas. Alle Vier können ein Spiel aus dem Nichts im Alleingang entscheiden, beispielsweise Bellingham mit einem Fallrückzieher.

Das Problem: Ansehnlich zusammengespielt hat das illustre Offensiv-Quartett bei dieser EM noch nicht. Sind sie müde? Nicht motiviert? Stellt sie Trainer Gareth Southgate falsch ein? Woran genau es liegt, weiß man nicht. Fakt ist aber: Die wohl am aufregendsten besetzte Mannschaft des Turniers zeigte bisher mit den langweiligsten Fußball. Aus Sicht eines neutralen Fußball-Liebhabers ist das einfach nur tragisch. Wie lange diese Ausrichtung wohl noch gut geht? Im Viertelfinale wartet die Schweiz.

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Gegen die Slowakei funktionierte nicht einmal Englands Defensive

Ein funktionierendes Offensivspiel ließ England schon in der Gruppenphase vermissen, damals harmonierte aber immerhin die Defensive. In drei Spielen kassierte die Mannschaft des einstigen Innenverteidigers Gareth Southgate nur ein Gegentor - und das war ein traumhafter Distanzschuss des Dänen Morten Hjulmand.

Im Achtelfinale gegen die Slowakei funktionierte nicht einmal die erneut unveränderte Defensive. Ließ England in der Gruppenphase insgesamt nur 1,15 Expected Goals zu (Top-Wert aller Nationen), waren es gegen die Slowakei alleine 2,09.

Individuelle und mannschaftliche Fehler ermöglichten der Slowakei gleich in der Anfangsphase zwei große Chancen, ehe Ivan Schranz mit seinem dritten EM-Tor zur verdienten Führung für die Slowakei traf. Ein verheerendes Missverständnis zwischen Bellingham und John Stones führte Anfang der zweiten Halbzeit beinahe zum 0:2. Der Ball ging aber knapp vorbei und ließ England die Chance aufs Comeback. In der Verlängerung bot sich der Slowakei noch eine Riesenchance zum Ausgleich.

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Der dritte Kandidat überzeugt: Kobbie Mainoo ist Englands Lichtblick

Zehn der elf Spieler aus Englands Aufstellung begannen in allen vier EM-Spielen, einzig auf der Doppelsechs neben dem gesetzten Declan Rice rotierte Trainer Gareth Southgate. Trent Alexander-Arnold enttäuschte gegen Serbien und Dänemark, Conor Gallagher machte es gegen Slowenien nicht besser - also bekam gegen die Slowakei der erst 19-jährige Kobbie Mainoo von Manchester United den Vorzug. Er avancierte somit zum drittjüngsten Spieler, der jemals in einem EM-Spiel Englands in der Startelf stand.

Mainoo war er der einzige kleine Lichtblick bei dem enttäuschenden Auftritt gegen die Slowakei. Mehrmals befreite er sich technisch anspruchsvoll aus großer Bedrängnis, mit einer sehenswerten Direktabnahme (24.) und einem Distanzschuss (45.+3) sorgte er zudem für Torgefahr, mit einem starken Dribbling holte er in Minute 59 einen Freistoß in vielversprechender Position heraus. Stark auch seine Passquote von knapp 96 Prozent.

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