Handball-EM: "Von Natur aus ein Biest!" Andreas Wolff wundert sich über Mitspieler

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Die deutsche Nationalmannschaft hat sich bei der Handball-EM eine hervorragende Ausgangslage erspielt. Drei Spieler mit bisher eher kleineren Rollen werden zu X-Faktoren, Andreas Wolff wundert sich über einen Mitspieler und eine Sache darf nicht noch einmal vorkommen. Die Erkenntnisse zum DHB-Sieg gegen Ungarn.

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Handball-EM: Eine Überraschung steht vor der Tür

Durch den 35:28-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn und der vorausgegangenen 28:33-Niederlage von Österreich gegen Frankreich hat sich die Ausgangslage für das DHB-Team massiv verbessert. Ein Sieg im letzten Hauptrundenspiel gegen Kroatien (Mittwoch, 20.30 Uhr) und der Einzug ins Halbfinale wäre perfekt, völlig egal, was Ungarn gegen Frankreich und Österreich gegen Island machen.

Selbst bei einem Remis stünden die Chancen auf ein Weiterkommen gut. Ungarn würde in diesem Fall aufgrund des verlorenen direkten Vergleichs mit dem DHB-Team nicht einmal ein Sieg gegen Frankreich genügen, Österreich müsste Island mit mindestens elf Toren Vorsprung von der Platte fegen. Verliert Deutschland, dürften weder Ungarn noch Österreich siegen. Der Vorteil: Da die DHB-Auswahl am Mittwoch das letzte Spiel des Tages bestreitet, wird bereits vor Anwurf klar sein, welches Ergebnis erforderlich ist, um das Halbfinal-Ticket zu lösen.

Gislason wollte derweil von den Rechenspielen mal wieder nichts wissen. "Wir haben noch nichts erreicht. Wir wollen unbedingt ins Halbfinale und das geht nur über zwei Punkte gegen Kroatien. Wir müssen gewinnen", stellte der Isländer klar.

Heimvorteil und Zielsetzung hin oder her: Das Erreichen der Runde der letzten Vier wäre eine Überraschung. Der Kader, da waren sich viele Experten vor der EM einig, gibt das eigentlich nur im Idealfall her. Der könnte nun tatsächlich eintreten. Gegner wäre dann übrigens mit Dänemark der absolute Topfavorit auf den Titel.

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Handball-EM - X-Faktor I: Sebastian Heymann

Es gab nur Andeutungen in der Mixed Zone der Kölner Lanxess Arena, so recht wollte aber niemand die Katze aus dem Sack lassen. Gislasons Ansprache sei vor der Partie gegen Ungarn äußerst emotional und auch positiv persönlich gewesen, ließen mehrere Spieler durchblicken. Ganz besonders im Fall von Sebastian Heymann.

"Er hat heute morgen im Videoraum und auch nochmal vor dem Spiel zu mir gesagt, was er von mir sehen möchte. Dass ich mit Überzeugung aufs Tor gehe, dass ich alles reinschmeiße, was ich habe, dass ich mir keine Gedanken machen soll, ich bei ihm Fehler machen darf und er vollstes Vertrauen in mich hat. Mit diesem Vertrauen bin ich ins Spiel gegangen und habe - glaube ich - einen guten Job gemacht", sagte Heymann selbst dazu.

In der Tat: Der 25-jährige Rückraumspieler von Frisch Auf Göppingen verwandelte alle seine vier Würfe und packte in der Abwehr beherzt zu. Es war ganz klar seine bisher beste Leistung in diesem Turnier.

"Heymann ist zum ersten mal so richtig in seinen Spielfluss gekommen", meinte Gislason und ergänzte: "Ich finde, dass er sein Potenzial und seine Möglichkeiten oft viel zu wenig ausnutzt. Mit diesem Körper ist er normalerweise nicht zu stoppen, wenn er sich nicht selbst stoppt. Er hat wahrscheinlich den härtesten Wurf der ganzen EM und den soll er auch einsetzen. Das hat er heute gemacht, das hat mich riesig gefreut."

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Handball-EM - X-Faktor II: Jannik Kohlbacher

Auch Jannik Kohlbacher war neben Heymann, Johannes Golla, Juri Knorr, Kai Häfner und Christoph Steinert einer von sechs DHB-Profis, der gleich vier Tore erzielte. Dazu hinterließ "Kohli", der bislang kaum zum Einsatz gekommen war, in der Abwehr auf der Halbposition einen hervorragenden Eindruck.

"Im Angriff war er schon immer überragend, aber er hat sich mittlerweile auch in der Abwehr fantastisch entwickelt", sagte Torhüter Andreas Wolff über seinen Kumpel: "Das sind genau seine Spiele, wenn Gegner denken, sie könnten sich physisch gegen ihn durchsetzen. Jeder weiß, was er für ein unfassbares Kraftpaket ist. Das Traurige ist, dass er kein Krafttraining macht, und trotzdem der Stärkste in unserer Mannschaft ist. Wenn Johannes Golla oder ich uns bis zum Erbrechen einen Abpumpen, sitzt er da und massiert sich die Zehen. Er ist von Natur aus ein Biest. Ich will gar nicht wissen, wie stark er wäre, wenn er versehentlich ab und zu mal eine Hantel bewegen würde."

Der 28-jährige Kreisläufer schüttelte seine Gegenspieler in der Abwehr ordentlich durch und erkämpfte sich ein ums andere Mal auch im Angriff eine gute Postion. Insgesamt stand der Europameister von 2016 fast 35 Minuten auf dem Feld.

"Kohlbacher ist ein wichtiger Part für uns. Er hat heute mehr Spielzeit bekommen, genau darauf brennt er. Die Chance, die er heute bekommen hat, hat er auch genutzt. Er hat hinten und vorne unglaublich viel beigetragen", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer, erinnerte aber auch an zwei Fehlwürfe des Mannes von den Rhein-Neckar Löwen: "Er wird sich selbst in den Hintern beißen, weil er auch Dinger liegen gelassen hat, die ein Mann von seiner Qualität reinmachen kann."

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Handball-EM - X-Faktor III: Rune Dahmke

Drei Tore, stark in der Abwehr, ein emotionaler Anpeitscher und mit 58 Minuten und 29 Sekunden Einsatzzeit der Dauerbrenner im deutschen Team: Linksaußen Rune Dahmke wusste gegen Ungarn zu überzeugen.

"Er hat in der Abwehr schon gegen Österreich ein super Spiel gemacht. Heute war er phänomenal, absolut großartig", schwärmte Gislason vom Kieler: "Er ist auch von seiner Art her ein wichtiger Spieler für uns."

Der Bundestrainer erinnerte exemplarisch an eine Szene in der zweiten Halbzeit, als der 1,89-Meter-Mann dem 19 Zentimeter größeren Bence Banhidi einen hohen Ball vor der Nase wegschnappte.

"Wenn man sieht, wie er diesen hohen Ball gegen Banhidi gewinnt, dann sagt das alles über seine Einstellung", so der 64-Jährige.

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Handball-EM: Julian Köster ist einer der wichtigsten DHB-Spieler

Zugegeben: Die Erkenntnis, dass Julian Köster für Deutschland im Mitteblock an der Seite von Golla und im Angriff im linken Rückraum mit seiner Torgefahr einer der wichtigsten Spieler ist, ist nicht neu. Da die Leistung des 23-Jährigen gegen Ungarn aber dermaßen grandios war, muss er an dieser Stelle einfach erwähnt werden.

Köster war mit acht Toren bester DHB-Werfer, leistete sich nur einen Fehlwurf (5 von 6 von jenseits der neun Meter) und war mit vier Assists nach Häfner (6) bester Vorlagengeber. "Köster war großartig", fasste es Gislason kurz und knapp zusammen.

Der Mann vom VfL Gummersbach stand damit sinnbildlich für die um Welten verbesserte Angriffsleistung der DHB-Auswahl im Vergleich zum 22:22 gegen Österreich in der Partie zuvor. Um mal nur eine Zahl zu nennen: Gegen Österreich setzte die Gislason-Truppe 23 Würfe daneben, gegen Ungarn waren es nur noch 13.

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Handball-EM: Das darf den Torhütern nicht noch einmal passieren

Eines vorneweg: Andreas Wolff spielt unter dem Strich bisher eine überragende Europameisterschaft. 66 und damit so viele Paraden wie kein anderer Torhüter hat der 32-Jährige bisher im Turnier gezeigt.

Sein Auftritt gegen Ungarn war allerdings lange Zeit miserabel. Die ersten neun Bälle, die auf seinen Kasten kamen, waren allesamt drin. Gislason brachte daraufhin nach gut 12 Minuten David Späth, der ebenfalls nicht funktionierte und insgesamt nur einen von acht Würfen entschärfte.

Nach 40 Minuten stand beim DHB-Torhütergespann insgesamt eine einzige Parade zu Buche, ein fürchterlicher Wert. Wäre der deutsche Angriff nicht so stark gewesen, hätte die Abwehr nicht so beherzt zugepackt und Ungarn sich nicht so viele Fehler erlaubt, hätte das böse ins Auge gehen können. Das darf gegen Kroatien und erst recht in einem möglichen Halbfinale gegen Dänemark nicht noch einmal passieren.

Teil der Wahrheit ist freilich auch, dass sich Wolff im zweiten Durchgang enorm gesteigert hat. Der EM-Held von 2016 hielt anschließend 9 von 20 Würfen und stand letztlich bei einer Gesamtquote von 31 Prozent.

Handball-EM: Die Hauptrundengruppe I

PlatzTeamSpieleSUNToreDiff.Punkte
1Frankreich4400139:122178
2Deutschland4211113:10765
3Österreich4121108:112-44
4Ungarn4202119:11634
5Island4103116:128-122
6Kroatien4013116:126-101
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