Handball-EM - Erkenntnisse zum DHB-Team: "Verdammt nochmal!" Diese Diskussion geht Alfred Gislason auf die Nerven

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Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der Handball-EM im zweiten Hauptrundenspiel nicht über ein 22:22 gegen Österreich hinausgekommen. Der Hauptgrund: Ein desaströses Angriffsspiel. Das Ziel Halbfinale ist trotzdem noch erreichbar. Vier Erkenntnisse zum DHB-Team.

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Handball-EM - DHB-Team: Der Traum vom Halbfinale lebt - noch!

Gründe für Optimismus hat das DHB-Team gegen Österreich - abgesehen von einer guten Abwehr und einem starken Andreas Wolff zwischen den Pfosten (14 Paraden, 38,89 Prozent gehaltene Bälle) - nicht geliefert. Doch eine halbwegs gute Nachricht hielt der Abend in der Kölner Lanxess Arena dann doch noch bereit: Die Seifenblase, die den deutschen Traum vom Einzug ins Halbfinale trägt, hat zwar eine Delle abbekommen, geplatzt ist sie aber noch nicht.

"Wenn wir auf das Spiel schauen, können wir mit dem Punkt noch glücklich sein. Wir hätten in den letzten Sekunden sogar noch gewinnen können, aber das wäre natürlich nicht verdient gewesen. Die Ausgangslage hat sich nicht so sehr verändert. Wir müssen die beiden letzten Spiele so oder so gewinnen", sagte Bundestrainer Alfred Gislason, lag damit aber nur halb richtig. Denn: Wäre die DHB-Auswahl mit vier Siegen in der Hauptrunde aus eigener Kraft sicher ins Halbfinale eingezogen, geht nun ohne Schützenhilfe nichts mehr.

Während Frankreich (6:0 Punkte) so gut wie durch ist, streiten sich dahinter Österreich (4:2), Ungarn (4:2) und Deutschland (3:3) um den zweiten Platz. Die einfachste Variante: Die Gislason-Truppe schlägt Ungarn (Montag, 20.30 Uhr) und Kroatien (Mittwoch, 20.30 Uhr) und lässt Ungarn damit definitiv hinter sich. Österreich verliert derweil gegen Frankreich oder Island, was nicht besonders unwahrscheinlich erscheint.

Theoretisch könnte Deutschland sogar ein Sieg und ein Unentschieden zum Weiterkommen reichen, aber das aufzuschlüsseln, würde an dieser Stelle zu weit führen (alle Infos dazu bekommt Ihr hier). Es ist eigentlich wie immer bei großen Handball-Turnieren: Es gibt einen Sack voll verschiedener Konstellationen, erst vor dem letzten Spieltag lichtet sich der Zahlen-Nebel.

"Wir brauchen nicht zu rechnen, sondern müssen gewinnen", meinte Gislason deshalb: "Aber wenn wir weiter so im Angriff spielen und so mit unseren Chancen umgehen, dann werden wir das weder gegen Ungarn noch gegen Kroatien schaffen."

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Handball-EM - DHB-Team: Die Leistung im Angriff war desaströs

23 Abschlüsse versiebt, dazu elf technische Fehler: Die Leistung der deutschen Mannschaft im Angriff war desaströs. Gislason fiel beim Blick auf die Offensiv-Statistiken zunächst nur das Wort "grausam" ein.

Klar: Die Abwehr der Österreicher war gut, Torhüter Constantin Möstl (17 Paraden, 47,22 Prozent abgewehrte Bälle) sogar herausragend. Das betonte auch der Bundestrainer, ergänzte allerdings: "Die Mannschaft hat sich selbst immer wieder eingegraben und festgefahren. Wir sind ganz alleine schuld daran."

Das Angriffsspiel war überhaupt nicht flüssig, viel zu unbeweglich, viel zu statisch, viel zu langsam, die Chancenverwertung eine Katastrophe. "Das war unglaublich schlecht von uns", redete Kapitän Johannes Golla nicht um den heißen Brei herum: "Wir machen das schlechteste Spiel, was die Angriffseffektivität angeht. So werden wir nichts erreichen."

Selbst der in seiner öffentlich geäußerten Kritik eher für sanftere Töne bekannte Ex-Bundestrainer Heiner Brand schimpfte schon zur Pause: "Was wir im Angriff gezeigt haben, geht eigentlich gar nicht. Das war sowas von schlecht."

22 oder weniger Tore hat das DHB-Team übrigens letztmals im März 2023 erzielt. Damals setzte es im Euro Cup eine 21:28-Klatsche gegen Dänemark.

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Handball-EM - DHB-Team: Der Plan mit Philipp Weber geht schief

"Alfred muss doch den Weber jetzt mal bringen", hatte der frühere Nationalspieler Stefan Kretzschmar bereits nach dem 26:24-Sieg gegen Island im Dyn-Talk "Harzblut" gefordert.

Gislason "gehorchte", brachte Philipp Weber gegen Österreich sogar von Beginn an als Spielmacher. Der Grund war aber freilich nicht "Kretzsches" Aufforderung, sondern die Tatsache, dass sich Juri Knorr, der nach dem Spiel übrigens ziemlich angefressen war, in den vergangenen Tagen mit einer leichten Erkältung herumplagen musste.

Das Vorhaben ging komplett in die Hose. Zwei offene Würfe vergeben, ein Stürmerfoul und ein Ballverlust - das war leider alles, was Weber beitrug. Nach etwas mehr als zwölf Minuten musste Knorr ran, der den deutschen Angriff zwar auch nicht in Schwung brachte, mit sechs Toren aber immerhin bester deutscher Werfer war.

"Ich kann nicht sagen, dass das super war", sagte Gislason und wählte damit für den gescheiterten Versuch, Knorr eine Pause zu gönnen, eine äußerst vornehme Formulierung. Apropos Pause: In den vergangenen Tagen wurden viele Diskussionen darüber geführt, dass einige DHB-Spieler wegen der vielen Einsatzzeiten offensichtlich müde seien. Das ist auch dem Isländer nicht entgangen, was er von sich aus ansprach.

"Man redet viel darüber, dass der ein oder andere Spieler sehr müde sei. Da sage ich: Verdammt nochmal, bei Österreich spielen Nikola Bilyk und Lukas Hutecek seit Beginn dieses Turniers 60 Minuten hinten und vorne durch. Das müssen meine Jungs einfach aushalten", so der 64-Jährige.

Es folgte der Moment auf der Pressekonferenz, in dem Gislasons Blick vorübergehend isländisch eisig wurde. Ein Journalist hatte gefragt, ob er das Risiko, was die vergleichsweise vielen Wechsel betrifft, in den kommenden Spielen wieder minimieren werde.

"Das ist doch eigenartig", antwortete Gislason und ergänzte nicht böse, sondern souverän: "Wenn ich nicht wechsle, dann kommt die Frage, warum ich nicht mit dem oder dem mal spiele. Dann gebe ich Knorr ein bisschen Pause und dann kommt die Frage, ob das nicht zu riskant sei. Das ist super, aber irgendwas müsst ihr ja schreiben."

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Handball-EM - DHB-Team: Die Außen waren keine Hilfe

"Wir haben in den letzten zwei Wochen viel darüber gesprochen, dass wir nicht genügend Chancen für die Außenspieler kreieren. Heute haben sie viele Chancen bekommen, aber das war nicht wirklich gut", meinte Gislason und wählte damit erneut eine milde Formulierung für das, was Timo Kastening auf Rechtsaußen und Lukas Mertens auf Linksaußen zuvor fabriziert hatten.

Kastening traf 4 von 8 und damit 50 Prozent seiner Würfe, Mertens 2 von 5 und damit 40 Prozent. Für Außenspieler, die für gewöhnlich häufig frei zum Abschluss kommen, sind das einigermaßen schlimme Zahlen.

Als kleiner Trost dient vielleicht ein Blick auf die Ausbeute von Österreichs Rechtsaußen Robert Weber, der aus seinen vielen Jahren in der Bundesliga in Deutschland bestens bekannt ist. Der 38-Jährige verballerte sogar 5 von 8 Würfen und kam damit auf eine Trefferquote von 38 Prozent.

Handball-EM: Tabelle der Hauptrundengruppe I

PlatzTeamSpieleSUNToreDiff.Punkte
1Frankreich3300106:94126
2Ungarn320191:81104
3Österreich312080:7914
4Deutschland311178:79-13
5Kroatien301286:91-51
6Island300381:98-170
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