Handball - Gekommen, um zu bleiben: SC Magdeburg will "kein One-Hit-Wonder sein"

SID
Der SC Magdeburg feierte seine erste Handball-Bundesliga-Meisterschaft seit 21 Jahren.
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Nach dem vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft will der SC Magdeburg seinen Erfolg unbedingt konservieren - Branchenprimus Kiel könnte ernsthafte Konkurrenz bekommen.

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Schlaf? Daran war für Bennet Wiegert nach der wilden Magdeburger Meisterparty nicht zu denken. "Ich lag zwar irgendwann gegen drei Uhr im Bett, aber die Emotionen waren einfach zu groß", sagte der SCM-Trainer dem SID am Freitag.

Also schnappte sich Wiegert sein Handy, schaute sich immer wieder die berauschenden Bilder des grün-roten Party-Wahnsinns an und nahm die vielen Glückwünsche aus der ganzen Republik entgegen, um im Morgengrauen dann "ganz cool meine Kinder zur Schule" zu bringen.

Zu den Gratulanten gehörte natürlich auch Alfred Gislason. Der Bundestrainer mit glorreicher SCM-Vergangenheit freute sich sehr über den Coup seines einstigen Schützlings, der unter ihm als Spieler mit Magdeburg die Meisterschaft (2001) und die Champions League (2002) gewonnen hatte. Gislason nannte Wiegert im SID-Gespräch eine "ganz entscheidende Figur für den Erfolg. Ich gönne es ihm, Benno hat es verdient."

Mit einer nahezu perfekten Saison (30 Siege in 32 Spielen) hat der Traditionsklub aus dem Osten der namhaften Konkurrenz aus Kiel (Meister 2020 und 2021) und Flensburg (Meister 2018 und 2019) nach drei dritten Plätzen nun endlich ein Schnippchen geschlagen. "Seit Weihnachten hatten wir einen Riesenrucksack, weil alle nur darauf gewartet haben, dass wir straucheln", sagte Spielmacher Philipp Weber dem MDR.

Die Magdeburger taten es nicht und holten durch das 31:26 gegen HBW Balingen-Weilstetten vorzeitig ihren ersten Meistertitel seit 21 Jahren. Die Schale wird am 12. Juni beim letzten Saisonspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen übergeben. Danach steigt die große Sause in der Innenstadt - es wartet wohl wieder eine schlaflose Nacht auf Wiegert.

Der SC Magdeburg feierte seine erste Handball-Bundesliga-Meisterschaft seit 21 Jahren.
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Der SC Magdeburg feierte seine erste Handball-Bundesliga-Meisterschaft seit 21 Jahren.

SCM-Geschäftsführer: "Anspruch, kein One-Hit-Wonder zu sein"

Ausruhen will man sich in Magdeburg auf dem Erfolg aber ohnehin nicht. "Wir haben den Anspruch, kein One-Hit-Wonder zu sein, sondern die Voraussetzungen zu schaffen, auf diesem Niveau weitermachen zu können", sagte Marc-Henrik Schmedt, als Geschäftsführer neben Wiegert der zweite SCM-Erfolgsarchitekt, am Freitag dem Sportradio Deutschland.

Auch Gislason rechnet in Zukunft stark mit seinem Ex-Verein, den er zwischen 1999 und 2006 gecoacht und zur Meisterschaft zum Champions-League-Sieg geführt hatte. "Ich glaube, dass es keine Eintagsfliege sein wird", sagte der Isländer im SID-Interview. Vor allem beim Sponsoring sei der SCM "breiter als viele andere" aufgestellt. "Von daher denke ich, dass Magdeburg eine sehr gute Chance hat, sich da richtig einzumischen in den Kampf der nächsten Jahre."

Genau das ist das erklärte Ziel. "Mein Job ist es", sagte Wiegert, "dass wir die nächsten Jahre dranbleiben. Wir wecken mit unseren aktuellen Leistungen nicht bloß in Magdeburg Erwartungen, denen wir gerecht werden wollen." Rückraumspieler Marko Bezjak sprach im Freudentaumel aus, was alle dachten: "Ich hoffe, das ist nicht der letzte Titel."

Gislason glaubt jedenfalls an einen Schub. "Natürlich ist das nicht leicht, das zu wiederholen", so der 62-Jährige und nennt die größere Belastung in der Champions League als ganz neuen Faktor. Doch der Titel "gibt einen Schub". Der Zweikampf an der Spitze zwischen Kiel und Flensburg sei "erstmal vorbei. Das tut dem deutschen Handball gut, die Liga ist sehr gut und breit aufgestellt", sagte Gislason.

Und Wiegert? Der kam am Freitagnachmittag "langsam zur Ruhe" und freute sich erstmal "auf das verlängerte Pfingst-Wochenende".

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