Robert Lewandowski beim FC Barcelona: Luxus-Kollege

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Fünf Tore, ein Raubüberfall, viel Lob und Mitleid von Erling Haaland: So liefen Robert Lewandowskis erste Wochen beim FC Barcelona.

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Auf den Tag genau einen Monat ist es her, dass Robert Lewandowski seinen neuen Fans im Camp Nou vorgestellt wurde. 40.000 Menschen kamen, um den polnischen Neuzugang ein bisschen winken und den Ball hochhalten zu sehen. Zur allgemeinen Freude rief er auf katalanisch "Bon Dia".

Die Erwartungen von Barcelonas Fans und Verantwortlichen an Lewandowski sind gewaltig, bislang wurde er ihnen aber gerecht: nicht nur in Sachen Katalanisch-Kenntnisse, sondern auch sportlich. In den ersten vier Ligaspielen gelangen dem 34-jährigen Polen fünf Treffer. In der Tabelle liegt Barca zwei Punkte hinter dem noch verlustpunktfreien Erzrivalen Real Madrid auf Platz zwei. Auf ein torloses Remis zum Auftakt gegen Rayo Vallecano folgten zuletzt drei überzeugende Siege.

Beim 3:0-Auswärtserfolg gegen Champions-League-Teilnehmer FC Sevilla am Samstag traf Lewandowski traumhaft zum 2:0: Perfekte Ballannahme mit der Brust, dann ein Volley-Seitfallzieher ins Tor. Raphinhas 1:0 leitete er mit einem sehenswerten Lupfer ein. Das Kombinationsspiel der neu zusammengewürfelten Mannschaft von Trainer Xavi klappt schon beachtlich flüssig.

Abgesehen von Lewandowski (für 45 Millionen Euro vom FC Bayern München) verpflichtete das hochverschuldete Barca noch sechs weitere berühmte Neuzugänge: Für die Verteidigung Andreas Christensen und Marcos Alonso vom FC Chelsea, Hector Bellerin vom FC Arsenal und Jules Koundé vom FC Sevilla. Fürs Mittelfeld Franck Kessié vom AC Milan und für Rechtsaußen Raphinha von Leeds United.

FC Barcelona: Xavi lobt Robert Lewandowski

Lewandowski aber überstrahlt sie bisher alle: Mitspieler, Medien und Trainer Xavi überbieten sich mit ihrem Lob für den neuen Mittelstürmer gegenseitig. "Der unersättliche Lewy kann alles", titelte die katalanische Sport am Sonntag. Die AS kürte ihn unterdessen vorzeitig zum Torschützenkönig. Womöglich etwas vorschnell: Mit seinen fünf Treffern liegt er aktuell gleichauf mit Celta Vigos Iago Aspas, der vermeintliche Hauptrivale Karim Benzema von Real steht bei drei Treffern.

Xavi will Lewandowskis Einfluss auf die Mannschaft aber nicht nur auf dessen Tore beschränken. "Es geht auch darum, wie er die Bälle erobert und kontrolliert", sagte er nach dem Sieg in Sevilla. Tatsächlich lässt sich Lewandowski oft ins Mittelfeld fallen, kurbelt so das Spiel an und schafft Räume für Kollegen. "Mit ihm spielen zu können, ist Luxus. Es ist sehr leicht, sich mit einem solchen Fußballer zu verstehen", betonte Spielmacher Pedri.

Auch menschlich scheint Lewandowski, der vor allem in seiner Schlussphase beim FC Bayern stets etwas als Eigenbrötler daherkam, in der Mannschaft gut anzukommen. Xavi lobte Lewandowski wiederholt für seine "Führungsqualitäten", nannte ihn "einen geborenen Arbeiter und Leader" und eine "Hilfe für den Trainerstab".

Lewandowski in Barcelona: Strand, Volare und Raubüberfall

Lewandowski genießt sein neues Leben in Spanien unterdessen in vollen Zügen. Nach dem Training geht er in seinem Wohnort Castelldefels etwas südlich von Barcelona gerne an den Strand. Im Internet tauchte ein Video auf, in dem er mit einem Straßenmusikanten den italienischen Klassiker Volare singt.

Trotz all der südländischen Lebensfreude hatte Lewandowski in Barcelona aber auch schon einen Schock zu verkraften: Beim Autogrammeschreiben durch das offene Autofenster wurde ihm seine angeblich 75.000 Euro teure Armbanduhr vom Handgelenk gerissen. Die Polizei fasste den letztlich geständigen Täter wenig später, die Uhr wurde in einem Obstgarten unweit des Trainingsgeländes gefunden.

Mitbekommen hatte die Episode offenbar auch Schiedsrichter José Luis Munuera Montero. TV-Aufnahmen offenbarten, wie er sich nach dem darauffolgenden Spiel gegen Real Sociedad San Sebastian von Lewandowski verabschiedete und sagte: "Alles Gute, aber sei vorsichtig mit deiner Uhr." Lewandowski konnte über den Vorfall da schon schmunzeln.

Erling Haaland hat Mitleid mit Robert Lewandowski

Durchaus zum Schmunzeln war auch die Champions-League-Auslosung Ende August: Lewandowskis Barcelona erwischte eine Gruppe mit seinem Ex-Klub FC Bayern. Ausgerechnet! Zum ersten Aufeinandertreffen kommt es nächste Woche in der Allianz Arena, zuvor trifft Barcelona auf Viktoria Pilsen.

Beim FC Bayern ist man trotz des geräuschvollen Abgang darauf bedacht, einen feindseligen Empfang des jahrelangen Topstürmers zu verhindern. "Ich würde mir wünschen, dass ihn unsere Fans so empfangen, wie sie ihn auch nach seinen Toren gefeiert haben", sagte Trainer Julian Nagelsmann. "Das hat er verdient, unabhängig davon, ob der Abschied aus Fan-Sicht super war oder nicht super war, es ist einfach Profi-Fußball."

Trotz Vertrages bis 2023 hatte Lewandowski bekanntlich äußerst vehement auf einen Transfer gedrängt. Grund für seinen akuten Wechsel-Wunsch sollen auch die Bemühungen des FC Bayern um eine Verpflichtung von Erling Haaland gewesen sein, was der zwölf Jahre jüngere Norweger selbst offenbar nachvollziehen kann.

"Wenn ich mich in Lewandowski hineinversetze - ich weiß nicht, wie viele Tore er für diesen Klub geschossen und wie viele Titel er gewonnen hat -, da bekommt man Mitleid mit ihm. Wirklich. Ich finde es respektlos", sagte Haaland in einer Dokumentation des Senders Viaplay. Statt nach München wechselte er letztlich von Borussia Dortmund zu Manchester City - und trifft dort bisher sogar noch regelmäßiger als Lewandowski in Barcelona.

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