Max Meyers aussichtslose Situation bei Crystal Palace: Immerhin mehr Zeit für Schalke

Im Sommer 2018 wechselte Max Meyer zu Crystal Palace - die in ihn gesteckten Erwartungen konnte er dort aber nie erfüllen. Mittlerweile muss der 25-jährige Mittelfeldspieler für die Reservemannschaft spielen.
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Im Sommer 2018 wechselte Max Meyer als "Weltklassespieler" vom FC Schalke 04 zu Crystal Palace - und wurde prompt mit Joshua Kimmich verwechselt. Die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllte er in London aber auch aus anderen Gründen nie. Mittlerweile muss der 25-Jährige für die U23 spielen, sein Abschied spätestens im kommenden Sommer gilt als sicher.

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Nur ein einziges Mal schaffte es Max Meyer seit seinem Wechsel zu Crystal Palace im Sommer 2018 in die Schlagzeilen der nationalen englischen Medien, berichtet Jay Crame vom Palace-Blog The Eagles Beak im Gespräch mit SPOX und Goal, und zwar als Opfer einer brutalen Attacke: Im Januar 2020 trat Arsenals Pierre-Emerick Aubameyang Meyer an der Mittellinie auf den Knöchel und sah dafür die Rote Karte. "Das sagt eigentlich alles über seine Zeit hier", findet Crame.

Verletzungsbedingt verpasste Meyer deshalb zwar nur ein Spiel, in die Startelf schaffte er es in der Premier League seitdem aber nie mehr. In der restlichen Saison wurde Meyer noch ein paar Mal eingewechselt, in der aktuellen nicht einmal mehr das. Einzig bei einem verlorenen League-Cup-Spiel gegen den AFC Bournemouth Mitte September durfte Meyer ein bisschen mitspielen, seit Oktober fehlt er gänzlich im Profi-Kader.

Am vorletzten Wochenende stand er immerhin wieder auf dem Platz, aber nur in der Premier League 2 für die Reservemannschaft von Palace: 2:5 gegen die Reserve des FC Fulham. Der vorläufige Tiefpunkt eines stetigen Abstiegs.

Max Meyer: "Weltklassespieler" und Joshua Kimmich

Rückblende: 2017 war Meyer mit der deutschen U21 Europameister geworden und hatte sich anschließend unter Trainer Domenico Tedesco beim angehenden Vizemeister FC Schalke 04 einen Stammplatz im zentralen Mittelfeld erkämpft. Als Meyer aber eine Verlängerung seines 2018 auslaufenden Vertrags ablehnte und außerdem Mobbing-Vorwürfe gegen seinen Arbeitgeber äußerte, flog er aus dem Kader.

Höhepunkt des öffentlichen Schlagabtauschs war eine wundersame Aussage seines Beraters Roger Wittmann. Im Gespräch mit dem damaligen Schalke-Manager Christian Heidel soll er Meyer einen "Weltklassespieler" genannt haben, "der in jeder europäischen Spitzenmannschaft Stammspieler sein wird und der aller Voraussicht nach zur Weltmeisterschaft nach Russland fährt".

Zur Weltmeisterschaft nach Russland fuhr Meyer zwar nicht und er landete auch nicht bei einer europäischen Spitzenmannschaft, sondern beim Premier-League-Abstiegskandidaten Crystal Palace - wurde aber immerhin als jemand vorgestellt, der zur Weltmeisterschaft nach Russland gefahren war und bei einer europäischen Spitzenmannschaft spielte: Palace präsentierte Meyer seinen Fans in den sozialen Netzwerken mit einem Foto von Joshua Kimmich vom FC Bayern München.

Roy Hodgson setzt im zentralen Mittelfeld auf große Brecher

Gemeinsam haben die beiden nicht nur ihre kurzen, blonden Haare, sondern auch ihre Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld. Dort aber vertraut Palace-Trainer Roy Hodgson in seinem zuletzt angewandten 4-4-2-System großen Brechern statt kleinen Technikern. Dort lässt er lieber gelernte Innenverteidiger wie Jairo Riedewald spielen und Männer, die schon wegen ihrer Namen Angst verbreiten. Männer, die Luka Milivojevic oder James McArthur heißen.

Kleine Techniker, die niedliche Namen wie Max Meyer tragen, schiebt Hodgson dagegen auf die Flügel und notfalls auch hinter die Flügel (also auf die Bank). Weil sich Meyer auf diesen Positionen eher nicht heimisch fühlt, war sein Engagement eigentlich von Beginn an zum Scheitern verurteilt. "Er passt nicht wirklich in Hodgsons Spielphilosophie", sagt Palace-Blogger Crame. "Das ist aber eigentlich eine ziemliche Schande, weil er so ein talentierter Spieler ist."

Max Meyer? "Viele Fans haben große Dinge von ihm erwartet"

Trotz der taktischen Befürchtungen sorgte Meyers Verpflichtung bei Palace zunächst für Begeisterung. "Viele Fans haben große Dinge von ihm erwartet", erinnert sich Crame. "Ein mögliches Kombinationsspiel mit Wilfried Zaha versprach eine glänzende Zukunft für den Klub." Gleich bei seinem zweiten Einsatz legte Meyer dem Stürmer Zaha auch tatsächlich ein Tor auf - es sollte jedoch bis heute das einzige bleiben.

Nach einigen Einwechslungen erkämpfte sich Meyer im November 2018 kurzzeitig einen Stammplatz auf dem ungeliebten linken Flügel, verlor ihn aber bald wieder. Insgesamt kam er in seiner Premierensaison auf 2032 Pflichtspielminuten, in denen ihm zwei Tore und drei Assists gelangen. In seiner zweiten Saison bekam Meyer kaum mehr Startelfeinsätze und wenn doch, erneut nur auf dem Flügel - diesmal auf dem rechten. Er absolvierte 761 Pflichtspielminuten und verzeichnete keinen einzigen Scorerpunkt.

"Er hat bei seinen Einsätzen immer wieder ganz nett gespielt, jedoch nicht so überzeugt, dass der Trainer an ihm hätte festhalten müssen", sagt Crame. "Im Zentrum bekam er aber nie eine echte Chance. Ich und viele andere Fans würden gerne sehen, wie er sich dort schlägt. Aber dass dieser Fall noch eintritt, erscheint aktuell äußerst unwahrscheinlich." Im Oktober flog Meyer gänzlich aus dem Kader. Warum? Das bleibt unklar. Sein Management wollte sich dazu auf Anfrage von SPOX und Goal nicht äußern.

"Er passt nicht wirklich in Hodgsons Spielphilosophie": Palace-Trainer Roy Hodgson setzt im zentralen Mittelfeld auf große Brecher statt kleine Techniker.
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"Er passt nicht wirklich in Hodgsons Spielphilosophie": Palace-Trainer Roy Hodgson setzt im zentralen Mittelfeld auf große Brecher statt kleine Techniker.

Max Meyer über Palace-Wechsel: "Ich bereue es nicht"

Im kommenden Sommer endet Meyers hochdotierter Vertrag, der ihn beim aktuellen Tabellenzwölften der Premier League mit kolportierten 6,5 Millionen Pfund Jahressalär zu einem der Top-Verdiener machen soll. Ein Abschied gilt als sicher, Interesse an einer Verpflichtung hat angeblich unter anderem Galatasaray Istanbul.

Meyer selbst äußerte sich Anfang Juni kurz vor der Fortsetzung der Premier League letztmals zu seiner schwierigen Situation. "Ich bereue es nicht. Es ist schon eine geile Erfahrung, hier zu sein. Ich fühle mich wohl", sagte er damals dem ZDF und betonte, dass eine Rückkehr nach Deutschland für ihn derzeit nicht in Frage käme.

Die Bundesliga und vor allem seinen Ex-Klub Schalke verfolge er aber trotzdem weiterhin intensiv. "In den zwei Jahren, seit ich nicht mehr da bin, habe ich vielleicht zwei, drei Spiele verpasst, weil wir parallel gespielt haben. Wenn ich es schaffe, gucke ich mir immer Schalke an", sagte Meyer.

Wegen der Verbannung aus dem Kader dürfte er seit Wochen kein Spiel mehr verpasst haben. Offen bleibt nur, was ihn daran mehr schmerzt: Die von Schalke dargebotenen Leistungen oder seine eigene aussichtslose Situation bei Crystal Palace.

Max Meyer bei Crystal Palace: Die Leistungsdaten

SaisonPflichtspielminutenSpiele (davon Startelf)ToreAssists
2018/19203236 (22)23
2019/2076119 (8)--
2020/21901 (1)--
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