Super-League-Gefechte vor Gericht: Erst Rückzug, dann Gegenschlag

SID
UEFA-Chef Ceferin über die Auswärtstorregel: "Man kann mit Fug und Recht sagen, dass der Heimvorteil heute nicht mehr so wichtig ist wie früher. Das UEFA-Exekutivkomitee hat die richtige Entscheidung getroffen(...)."
© getty

Die UEFA wird das Verfahren gegen die Super-League-Klubs vorerst nicht weiter betreiben - den juristischen Erfolg des Verbandes könnte es am Ende dennoch geben.

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Beim Scheingefecht mit den Abtrünnigen hat die Europäische Fußball-Union (UEFA) den Rückzug angetreten - den juristischen Sieg über die Separatisten der Super League peilt der Verband aber weiter an. Schon am Dienstag hat die UEFA ihr Anwalts-Heer in Stellung gebracht und zum Gegenschlag ausgeholt.

Das jüngste Vorgehen der UEFA inklusive Berufung und Forderung nach einer Richter-Absetzung macht deutlich, dass der Verband nach wie vor massive Strafen für die Rebellen anpeilt. Deshalb darf es als rein taktisches Manöver gesehen werden, dass sich die UEFA erst einmal der richterlichen Androhung aus Spanien beugt und vorerst nicht weiter gegen Real Madrid, den FC Barcelona sowie Juventus Turin vorgeht.

Schließlich hat die UEFA weit höhere Ziele. Der Verband erwartet ein Grundsatzurteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu dem Kartellrechtsfall.

Langwierige juristische Auseinandersetzungen mit einem Richter aus Madrid, der Real-Boss Florentino Perez nahestehen soll, würden eine allgemein gültige Entscheidung möglicherweise hinauszögern - woran die UEFA nicht interessiert ist.

Super League: Richter stelle UEFA Ultimatum

Deshalb baut der Verband darauf, dass Real, Barca und Juve dank Manuel Ruiz de Lara nur einen Pyrrhussieg errungen haben. Der Richter einer Madrider Handelskammer hatte der UEFA in der vergangenen Woche ein Ultimatum gestellt. Sollte der Verband weiter mit Sanktionen gegen die drei Klubs drohen, könnte Anklage gegen UEFA-Präsident Aleksander Ceferin erhoben werden.

Darauf hat die UEFA nun reagiert. Der Ausschluss der drei Vereine aus der Champions League ist vorerst vom Tisch - obwohl sie weiter am Super-League-Projekt festhalten. Auch Sanktionen gegen die weiteren neun Gründungsmitglieder, die durch ihren Rückzug für das rasche Scheitern der Pläne im April nach nicht einmal zwei Tagen gesorgt hatten, soll es nicht geben.

Die Fortsetzung des Verfahrens sei "nicht im eigenen Interesse", hieß es vonseiten der UEFA. Der Verband ließ aber gleichzeitig keinen Zweifel daran, dass er weiter alle juristischen Mittel ausschöpfen will: "Die UEFA bleibt zuversichtlich und wird ihre Position in allen relevanten Rechtsordnungen weiterhin verteidigen."

UEFA-Chef Ceferin über die Auswärtstorregel: "Man kann mit Fug und Recht sagen, dass der Heimvorteil heute nicht mehr so wichtig ist wie früher. Das UEFA-Exekutivkomitee hat die richtige Entscheidung getroffen(...)."
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UEFA-Chef Ceferin über die Auswärtstorregel: "Man kann mit Fug und Recht sagen, dass der Heimvorteil heute nicht mehr so wichtig ist wie früher. Das UEFA-Exekutivkomitee hat die richtige Entscheidung getroffen(...)."

Richter de Lara: UEFA sieht "erhebliche Unregelmäßigkeiten"

Um mit Blick auf die EuGH-Entscheidung keine Zweifel an ihrer Haltung aufkommen zu lassen, ließ die UEFA am Dienstag wissen, dass sie die Zuständigkeit des Madrider Gerichts nicht anerkennt. Zudem verlangt sie die Absetzung des Richters wegen "erheblicher Unregelmäßigkeiten". Darüber hinaus wird die UEFA die nächste Instanz anrufen und "förmliche Berufung" einlegen.

All das sind aber nur die ersten Schritte. Denn der eigentliche UEFA-Plan sieht laut der SZ vor, das Verfahren gegen Real, Barca und Juve im Fall eines EuGH-Urteils zugunsten des Verbands zügig wieder aufzunehmen und das Trio jahrelang zu sperren.

Das passt zum Ansinnen Ceferins. Der UEFA-Boss hatte zuletzt durchblicken lassen, dass er mit den Separatisten noch lange nicht fertig ist. "Diese Typen haben versucht, den Fußball zu töten", sagte der Slowene in Richtung der Klubchefs.

Damit meinte Ceferin unter anderem seinen Intimfeind und Juve-Boss Andrea Agnelli, der unverdrossen die Werbetrommel für die Super League rührt. In einem Brief an die Aktionäre des italienischen Rekordmeisters erläuterte der 45-Jährige die Vorteile des Projekts. Darin betonte Agnelli, dass "der politische Dialog wieder aufgenommen werden muss".

Doch zunächst einmal haben die Juristen das Wort.

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