Im feinen Nadelstreifen-Einreiher erklärte Julian Nagelsmann sein kompliziertes EM-Puzzle endlich höchstselbst - nun müssen seine Helden für einen traumhaften Sommer nur noch "Klick" machen.
"Jetzt kauft mein Assistent ein gutes Getränk ein, ich habe einen guten Kaugummi dabei, dann läuft das Projekt", sagte der bestens gelaunte Bundestrainer bei der Präsentation seines 27-köpfigen Kaders im virtuellen Stadion: Im Sehnsuchtsort Berlin, wo die Reise zum Titel in zwei Monaten triumphal enden soll.
Überraschungen hatte Nagelsmann, der "das Ding gewinnen" will, zwischen schwarz-rot-goldenen Leinwänden in der Sponsoren-Dependance von VW Unter den Linden keine mehr parat - er wollte auch keine haben.
"Wenn du in eine wachsende Struktur, die immer noch fragil ist, viele neue Elemente bringst, stürzt das ganze Haus ein", betonte er und beantwortete in 63 Minuten geduldig jede Detailfrage. Den "Angriff auf den Titel" versprach er den Fans mit jenen "Bausteinen", die bei den Siegen gegen Frankreich und die Niederlande die Euphorie geschürt haben.
Alles steht unter der Prämisse, dass die besten Spieler nicht zwingend die beste Mannschaft bilden. "Es geht um Wesenszüge, Charaktere, 1000 Komponenten", sagte der Bundestrainer. Wegen seiner Bedenken, es könnten sich störende Dysbalancen ergeben, verzichtet er auf prominente Namen wie Mats Hummels und Leon Goretzka, die, wie er leicht gequält berichtete, "beide extrem enttäuscht sind".
Deutschland, Kader für die EM: Die nominierten Spieler
Position | Name |
Tor | Manuel Neuer |
Tor | Marc-André ter Stegen |
Tor | Alexander Nübel |
Tor | Oliver Baumann |
Abwehr | Waldemar Anton |
Abwehr | Benjamin Henrichs |
Abwehr | Nico Schlotterbeck |
Abwehr | Joshua Kimmich |
Abwehr | David Raum |
Abwehr | Antonio Rüdiger |
Abwehr | Jonathan Tah |
Abwehr | Robin Koch |
Abwehr | Maximilian Mittelstädt |
Mittelfeld | Toni Kroos |
Mittelfeld | Aleksandar Pavlovic |
Mittelfeld | Thomas Müller |
Mittelfeld | Jamal Musiala |
Mittelfeld | Robert Andrich |
Mittelfeld | Florian Wirtz |
Mittelfeld | Pascal Groß |
Mittelfeld | Ilkay Gündogan |
Mittelfeld | Chris Führich |
Mittelfeld | Leroy Sané |
Angriff | Maximilian Beier |
Angriff | Niclas Füllkrug |
Angriff | Kai Havertz |
Angriff | Deniz Undav |
Nagelsmann berichtet von teilweise schmerzhaften Telefonaten
In teilweise schmerzhaften EM-Telefonaten "zwischen 1:11 und 22:30 Minuten" wählte er lieber Rollenspieler, die auf der Bank keine Ansprüche stellen. Den Dortmunder Lauf in der Champions League honorierte er mit der Nominierung eines zweiten BVB-Profis neben Niclas Füllkrug: Nico Schlotterbeck ist als einer von fünf Innenverteidigern dabei. Serge Gnabry ist der einzige prominente Verletzte.
Auf seiner kuriosen Kader-Schnitzeljagd quer durch alle Medien und Formate hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) von Sonntag bis Mittwoch schon 18 Namen verraten - in der Tagesschau wie bei Schlotterbeck, auf einer Brötchentüte wie bei Chris Führich, durch "Oma Lotti" im Pflegeheim wie bei Jonathan Tah.
Nagelsmann dankte allen Beteiligten von der Dachdeckerin bis zum Dönermann und zeigte sich begeistert: "Das war eine geniale Idee! Herausragend, emotional und lustig." So entstehe Begeisterung.
Nagelsmann plant mit vier Torhütern und 22 Feldspielern
Angesichts von nur neun weiteren Namen blieb am Donnerstag wenig Spielraum für Spektakuläres. Lediglich Torhüter Alexander Nübel, der seinen Urlaub gerne verschob, und Stürmer Maximilian Beier waren nicht als gesetzt angesehen worden.
Der Bundestrainer plant mit vier Torhütern und 22 Feldspielern, einer also muss noch gestrichen werden: "Die Wackelkandidaten wissen Bescheid", verriet er. Robin Koch, Waldemar Anton und Beier müssen wohl zittern. "Ich habe die Herausforderer-Rolle", sagte Anton.
Nachdem er personell wie taktisch mäanderte und durchprobierte, hat Nagelsmann seinen EM-Stamm spätestens seit den März-Siegen gefunden. 24 der damals 26 Nominierten sind dabei - "weil es sehr, sehr gut war", betonte er.
Es fehlen lediglich Torhüter Bernd Leno (Schulterverletzung) und Jan-Niklas Beste, hinzu kamen Schlotterbeck, Nübel und der immer noch gesperrte Leroy Sane.
Kapitän Ilkay Gündogan führt das Aufgebot an, Thomas Müller soll als einer von sechs Bayern der "Connector" sein, Toni Kroos mit seinem "Körper aus Stahl" der Dreh- und Angelpunkt.
Tests gegen die Ukraine und gegen Griechenland
Nach dem letzten Bundesliga-Spieltag am Wochenende und wenigen freien Tagen kann die Heim-EM-Mission beginnen. Nagelsmann bittet vom 25. bis 31. Mai 20 Spieler zum Trainingslager vor den Toren Weimars, durch das der Osten Deutschlands besser ins Turnier eingebunden werden soll.
Dort werden zumindest anfangs sieben Spieler fehlen, die entweder mit dem BVB oder Real Madrid das Champions-League-Finale am 1. Juni bestreiten - oder mit Leverkusen das DFB-Pokal-Finale gegen den 1. FC Kaiserslautern am 25. Mai. "Das ist ein bisschen unglücklich, aber da sind wir selbstlos", sagte Nagelsmann.
Spätestens im EM-Quartier bei Ausrüster adidas in Herzogenaurach (ab 31. Mai) sollen dann all jene zusammenfinden, die am 14. Juni gegen Schottland in München gemeinsam den Zündfunken für eine bundesweite EURO-Euphorie legen wollen.
Zuvor wird Nagelsmann in den Tests gegen die Ukraine in Nürnberg (3. Juni) und gegen Griechenland in Mönchengladbach (7. Juni) letzte Justierungen an "kleinen Stellschrauben" vornehmen.
Und dann: Energydrink aufreißen, Kaugummi einwerfen - los geht's!
Deutschland, Nominierung Kader für die EM: Bekanntgabe vom DFB-Team von Julian Nagelsmann im Liveticker zum Nachlesen
Ende: Das war es von der Pressekonferenz mit Julian Nagelsmann.
Nagelsmann über seine Vorbereitung: Das Trainerteam und er würden das Turnier im Voraus genau planen. Auch verrät Nagelsmann, dass er im Notfall einige Personen in der Pipeline habe, die er jederzeit kontaktieren könne. Das Energielevel sei sehr hoch und die Vorfreude groß.
Nähe der Mannschaft zu den Fans: Nagelsmann will durchaus die Nähe zu den Fans suchen. Gleichzeitig betont der Bundestrainer aber auch, dass man an einem gemeinsamen Ziel konzentriert arbeiten müsse. Nur Nähe ohne Erfolg bringe am Ende auch nichts. Die entstandene Euphorie dürfe nicht gebremst werden.
Nagelsmann über die Veränderungen zu den ersten Spielen: Der Bundestrainer plaudert über die beiden Maßnahmen im März, als mit dem veränderten Kader zwei Siege gegen Frankreich und Niederlande errungen wurden. Er habe mit seinem Trainerteam ganz explizit den Kader umgestellt. Es geht ihm um Verlässlichkeit, alle Spieler sollen wissen, welche Rolle sie im Kader haben. Und wenn sich im Trainingslager in Weimar herausstellen sollte, dass ein Ersatzspieler doch von Anfang spielen will, "dann gibt es dort einen guten Bahnhof".
Nagelsmann über Mannschafts-Zusammenstellung: Der Mix innerhalb der Mannschaft würde gut passen, sagt Nagelsmann. Charakterlich würden die einzelnen Spieler gut zueinanderpassen. Deshalb haben man sich für diese 27 Akteure entschieden.
Nagelsmann über Harmonie und Konkurrenz: Laut Nagelsmann würden sich Harmonie und Konkurrenzkampf nicht ausschließen. Wichtig seien die Trainingsleistungen der einzelnen Spieler. Es werden beides im Team geben. Das sei aber nicht unbedingt schlecht.
Nagelsmann über Schlotterbeck: Der BVB-Verteidiger habe sich in den letzten Wochen deutlich stabilisiert, weshalb er noch auf den Zug aufgesprungen sei. Auch im Hinblick auf die Zukunft sei Schlotterbeck ein wichtiger Baustein. Deshalb sei er mit dabei.
Nagelsmann über die Streichung eines Spielers: Laut dem Bundestrainer gebe es Wackelkandidaten, welche über diese Rolle auch Bescheid wüssten. Dass es zu einem 27-Mann-Kader kam, habe mit dem nötigen Puffer im Falle einer Verletzung zu tun. Sollte sich ein Spieler verletzen, würde ein direkter Ersatz schon im Kader stehen.
Nagelsmann über den ersten Spieler auf seinem Zettel: Die erste Achse der Mannschaft würden Rüdiger, Kroos, Gündogan, Musiala und Wirtz bilden. Diese wären somit auch als Erstes auf seiner Liste gestanden, als es um die Nominierungen für das Turnier ging.
Nagelsmann über Kroos: In der Mittelfeldzentrale ist der Routinier wohl gesetzt. Laut Nagelsmann sei Kroos so fit wie noch nie in seinem Leben. Als direkte Backups stünden Pascal Groß und Aleksandar Pavlovic bereit, die eine ähnliche Rolle erfüllen könnten. Auch deshalb habe man sich bei der Nominierung für beide entschieden.
Nagelsmann mit Schiri-Witz: Weiter scherzt Nagelsmann, dass er für die Schiedsrichterleistung beim CL-Halbfinale zwischen den Bayern und Real verantwortlich sei. Er wollte die FCB-Spieler früher im Kader haben. Das habe er Müller in einem Anruf scherzhaft mitgeteilt.
Rolle von Thomas Müller: Die Bayern-Legende sei eine gute Connection zwischen den einzelnen Gruppen, der "sowohl mit den Rappern, als auch mit den Jodlern" gut könne. Einen Stammplätz habe Müller, ähnlich wie bei den Münchnern, nicht. Jedoch sei er innerhalb der Mannschaft unglaublich wichtig, wie Nagelsmann betont. Er spreche viel, sein selbstlos und gebe ein gutes Feedback ans Trainerteam. Müller verbinde viele Protagonisten, die für den Erfolg sorgen können. Darüber hinaus sei er auch sportlich noch in der Lage, das Team zu unterstützen.
EM-Ziel? Nagelsmann sagt: "Wenn wir ein Turnier spielen, wollen wir es auch gewinnen. Ich habe schon den Glauben, dass wir das Ding auch gewinnen können. Wir haben eine gute Mischung."
Nagelsmann über den Kader: Qualitativ sei der Kader laut Nagelsmann gut aufgestellt. Wichtig wäre ein guter Start ins Turnier, wenn das DFB-Team auf Schottland trifft. Dabei schickt der Bundestrainer auch eine Warnung raus. Die Nordeuropäer wäre nicht zu unterschätzen.
Nagelsmann über die Absagen: Alle jemals von Nagelsmann nominierten Spieler hätten vom Bundestrainer eine persönliche Absage erhalten.
Späte Anreise einiger Spieler: In der späteren Anreise einiger Spieler aufgrund des CL-Finals sieht Nagelsmann weniger Probleme. Es sei wichtiger, dass man mit einem Erfolg in Rücken zur Nationalmannschaft komme. Gleichzeitig sei es aber auch eine Herausforderung, alle bis zum Turnierstart fit zu bekommen.
Wirtz, Musiala und Sané angeschlagen: Mit Florian Wirtz, Jamal Musiala und Leroy Sané sind derzeit drei Spieler aus dem Aufgebot angeschlagen. Bei Ersteren hat Nagelsmann keine Bedenken, dass es bis zum Turnierstart nicht reichen könnte. Bei Sané sei die Sache etwas komplizierter, man wolle aber auf seine Qualität nicht verzichten. Darüber hinaus sei man in engem Austausch mit den Spielern sowie der medizinischen Abteilung.
Nicht-Nominierung von Goretzka und Hummels: Definitiv nicht mitfahren werden hingegen Mats Hummels und Leon Goretzka. Eine genaue Begründung will der Bundestrainer nicht liefern. Beide wären aber äußerst enttäuscht über die Entscheidung gewesen.
Mit 26 Spielern zur EM: Darüber hinaus will Nagelsmann auf jeden Fall mit 26 Spielern zur EM fahren. Heißt im Umkehrschluss: Nur ein Spieler aus dem jetzigen Aufgebot wird nicht mitfahren. Auch wird es auf jeden Fall ein Feldspieler sein.
Mit vier Torhütern in die EM: Nagelsmann bestätigt, dass vier Torhüter mit ins Turnier gehen werden. Somit dürfen sich Neuer, ter Stegen, Nübel und Baumann sicher sein, dass sie, wenn sie fit bleiben, mit zur EM fahren.
Nur 26 Spieler erlaubt: Somit ist auch klar: Bis zum endgültigen EM-Aufgebot wird auf jeden Fall noch mindestens ein Spieler gestrichen werden. Maximal 26 Spieler sind erlaubt, aktuell sind aber 27 nominiert.
Neu dabei: Insgesamt 27 Spieler haben es ins vorläufige Aufgebot geschafft. Abgesehen der 18 vorher schon Bekannten sind ter Stegen, Nübel, Baumann, Anton, Henrichs, Kroos, Müller, Musiala und Beier.
Trainerteam verlängert: Vorab die Verkündung: Nach Julian Nagelsmann hat auch dessen Trainerteam bis 2026 verlängert. Der Bundestrainer begrüßt die Entscheidung. Das Team sei "Feuer und Flamme, den Weg weiterzugehen". Zum Abschluss dankt er dem DFB für das Vertrauen und hofft auf eine erfolgreiche EM.
Start: Es geht los! Nagelsmann ist da.
13.00 Uhr: Punkt 13 Uhr. Bislang fehlt vom Bundestrainer noch jede Spur.
12.53 Uhr: Nur noch wenige Minuten bis es losgeht. Hoffen wir, dass es zu keinen Verzögerungen kommt und die PK pünktlich starten kann.
12.20 Uhr: Noch knapp eine halbe Stunde ist es bis zur Start der Pressekonferenz. Bislang sind keine weitere Namen durchgesickert. Es bleibt also spannend, wer noch auf dem EM-Zug aufspringt.
09.43 Uhr: Abzüglich der drei Keeper wären noch fünf Plätze frei. Die Nominierungen von Jamal Musiala und Toni Kroos gelten als sicher, laut Bild ist zudem Maxi Beier mit dabei. Die restlichen zwei Positionen könnten dann noch Thomas Müller und Waldemar Anton einnehmen.
09.37 Uhr: 18 Akteure sind zum jetzigen Zeitpunkt schon sicher nominiert, bei einem 26-Mann-starken Kader würde also noch acht weitere Spieler dazukommen. Geht man davon aus, dass Nagelsmann auf insgesamt vier Torhüter zurückgreifen möchte, wären dort hinter Manuel Neuer noch drei Positionen unbesetzt. Diese werden aller Voraussicht nach Marc-André ter Stegen, Alexander Nübel und Oliver Baumann einnehmen.
08.44 Uhr: Gleichzeitig nennt die Bild einen Kandidaten, der es nicht in den 26-Mann-Kader schaffen wird: Leverkusens Jonas Hofmann.
08.39 Uhr: Bis zum Start der Pressekonferenz sind es noch gut vier Stunden, ein weiterer EM-Teilnehmer ist jedoch schon durchgesickert. So wird es nach Informationen der Bild-Zeitung Stümer Maxmilian Beier von der TSG Hoffenheim ins Aufgebot von Nagelsmann schaffen.
Vor Beginn: Von den insgesamt 26 Akteuren, die in den Kader für die Vorbereitung berufen werden, sind einige bereits bekannt. Der DFB hat die Spielernamen in diesem Jahr nämlich mit und mit über verschiedenste Kanäle im TV und über Social Media veröffentlicht.
Vor Beginn: Ab 13 Uhr wird der Bundestrainer seine vorläufige Auswahl verkünden.
Vor Beginn: Hallo und herzlich willkommen zum Liveticker der Kader-Bekanntgabe durch Julian Nagelsmann für die EM 2024!
Deutschland, Nominierung Kader für die EM: Bekanntgabe vom DFB-Team von Julian Nagelsmann heute im TV und Livestream
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