Vor 48.808 Zuschauern in Frankfurt erzielten Sami Khedira mit einem Eigentor (45.+1), Lionel Messi (50.) und Angel di Maria (73.) die Tore für die Albiceleste. Benedikt Höwedes' Tor zum 1:3 kam in einem sehr unterhaltsamen Spiel zu spät (82.).
Trotz der Niederlage zeigte die deutsche Mannschaft eine couragierte und in der Offensive auch teilweise flüssige Leistung. Knackpunkt des Spiels war die Rote Karte gegen Torhüter Ron-Robert Zieler nach 26 Minuten. Zieler hatte Ernesto Sosa per Notbremse zu Fall gebracht.
Vertreter Marc-Andre ter Stegen hielt mit seinem ersten Ballkontakt den von Lionel Messi schwach getretenen Elfmeter. Mats Hummels musste in der 16. Minute wegen einer Halswirbelverrenkung ausgewechselt werden.
Die Reaktionen:
Joachim Löw (Bundestrainer): "Ich tue mich schwer, dieses Spiel einzuordnen. Die ersten 20, 25 Minuten haben wir sehr gut angefangen. Durch die Rote Karte sind wir ein bisschen ins Hintertreffen geraten. Und das Eigentor war natürlich auch nicht hilfreich. Aber wir haben bis zum Schluss dagegengehalten. Von der Einstellung her kann ich den Spielern überhaupt keinen Vorwurf machen."
Sami Khedira: "Es tut mir leid. Es war, glaube ich, mein erstes Eigentor überhaupt in meiner Karriere. Aber das gehört zum Fußball. Es war sicher keine Absicht."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Der Bundestrainer bringt Schmelzer und Bender für die verhinderten Lahm und Schweinsteiger. Reus beginnt auf Podolskis Position links im Mittelfeld. Klose, heute Kapitän, ist einzige Spitze.
Die Albiceleste verzichtet zunächst auf Kun Agüero, dafür beginnt Higuain in der Spitze. Ansonsten die erwartete Aufstellung.
27., Rot gegen Zieler: Mascherano schickt Sosa in die Gasse. Zieler kommt raus, geht volles Risiko. Sosa ist einen Tick schneller am Ball und fällt dann über Zielers Arme. Schiri Eriksson gibt Elfer und Rot. Hart, aber regelkonform.
31., Messi verschießt: Der Kapitän läuft an, bremst ab. Ter Stegen wartet einfach ab. Dann ein Roller von Messi ins rechte Eck. Ter Stegen hält den Ball sogar fest.
45.+1, 0:1, Khedira (Eigentor): Ecke di Maria von rechts. Sosa bleibt am ersten Pfosten weg. Khedira ist überrascht, wischt den Ball irgendwie in Richtung eigenes Tor. Ter Stegen kommt im kurzen Eck zu spät.
49.: Reus zieht mit Tempo von links in die Mitte und hält aus 20 Metern drauf. Der Ball klatscht an den linken Pfosten. Khedira erläuft sich den Ball und passt in die Mitte, wo Klose einlocht! Doch zurückgepfiffen. Khedira stand im Abseits.
50., 0:2, Messi: Agüero in den Lauf von Higuain. Der passt von der linken Torauslinie zurück. Messi aus 14 Metern direkt ins linke untere Eck.
65.: Hackentrick Higuain, Boateng rutscht am Ball vorbei und Messi steht frei vor ter Stegen. Messis Chip geht rechts am Kasten vorbei.
73., 0:3, di Maria: Messi bleibt 35 Meter vor dem Tor stecken. Di Maria knallt einfach mal drauf, trifft den Ball perfekt. Im kurzen Eck schlägt's ein.
76.: Messi wurschtelt sich durch drei Verteidiger durch, zieht aus zehn Metern aufs kurze Eck ab. Pfosten!
82., 1:3, Höwedes: Götze ist an der Torauslinie rechts. Rückpass an den Fünfer. Höwedes segelt heran und köpft den Ball ins lange Eck.
Fazit: Die Niederlage fiel zu hoch aus. Deutschland war auch mit nur zehn Spielern bis zur 60. Minute keinesfalls unterlegen, leistete sich in der Defensive aber ein paar Fehler zu viel und war vor dem gegnerischen Tor selbst nicht kalt genug.
Der Star des Spiels: Marco Reus war von der ersten Minute an sehr gut drin im Spiel, kam immer wieder mit Tempo auf die argentinische Deckung zu und hatte einige sehr starke Szenen vor der Halbzeit. Wenn es gefährlich wurde, hatte der Dortmunder seine Füße im Spiel. Später in vorderster Front ein guter Spielpartner für Schürrle.
Der Flop des Spiels: Jerome Boateng begann auf der rechten Seite gut, schaltete sich viel mit nach vorne ein. Nach Hummels Ausscheiden rückte er in die Innenverteidigung. Stand bei der Szene, die zum Elfmeter führte, nicht gut, ging vor dem 0:2 Higuain nicht energisch nach.
Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson traf einige ziemlich komische Entscheidungen, hatte Probleme in der Bewertung von Zweikämpfen und leitete eine Spur zu kleinlich. Elfmeter und Rot gegen Zieler waren korrekt. Kloses Treffer wegen Khediras Abseitsstellung abzuerkennen, war ebenfalls richtig.
Die Trainer:
Joachim Löw brachte abzüglich der verhinderten Spieler seine beste Elf. Mit Müller einen der beiden offensiven Mittelfeldspieler nach dem Platzverweis zu opfern, war richtig. Löw wagte gezwungenermaßen nach Kloses Auswechslung die Variante mit Reus in der Spitze.
Alejandro Sabella fand mit der Einwechslung des quirligen Agüero für Sosa das richtige Rezept gegen die neuformierte deutsche Viererkette. Aguero trieb sich überall herum, war kaum zu greifen und brachte die immer müder werdende deutsche Mannschaft mit seinen Tempodribblings in arge Nöte.
Das fiel auf:
- Deutschland praktizierte bis zum Platzverweis immer mal wieder das frühe Attackieren, das Spiel gegen den Ball tief in der gegnerischen Hälfte sah phasenweise richtig gut aus. Besonders Bender tat sich mit viel Laufarbeit als Ballklauer hervor.
- Reus rückte zu Beginn auffällig oft vom Flügel ins Zentrum, bildete so für Klose und Özil eine geeignete Anspielstation für viele kurze Flachpässe und ging von dort aus auch immer wieder mit Tempo in die Tiefe.
- Messi war in der ersten Halbzeit quasi komplett aus dem Spiel. Die Zufuhr an Zuspielen aus dem Mittelfeld wurde von der deutschen Mannschaft richtig gut gekappt. War Messi dann doch mal am Ball, verteidigte ihn die DFB-Auswahl im Kollektiv und sehr wirkungsvoll.
- Die deutschen Standards warteten in der Offensive mit der Variante auf den zweiten Pfosten auf, kein einziges Mal ging der Plan auf. Die deutschen Eckstöße waren harmlos.
- In der Phase vor der Pause versuchte es die deutsche Mannschaft ohne Not zu oft mit weiten Bälle, besonders ter Stegen zog sich den Groll des Bundestrainers für völlig verunglückte Abschläge zu. Dabei boten sich auch die Verteidiger für den kurzen Abwurf nicht an.
- Die alte argentinische Krankheit: Das Rückzugverhalten der Gäste war in der ersten Halbzeit teilweise erschreckend schwach. Selbst in numerischer Überlegenheit stand die Viererkette einige Male ohne Absicherung des Mittelfelds da. Higuain und Messi beteiligten sich fast gar nicht am Defensivspiel.
- Nach knapp einer Stunde machte sich der Kräfteverschleiß bei der deutschen Mannschaft doch deutlich bemerkbar. Es klafften immer größere Lücken zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen. Dazu kamen die vielen Wechsel. Argentinien ließ ab dann den Ball sehr gut laufen und kam auch immer wieder zu guten Gelegenheiten.
- Die deutsche Mannschaft zeigte trotz des hohen Rückstands Charakter, spielte bis zum Ende engagiert und bekam dafür zu recht ordentlich Beifall von den Fans.
Deutschland - Argentinien: Daten zum Spiel