BVB - Borussia Dortmund nicht durchschlagskräftig genug: Flaute vor dem Tor

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Borussia Dortmund kreierte beim 0:0 gegen die AC Mailand null Großchancen - kein Team war schwächer am 2. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase. Dem BVB mangelt es an Durchschlagskraft, weil sich der Spielaufbau weiterhin beschwerlich gestaltet und man auf Einzelaktionen angewiesen ist.

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Es bleibt dabei: Borussia Dortmund ist schwer zu besiegen. Zwar gelang das in der Champions League kürzlich noch Paris Saint-Germain nach einem mutlosen Auftritt des BVB, doch ansonsten beißen sich die Gegner aus unterschiedlichen Gründen die Zähne aus an den Westfalen.

Das ist die eine gute Nachricht, die der Mittwochabend für die Schwarzgelben bereithielt. Beim 0:0 gegen die AC Mailand hatte der BVB einiges Glück, um nicht in Rückstand zu geraten und hatte selbst Möglichkeiten, um den Sieg nach Hause zu bringen. Es war ein Spiel auf Messers Schneide, das gegen Ende beiderseits immer mehr an Struktur verlor und somit in jede Richtung hätte kippen können.

Doch das tat es nicht. So hilft das torlose Remis den Dortmundern in der Königsklasse nicht besonders weiter, wenngleich die Konstellation in der Gruppe auf dem Papier weiterhin machbar erscheint. Es müssen jedoch nun Siege her und dafür braucht es Tore. Davon gab es in den beiden CL-Partien noch nicht ein einziges.

Zwar agierte der BVB besonders im ersten Abschnitt sehr griffig und griff zielstrebig an, was in einige ordentliche Gelegenheiten mündete. Das war in jeglicher Hinsicht ein Auftritt, der belegte, dass Dortmunds spielerisch dezent aufstrebende Entwicklung "Stück für Stück und Schritt für Schritt" vonstatten geht, wie Sportdirektor Sebastian Kehl schon vor der Partie bei DAZN mutmaßte.

Edin Terzic, BVB
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BVB mit eindrücklicher Statistik am 2. CL-Spieltag

Allerdings: "Es gab Tormöglichkeiten, aber keine Torchancen", sagte Trainer Edin Terzic und hatte Recht. Gegen Milan kam der BVB auf 18 Torschüsse, doch nur drei davon gingen auf den Kasten. Terzic: "In der zweiten Halbzeit haben wir es gar nicht mehr geschafft, häufig gefährlich vors Tor zu kommen. Was heute gefehlt hat, war die Durchschlagskraft im letzten Drittel."

Das Wort "heute" hätte Terzic durchaus streichen können, denn das ist ein Thema, das die Borussia seit Saisonbeginn begleitet. Gleich mehrere Statistiken belegen das, die eindrücklichste kommt brühwarm aus der Königsklasse: Null Großchancen wie der BVB kreierte am 2. Spieltag kein einziges Team.

In der Bundesliga steht die Borussia mit zwölf Toren bei sechs Spielen auf Rang sechs der erzielten Treffer. Bislang konnte man sich dort 36 Torchancen erspielen, von denen man 33 Prozent verwertete - das bedeutet ligaweit Platz sieben. Nur fünf Mannschaften kommen auf mehr Torchancen in dieser Saison, darunter sind jedoch schwächer besetzte Vereine wie Bremen und Gladbach. In der Kategorie Torschüsse steht Dortmund bei 85 und liegt damit auf dem achten Platz.

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BVB: Es herrscht Flaute vor dem Tor

Lediglich der Treffer von Niclas Füllkrug am vergangenen Freitag in Hoffenheim, den die Kraichgauer durch einen individuellen Fehler stark begünstigten, wurde von einem der drei Dortmunder Stürmer erzielt. Beim 1:0-Heimsieg gegen Wolfsburg zuvor wies die Statistik bei Füllkrug und Sébastien Haller nicht einen einzigen Torschuss aus.

Nimmt man all dies zusammen, sind das zweifelsohne alarmierende Zahlen und Eindrücke. Beim BVB herrscht Flaute vor dem Tor und das ist gerade deshalb bemerkenswert, da man sich gegen Ende der Sommertransferperiode ja mit Füllkrug just einen dritten Stürmer in den Kader holte, um in diesem Mannschaftsteil noch variabler und idealerweise natürlich auch erfolgreicher zu sein.

Bislang traf das Gegenteil ein. Hallers Formschwäche hängt vermutlich mit den Nachwehen seiner schlimmen Krebserkrankung aus dem Vorjahr zusammen, kommt aber rein sportlich betrachtet zur Unzeit. Youssoufa Moukoko dagegen kommt auf läppische 66 Einsatzminuten und stand noch nicht in der Startelf. Das ist trotz aller Beteuerungen der Verantwortlichen zu Moukoko ein mehr als deutliches Zeichen.

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BVB vor dem Tor gegen Milan: "Einfach zu wenig"

So muss es derzeit Füllkrug richten, der gegen die Italiener das zweite Mal in der Anfangsformation stand, aber zuvor aus einer Verletzung kam, seine ersten Gehversuche in der Königsklasse tätigt und ohnehin nun beim größten Verein seiner Karriere anheuerte. Allerdings: Der Nationalstürmer bewies zuletzt oft ein gutes Timing in seinen Duellen, er machte Bälle mit dem Rücken zum Geschehen gut fest und rieb sich auf.

Das könnte mit ihm durchaus etwas werden, doch als Stürmer ist man gerade gegen die Vielzahl der tief stehenden Dortmunder Gegner darauf angewiesen, dass die Mitspieler brauchbare Zuspiele anliefern. Und genau da hakt es weiterhin bei der Borussia.

"Entweder kommt der Ball rein und dann ist niemand in der Box oder wir haben die Jungs in der Box und dann spielen wir den Ball nicht rein. Am Ende hatten wir noch sehr viele gute, hohe Balleroberungen, aber was wir daraus gemacht haben, war einfach zu wenig", kritisierte Terzic nach dem Milan-Spiel.

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BVB-Spielaufbau gestaltet sich weiterhin beschwerlich

Auch Füllkrug nannte die Bemühungen seines Teams "das eine oder andere Mal ein bisschen unclever" und führte aus: "Wir wollten die Angriffe zu Ende spielen. Das ist uns manchmal leider nicht gelungen. Wir haben dann doch zu oft abgekappt und einen Quer- oder Rückpass gesucht. Wir müssen uns einfach verbessern, dass diese Situationen zum Abschluss kommen. Ich glaube, für einen Außenspieler ist ein Assist immer schöner als ein Rückpass zum Mitspieler."

Dortmund fehlt beispielsweise auch von der Sechser-Position aus, ob sie nun allein oder wie gegen Mailand zu zweit bekleidet wird, bei Ballbesitz eine hilfreiche Anbindung in die Offensive. Der Spielaufbau und die Spielfortsetzung ins letzte Drittel gestalten sich weiterhin beschwerlich.

Landet der Ball bei einem der Außenverteidiger, geht es oft zu statisch weiter. Findet Dortmund seine Außenverteidiger wiederum in der Offensive, schaffen sie es kaum einmal in den Rücken der gegnerischen Abwehr. Die Hereingaben aus den Halbräumen verpuffen weitestgehend wirkungslos.

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BVB: Einzelaktionen statt strukturiertem Ballvortrag

Die Lösungen, die dem BVB bislang halfen, waren meist individueller Natur. Nämlich dann, wenn der formstarke Donyell Malen oder zuletzt Jamie Bynoe-Gittens die direkten Duelle suchten und beinahe schon aus dem Stand Dynamik kreierten. Einzelaktionen also statt einem klar strukturierten Ballvortrag Richtung gegnerisches Tor.

Füllkrug bemängelte vor der Partie die Wahrnehmung rund um die Borussia. Das ist angesichts von zuletzt drei Bundesligasiegen in Folge und der Punktgleichheit mit dem FC Bayern gewiss nachvollziehbar. Der Anspruch, den man an die zweitteuerste und zweitbeste Mannschaft Deutschlands hat und den der Verein seit Jahren für sich reklamiert, ist jedoch, dass diese Erfolge auch von hoher fußballerischer Qualität begleitet werden. Und von der ist der BVB aktuell ähnlich weit entfernt wie von einem durchschlagskräftigen Angriff.

BVB: Die kommenden Gegner von Borussia Dortmund

DatumWettbewerbGegnerHeim/Auswärts
7.10., 15.30 UhrBundesligaUnion BerlinH
20.10., 20.30 UhrBundesligaWerder BremenH
25.10., 21 UhrChampions LeagueNewcastle UnitedA
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