Clough und das Streben nach Utopie
Clough ließ sich von niemandem zurechtweisen, auch nicht von Ali und hatte niemals genug. Niemals. "Ich strebe nach Utopie und dazu muss man vielleicht ein bisschen töricht sein - aber so bin ich. Ich bin ein Idealist und ich glaube an Märchen", sagte er. Das Märchen von Nottingham begann nach Taylors Ankunft 1976. Nottingham stieg auf und holte im darauffolgenden Jahr den Meistertitel: mit der besten Defensive und der besten Offensive der Liga.
In der ersten Runde des Europapokals der Landesmeister traf Nottingham auf den Titelträger und Ex-Meister FC Liverpool und gewann. Nach weiteren Siegen gegen AEK Athen, gegen die Grasshopper Zürich und den 1. FC Köln ging es im Finale gegen Malmö FF. Clough glaubte an alles, aber daran hatte nicht einmal er geglaubt.
Vom Urlaub auf Kreta zum Europapokalfinale in München
Das Endspiel an einem Mittwoch fiel mitten in seinen bereits gebuchten Kreta-Urlaub. "Ich komme am Dienstag", verkündete Clough laut Woodcock vor seiner Abreise in den Urlaub gegenüber der Mannschaft. Während die Spieler mit Taylor nach München aufbrachen, sonnte sich Clough noch auf Kreta. "Das war normal. Der Mann machte nun mal gerne Urlaub", erinnerte sich Woodcock. Am Abend vor dem Finale reiste er an, sah seine Mannschaft 1:0 gewinnen und reiste zurück nach Kreta. Clough in Reinform. Clough machte, was Clough wollte.
In der darauffolgenden Saison verteidigte Nottingham den Titel. Im Finale von Madrid siegte die Mannschaft mit 1:0 gegen den Hamburger SV. An den beiden Finaltoren hatte Robertson entscheidenden Anteil: das 1:0 von München legte er Trevor Francis auf, das 1:0 von Madrid machte er selbst. "Er ist der Picasso unseres Spiels", lobte Clough einst Robertson.
Dieser zweite Triumph von 1980 war der Höhepunkt, denn fortan ging es bergab. Schnell, zu schnell. "Wir waren wie eine Sternschnuppe am Himmel. Wir haben grell geschienen, aber nur kurz", sagte McGovern später. "Aber hey: wie grell wir geschienen haben!"
Nottingham Forests Landesmeistercup-Finals
Jahr | 1979 | 1980 |
Austragungsort | München | Madrid |
Gegner | Malmö FF | Hamburger SV |
Ergebnis | 1:0 (1:0) | 1:0 (1:0) |
Torschütze | Trevor Francis (45.) | John Robertson (20.) |
Aufstellung | Peter Shilton - Viv Anderson, Larry Lloyd, Kenny Burns, Frank Clark - Trevor Francis, John McGovern, Ian Bowyer, John Robertson - Tony Woodcock, Garry Birtles | Peter Shilton - Viv Anderson, Larry Lloyd, Kenny Burns, Frank Gray (78. Bryn Gunn) - John McGovern, Martin O'Neill, Ian Bowyer, Gary Mills (67. John O'Hare), John Robertson - Garry Birtles |
Die verglühte Sternschnuppe Nottingham
Nach dem zweiten Europapokalsieg tauchten Probleme auf, erst mal hie und da und dann irgendwann überall. Clough misslang der Umgang mit seinen alternden Helden, er verkaufte die falschen Spieler, er holte die falschen Ersatzleute, er begann zu trinken, mehr und mehr und vor allem: er zerstritt sich mit Taylor.
1982 verließ Cloughs ewiger Assistent den Verein. Taylor beteuerte zunächst, seine Karriere zu beenden, übernahm aber kurz darauf den Trainerposten bei Derby. Für Clough war das Verrat und als Taylor dann Nottinghams Europapokalhelden Robertson nach Derby holte, war es Hochverrat. Sieben Jahre lang sprachen die beiden kein Wort mehr miteinander, dann starb Taylor.
Ohne Taylor gewann Clough keinen großen Titel mehr, lediglich noch zwei Mal den League Cup. 1993 kündigte er seinen Rücktritt als Nottingham-Trainer an und stieg wenige Wochen später in seinem allerletzten Spiel erstmals ab. Die Magie, sie war weg, aber sie blieb doch für immer. Am River Trent, über den Clough einst gegangen ist, nennt man die große Mannschaft bis heute "Miracle Men".
Nottingham Forests Titel unter Trainer Brian Clough
Titel | Jahr |
Meistertitel | 1978 |
FA Cup | - |
League Cup | 1978, 1979, 1989, 1990 |
Europapokal der Landesmeister | 1979, 1980 |
UEFA-Supercup | 1979 |