Borussia Dortmund - 1. FC Heidenheim 1846 2:2 - Die Geister sind zurück: Ratloser BVB taumelt in die erste Krise der Saison

SID
Borussia Dortmund, 1. FC Heidenheim 1846
© getty

Die bösen Geister der Vorsaison lassen Borussia Dortmund schon nach drei Spieltagen wieder erschaudern. "Wir haben immer wieder genau diese Spiele angesprochen", sagte Trainer Edin Terzic nach dem blamablen 2:2 (2:0) des Vize-Meisters gegen den kleinen Aufsteiger 1. FC Heidenheim, "und jetzt passieren sie uns wieder."

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Die Saison-Analyse hatte eindeutig ergeben, dass der BVB den Meistertitel 2022/23 an den ersten zehn Spieltagen mit vier Niederlagen verschenkt hatte. Jetzt geht es schon wieder los: "Wir haben das Spiel komplett aus der Hand gegeben. Wir haben es nach drei oder vier Torchancen wild werden lassen - und haben uns dann selbst geschlagen", schimpfte Terzic.

Die Mannschaft habe, sagte er schonungslos, "ein Gesicht gezeigt, dass wir in den vergangenen Jahren sehr häufig gezeigt haben. Das darf einem Top-Team mit derart hohen Ambitionen nicht passieren."

Sein bitterer Schluss: "Es geht darum, alles dem Sieg unterzuordnen. Das ist uns wiederholt nicht gelungen. So wird es schwer sein, irgendwann mal was zu feiern." Spitzenmannschaften passierten derartige Spiele nicht - oder eben viel seltener.

Sportdirektor Kehl ratlos: BVB fehlen schon vier Punkte fehlen

Auch Sebastian Kehl rang um Worte. "Erklärbar ist das für uns nicht", sagte der Sportdirektor und wirkte dabei in dieser frühen Saisonphase bereits ratlos. Köln zu Hause, Bochum auswärts, Heidenheim zu Hause - das geht für ein vermeintliches Top-Team zum Saisonstart kaum besser. Nun aber fehlen von möglichen neun Punkten bereits vier.

"Wir haben gespürt, wie weh es tut, wenn man es am Ende nicht schafft, das aufzuholen, was in der Hinrunde liegengeblieben ist", sagte Terzic, es war ein eindeutiger Verweis auf das Drama der Vorsaison. Mit Verständnis reagierte er daher auch auf die sehr lauten Pfiffe nach Spielschluss: "Wir dürfen uns nicht beschweren, dass die Stimmung umschlägt und negativ wird."

Der BVB steckt in seiner ersten Krise der Saison: nach nur drei Spielen.

"Scheißegal!" Schmidt macht FCH für Aufholjagd heiß

Den ersten Bundesligapunkt seiner Vereinsgeschichte feierte dagegen der Aufsteiger aus Ostwürttemberg. "Scheißegal!", habe er seiner Mannschaft in der Halbzeitpause energisch zugerufen, berichtete der Trainer des 1. FC Heidenheim, Frank Schmidt anschließend. "Beim 1:2 sind wir sofort wieder Teil der Party, da sind wir zurück! Da sind wir da!"

Bei seiner aufrüttelnden Ansprache griff er auch in die Trickkiste der Psychologie. "Ich habe auf den dritten Spieltag der vergangenen Saison verwiesen - da hat Bremen hier nach 0:2 sogar noch gewonnen", berichtete Schmidt. "Wir haben gesagt, wir gehen jetzt volles Risiko. Erst beim 0:3 hätten wir hinten dicht gemacht."

Das aber fiel nicht, trotz zahlreicher Dortmunder Chancen. Und der kleine 1. FC Heidenheim kam in diesem riesigen Stadion vor 81.365 Zuschauern zurück. Am Ende lehnte der Trainer sogar noch die Gratulationen ab, denn: "Das war mega. Aber wir hatten kein Spielglück und haben den Sieg liegen gelassen. Wir hatten unfassbare Konter und hätten sogar gewinnen können."

Heidenheimer Sieg wäre nicht unverdient gewesen

Das war das eigentlich Erstaunliche: Ein 3:2 des Aufsteigers beim Vize-Meister mit Titel-Ambitionen wäre nicht mal unverdient gewesen. "Wenn wir die Chancen besser ausspielen, schaffen wir vielleicht drei oder vier Tore", stellte Kapitän Patrick Mainka fest. Er klagte: "Es ist kein gefühlter Sieg - es ist fast 'nur' ein Punkt."

Und dieser eine Punkt aus den ersten drei Bundesligaspielen der Vereinsgeschichte, kalkulierte Schmidt, "der wird hochgerechnet nicht reichen". Der Anfang aber ist gemacht. Und wie.

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