Serge Gnabry seit Wochen in Top-Form bei 1899 Hoffenheim: Update der Rakete

Serge Gnabry erzielte das 1:0 gegen den Hamburger SV.
© getty

Serge Gnabry hat beim 2:0-Sieg der TSG 1899 Hoffenheim gegen den Hamburger SV wiederholt eine klasse Leistung gezeigt. Blieben im Winter noch Fragezeichen, ob der 22-Jährige beim FC Bayern München in der kommenden Saison zum Zug kommen würde, lässt Gnabry in der Rückrunde seine Kritiker verstummen.

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Gnabry war in den jüngsten sechs Bundesligaspielen an acht Toren direkt beteiligt. Sechs Treffer erzielte er selbst. Der Lauf erinnert an seine bestechende Form während den Olympischen Spielen in Rio, als er in den drei Gruppenspielen und im Viertelfinale gegen Portugal sechs Mal traf. Von der Rückkehr des German Wunderkinds war die Rede.

Diesen Ruf hatte er sich in der Jugendakademie von Arsenal erworben. Dribbelstark, schnell, torgefährlich. "Gnabry ist ein Spieler, der sehr gute Ansätze hat. Er ist ein großes Talent", sagte vor einigen Wochen Jupp Heynckes über den Leihspieler der Bayern.

Bisher fehlte dem Nationalspieler noch die Konstanz, um dem Ruf als großes Talent zu entwachsen und sich weiterzuentwickeln. Konstanz sei die Kunst im Fußball, sagte Horst Hrubesch einst über Gnabry, der unter ihm jahrelang in den Jugendmannschaften des DFB gespielt hatte.

Hoffenheim auch dank Gnabry fast so gut wie Bayern

In den vergangenen Wochen bewies Gnabry, dass er seine guten Anlagen jederzeit abrufen kann. Dass die TSG nach ihrem kleinen Leistungsloch zu Beginn der Rückrunde wieder volle Fahrt in Richtung Europa nimmt, ist auch an der Entwicklung Gnabrys festzumachen. Seit dem 25. Spieltag holte nur der FC Bayern mehr Punkte als Hoffenheim.

Bundesliga-Formtabelle: 25. bis 30. Spieltag

PlatzTeamSp.ToreDiff.Pkt.
1Bayern München 626:42215
2FC Schalke 0469:3615
3TSG Hoffenheim617:41314
4Bayer Leverkusen612:5713
5Werder Bremen612:8411

"Wir wollen in das internationale Geschäft. Wir wollen das wiederholen. Wir müssen dranbleiben, denn es ist schwer uns zu schlagen. Wir werden alles daran setzen, den siebten Platz am Ende zu umgehen", sagte Kevin Vogt nach dem Sieg gegen den HSV, zu dem Gnabry mit seiner Leistung erneut beitrug.

Die Mehrzahl der Hoffenheimer Angriffe lief über seine linke Seite. Hamburgs Defensive hatte immense Schwierigkeiten, gegen die Tempodribblings des 22-Jährigen anzukommen. Dazu war Gnabry viel unterwegs, mal links, mal rechts, arbeitete gut mit nach hinten.

Julian Nagelsmann verriet nach der Partie: "Serge hatte beim Abschlusstraining Probleme im Oberschenkel. Als er dann seinen Dienst getan hat, haben wir ihn vorsichtshalber ausgewechselt, damit nichts passiert." Dass der TSG-Coach selbst auf einen angeschlagenen Gnabry nicht verzichten wollte, unterstreicht den hohen Stellenwert, den Gnabry sich in Hoffenheim erarbeitet hat.

Nagelsmanns Tritt in Gnabrys Allerwertesten

Die Leihe zur TSG entpuppt sich nach anfänglichen Schwierigkeiten als der perfekte Schritt für Gnabry. Auf eine Kapsel- folgte eine Oberschenkelzerrung. Erst am 15. Spieltag absolvierte Gnabry sein erstes Spiel für Hoffenheim über 90 Minuten, mitten in Hoffenheims Schwächephase. Die TSG verlor nach einer durchwachsenen Leistung mit 0:2 gegen Hannover 96.

Auch wenn Nagelsmann betonte, Gnabry habe sich "gut eingefügt", benötigte der Offensiv-Allrounder so seine Anlaufzeit. Er hatte das, wie Nagelsmann sagen würde, Neuzugangssyndrom. Wieder wechselten sich Licht und Schatten bei Gnabry ab, ein Problem, das auch den Bayern bekannt ist.

"So junge Spieler müssen das professionelle Arbeiten auf einem hohen Niveau verinnerlichen. Da hat er sicher noch Spielraum nach oben", sagte Heynckes nach dem 5:2-Heimsieg gegen die TSG am 20. Spieltag. Spielraum, den Nagelsmann in Angriff genommen hat.

"Auch bei Arsenal hatte er die Denkweise, dass er sich unter der Woche eher ein bisschen schonen muss, auch wenn er körperlich hätte Vollgas gehen können. Man hält die Belastung am Spieltag nur aus, wenn man unter der Woche Vollgas gibt und jede Einheit Vollgas trainiert", verriet der TSG-Coach dem kicker.

Gnabry ab Sommer beim FC Bayern: Konkurrenz für Ribery

Der kleine Tritt in den Allerwertesten scheint zu fruchten. Gnabry tritt mannschaftsdienlicher auf und kreiert mehr Tormöglichkeiten. "Wenn er eine Aktion hat, kommt am Ende des Tages fast immer etwas Fruchtbares dabei rum", sagte Nagelsmann über Gnabry, der mit seinem tiefen Körperschwerpunkt und seinem blitzschnellen Antritt nur schwer auszumachen ist.

Seine Spielweise erinnert etwas an den jungen Franck Ribery. Die zweite Parallele zwischen den Beiden ist, dass sich auch der Franzose derzeit in bestechender Form befindet und in den kommenden Tagen seine Unterschrift unter seinen neuen Vertrag bei den Münchnern setzten dürfte.

Mit Gnabry bekommt Ribery auf seiner linken Außenbahn neben Kingsley Coman ab Sommer nun einen weiteren Konkurrenten. Jegliche Spekulationen über eine mögliche Verlängerung der Leihe wurde bereits von offizieller Seite ausgemerzt.

Gnabry betritt die nächstgrößere Stufe. Gab es nach der Verkündung seines Wechsels von Werder Bremen zum FC Bayern noch Zweifel, ob Gnabry schon bereit sei für diese Aufgabe, bekommt der künftige Bayern-Trainer Niko Kovac eine echte Verstärkung für den Kader.

Fährt Serge "Rakete 2.0" Gnabry doch noch zur WM?

Ribery wird zwangsläufig öfter auf der Bank Platz nehmen müssen als ihm lieb ist. Die Süddeutsche Zeitung schrieb vor einem Jahr, Gnabry sei eine Rakete, aber keine Granate. Nimmt seine Entwicklung beim FC Bayern weiter einen solch erfreulichen Verlauf, kann er das aber schnell werden. Das erste Update ist gemacht.

Möglicherweise spielt sich die Rakete 2.0 sogar noch in den WM-Kader. Nach den letzten Tests gegen Brasilien und Spanien, bei denen Gnabry nicht zum Aufgebot von Joachim Löw gehörte, schienen alle Hoffnungen auf ein WM-Ticket verflogen. Seine aktuelle Rio-Form spülte Gnabry jedoch wieder in den erweiterten Kandidatenkreis.

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