Ein "Wachhund" als Holding Six: Wie Konrad Laimer dem FC Bayern neues Wir-Gefühl verleiht

Von Daniel Buse
Konrad Laimer, FC Bayern München
© getty

Warum läuft es beim FC Bayern nach unruhigen Zeiten in den letzten Wochen wieder besser? Die Antwort ist für Thomas Müller ganz klar: Konrad Laimer. Der Österreicher profitiert von der Rochade mit Joshua Kimmich - und die ganze Mannschaft von seinem Aufschwung.

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Thomas Müller ist wie eh und je ein bei den Medien gefragter und beliebter Gesprächspartner. Der Offensivspieler muss ran, wenn es die kleinen und großen Fragen rund um den FC Bayern München zu beantworten gilt - und er enttäuscht eigentlich nie, sondern bietet meist beste Unterhaltung.

Eine der Fragen, die ihm in letzter Zeit häufiger gestellt wurde, ist die, warum es im Saison-Endspurt beim FCB auf einmal wieder viel besser als noch zu der Zeit läuft, als unter anderem der Titel in der Bundesliga verspielt wurde. Müller hat sich dafür einen Begriff zurechtgelegt, den er mantramäßig wiederholt - ganz egal, ob auf Deutsch oder Englisch: "Dieses Konni-Laimer-Gefühl."

Konrad Laimer, FC Bayern München, Real Madrid
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Konrad Laimer gegen Real Madrid "herausragend"

Für alle die, die nicht wissen, was dieses Konni-Laimer-Gefühl ist, schiebt Müller auch noch Erklärungen nach: "Wenn er sich irgendwo reinbeißt", "alles erzwingen zu wollen oder zu können" oder "wenn er wie ein Hund hinterherjagt" - und damit beschreibt er die Spielweise des Österreichers treffend.

Denn seitdem Konrad Laimer im defensiven Mittelfeld neben Leon Goretzka regelmäßig ran darf und Joshua Kimmich dafür nach rechts hinten ausweichen musste, liefert er hervorragende "Wachhund"-Auftritte vor der Viererkette ab. So wie am Dienstag im Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid, als er beim 2:2 Bayerns Bester war.

"Herausragend", fand ihn auch Kimmich, der seinem verlorenen Platz im defensiven Mittelfeld allem Anschein nach doch nicht so stark hinterhertrauert, wie es einige nach seiner Versetzung vermutet hatten. Er freute sich jedenfalls sehr für Laimer: "Ein überragendes Spiel, nicht nur gegen den Ball, sondern auch mit dem Ball sehr, sehr gute Entscheidungen getroffen", befand er und bilanzierte: "Er hat schon einige gute Spiele gemacht, aber das war mit Abstand das beste, fand ich."

Konrad Laimer, Real Madrid
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Positionswechsel mit Kimmich hilft Bayern enorm weiter

Laufstark, zweikampfstark - einfach rundum stark präsentierte sich Laimer, dessen ablösefreier Wechsel im vergangenen Sommer nicht annähernd so viele Schlagzeilen produzierte hatte wie die teuren Verpflichtungen von Harry Kane oder Min-Jae Kim. "Es geht immer um den Preis der Spieler, nie um die Qualität", hatte Bayerns Ex-Präsident Uli Hoeneß bereits im Dezember bemängelt, als es im Interview bei Servus TV um Laimer ging.

Der 26-Jährige kostete nichts - und lieferte gegen Real im Gegensatz zum 50-Millionen-Mann Kim das, was man sich von ihm beim FCB erhofft hatte.

Dabei lief es für den ehemaligen Leipziger zu Saisonbeginn noch nicht rund. Einige Kurzeinsätze, dann der Wechsel auf die für ihn ungewohnte Rechtsverteidiger-Position - so hatte sich Laimer seinen Einstand in München mit Sicherheit nicht vorgestellt.

Er machte seine Sache ordentlich, aber erst als er mit Joshua Kimmich die Plätze wechselte und wieder auf die Sechs neben Leon Goretzka ging, merkte Bayern-Coach Thomas Tuchel, welchen Mehrwert dieser Tausch bietet. Einerseits haben die Münchner jetzt wieder mit Kimmich rechts hinten einen Spieler von Format - und andererseits mit Laimer in der Zentrale jemanden, der sich mit dem Box-to-Box-Spieler Goretzka hervorragend ergänzt.

Konrad Laimer, FC Bayern München, Real Madrid
© getty

Konrad Laimer als starke Ergänzung zu Leon Goretzka

Die Arbeitsaufteilung im Mittelfeld ist dabei klar: Goretzka ist der Spieler, der auch für Torgefahr sorgen darf (13 Scorerpunkte in Liga und Champions League; 4 für Laimer), während der Österreicher im Vergleich vielmehr auf das Zerstören, das Zulaufen und das Verwickeln des Gegners in einen Zweikampf zuständig ist - bevor es gefährlich wird.

Bei den Tacklings (2,95 zu 1,60 pro 90 Minuten) liegt Laimer klar vorne, bei den Ballberührungen im eigenen Strafraum ist es Goretzka (3,32 zu 1,53), der wegen seiner Kopfballstärke dort viel öfter zur Stelle ist.

Die Statistiken geben aber nicht einmal ansatzweise das wieder, was Thomas Müller als "Konni-Laimer-Gefühl" bezeichnet: Seine Bereitschaft, die Entschlossenheit - oder wie es Uli Hoeneß ausdrückte: "Du brauchst einen, der sich den Arsch aufreißt."

Genau das tut Laimer, der sich reinbeißt, dem Gegner hinterherjagt und dabei das vermittelt, was sich das gesamte Münchner Team nach dem Willen von Thomas Müller wohl von ihm abschauen soll. Damit aus dem "Konni-Laimer-Gefühl" bald ein "Bayern-Gefühl" wird.

Konrad Laimer: Karrierestatistik

TeamSpieleToreAssistsaktiv
FC Bayern München4014seit 2023
RB Leipzig19015192017 - 2023
Red Bull Salzburg77862015 - 2017
FC Liefering19042014
A-Nationalmannschaft Österreich3448seit 2019