Fußball-Kolumne: Dembele zu Bayern? Drei entscheidende Gründe sprechen dagegen

Der FC Bayern soll sich mit einer Verpflichtung von Ousmane Dembele beschäftigen. Nicht zum ersten Mal.
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Der FC Bayern soll sich mit einer Verpflichtung von Ousmane Dembele beschäftigen. Nicht zum ersten Mal. Drei entscheidende Gründe sprechen jedoch gegen einen Transfer des im Sommer ablösefreien Ex-Dortmunders. Zumal wesentliche Entscheidungsträger nicht überzeugt sind. Die Fußball-Kolumne.

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Wenn man so häufig wie Borussia Dortmund vom FC Bayern geschlagen wird - in den vergangenen fünf Spielzeiten seit 2017/18 gab es 14 Niederlagen in 16 Pflichtspielen - dann ist jedes Erfolgserlebnis Grund zum Feiern.

Eine ganz besondere Erinnerung ist daher für die BVB-Fans das DFB-Pokal-Halbfinale im April 2017, als die Schwarz-Gelben lange Zeit wie der sichere Verlierer aussahen. Die Bayern dominierten die Begegnung in der heimischen Allianz Arena - bis ein damals 20-Jähriger seinen großen Auftritt hatte: Ousmane Dembele.

Erst bereitete der Flügelflitzer glänzend das 2:2 von Pierre-Emeric Aubameyang vor (69.), dann erzielte er nur fünf Minuten später mit einem herrlichen Schlenzer unter die Latte den Siegtreffer - den die ARD-Zuschauer kurz danach zum Tor des Monats wählten. "Dembeles Werkzeugkasten ist so unfassbar voll", schwärmte Mehmet Scholl in seiner Funktion als Experte seinerzeit über den Matchwinner. Wenige Wochen später beim Finalsieg über Frankfurt steuerte Dembele ebenfalls ein Tor bei.

FC Bayern: Ousmane Dembele würde ins Beuteschema passen

Es hätte in die Logik der Bayern-Transfergeschichte gepasst, wenn der Rekordmeister daraufhin Dembele verpflichtet hätte - so wie schon viele andere Profis, die dem FCB wehgetan hatten wie zuvor etwa Giovane Elber, Roy Makaay, Michael Ballack, Mario Gomez, Robert Lewandowski und noch viele andere.

Auch Dembele stand bei Bayern auf dem Zettel, allerdings schon vor seinem Wechsel nach Dortmund im Sommer 2016. In der Saison zuvor wollten der damalige technische Direktor Michael Reschke und Marco Neppe, damals Scout, heute ebenfalls technischer Direktor, den Angreífer von Stade Rennes unbedingt nach München holen. "Wir waren auf einem recht guten Weg", erzählte Reschke der Bild. Doch ein Transfer der "Granate" (Reschke) scheiterte letztlich an einem entscheidenden Problem: "Der Junge wollte einfach nach Barcelona. Und ihm war klar, dass der Weg zu Barca bei einem Wechsel nach München zugemauert gewesen wäre."

Stattdessen ging Dembele zum BVB, von wo aus der Weg nach einem herausragenden ersten Jahr (32 Torbeteiligungen in 50 Pflichtspielen) zum Traumziel Barcelona führte. Allerdings geriet der Abschied aus Dortmund äußerst unschön, der Jungstar streikte mehr als zwei Wochen, ehe die Borussen-Führung nachgab und sich den Verlust des Hoffnungsträgers mit der bis heute gültigen Bundesliga-Rekordablöse von 147 Millionen Euro (inklusive Nachzahlungen) entschädigen ließen.

Dembele: Über 40 Prozent seiner Barca-Zeit ausgefallen

Bei Barca dagegen wird Dembele wohl seinen bis Sommer laufenden, laut Football Leaks einschließlich Boni mit bis zu 20 Millionen Euro pro Jahr dotierten Vertrag erfüllen - glücklich geworden ist er bei den Katalanen aber nicht, was manche BVB-Fans als eine Form von überirdischer Gerechtigkeit empfunden haben dürften. 695 Tage fiel er seitdem aus, meist wegen hartnäckiger Muskel- und Oberschenkelbeschwerden, das sind mehr als 40 Prozent seiner Vertragslaufzeit.

Und wenn er spielte, konnte Dembele selten überzeugen, er war bei den Meisterschaften mit Barca und dem WM-Triumph 2018 mit Frankreich meist zweite Wahl. Erst der neue Coach setzt voll auf den Außenstürmer. "Dembele kann auf seiner Position der beste Spieler der Welt sein", erklärte Xavi schon kurz nach Dienstbeginn im November. "Seine Vertragsverlängerung hat Priorität. Für ihn wäre es das Beste, wenn er hierbleibt."

Dembele: Berater verlangen angeblich 40 Mio. Euro pro Jahr

Mit einer Vertragsverlängerung würde Dembele Barcelona sogar beim bilanziellen Schuldenabbau helfen - Barca könnte die Abschreibungen der Ablösesumme an den BVB auf die folgenden Vertragsjahre verteilen. Dadurch würde Barca die Verbindlichkeiten reduzieren und hätte wegen der Bestimmungen des Financial Fairplays größeren Spielraum. Derzeit kann Barcelona trotz der Leihe von Coutinho zu Aston Villa etwa Neuzugang Ferran Torres von Manchester City nicht registrieren.

Sollte Dembele seinen Vertrag jetzt nicht verlängern, müsste er eigentlich im Winter abgegeben werden - ein weiterer Grund dafür, dass er nicht zum FC Bayern wechseln wird. Doch aktuell sieht es nicht nach einer Verlängerung aus. Trotz seines in den vergangenen Jahren kontinuierlich gefallenen Marktwertes erwarten Dembele und sein umstrittener Berater Moussa Sissoko offenbar noch mal eine deutliche Gehaltserhöhung, die Rede ist von rund 40 Millionen Euro jährlich. Dementsprechend liegen die Gespräche mit Barca, das aufgrund der horrenden Schuldenlast zudem nur ein reduziertes Angebot vorgelegt hat, derweil auf Eis - Wiederaufnahme fraglich.

Stattdessen sondiert Sissoko nun den Markt und soll mit Topteams wie Manchester United, Chelsea, Juventus Turin, PSG in Kontakt sein - und auch dem FC Bayern. "Ousmane Dembele, die erste Wahl von Bayern München", titelte die renommierte französische Sportzeitung L'Equipe am Donnerstag, nachdem die Bild schon im Dezember von einem gesteigerten Interesse der Münchner berichtet hatte.

Könnte Ousmane Dembele vom FC Barcelona zum FC Bayern München wechseln?
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Könnte Ousmane Dembele vom FC Barcelona zum FC Bayern München wechseln?

Ousmane Dembele: Angeblich drei Fürsprecher beim FC Bayern

Demnach halten sowohl Marco Neppe, der den Spieler ja schon zum FCB 2016 holen wollte, als auch sein Chefscout, der Franzose Laurent Busser, und Sportvorstand Hasan Salihamidzic Dembele für eine Top-Alternative, falls Kingsley Coman nicht bleiben sollte. Dieser tendiert nach Informationen von SPOX und GOAL aktuell weiter dazu, seinen 2023 auslaufenden Vertrag nur zu Konditionen verlängern zu wollen, die Bayern nicht bieten möchte. Sollte es dabei bleiben, soll er in diesem Fall im Sommer verkauft werden, um noch eine Ablöse zu kassieren.

Angeblich verweist die Pro-Dembele-Fraktion bei Bayern auf dessen nach wie vor vorhandene fußballerischen Qualitäten und sein mit gerade mal 24 Jahren noch größeres Potenzial, die erwartete rasche Integration durch die anderen Franzosen im Bayern-Kader und seine Ablösefreiheit nach dieser Saison. Eine spannende Vorstellung wäre Dembele im roten Trikot sicherlich. "Als er in Dortmund war habe ich es geliebt, Ousmane Dembele zuzuschauen. Er war einer meiner Lieblingsspieler", schwärmte der damalige Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge etwa im Juli 2020.

Allerdings hat sich die Meinung des seit Sommer ehemaligen Vorstandsvorsitzenden seitdem deutlich geändert, wie er kürzlich der Bild erklärte. "Ich war ein großer Fan von Dembele, als er bei Dortmund gespielt hat - da war er überragend und ein toller Spieler. Wenn ich das mit heute vergleiche, ist mir vieles verlorenen gegangen", sagte Rummenigge. Zudem sei der französische Nationalspieler zu teuer, weil er und sein Berater sich die Ablösefreiheit mit Extrazahlungen teuer vergüten lassen würden.

Ousmane Dembele zu Bayern? "Die Widerstände wären zu groß"

Zwar hat Rummenigge bei den Bayern nichts mehr zu sagen, doch wenn man im Klub nachhört, bekommt man ein ähnliches Stimmungsbild. "Die Widerstände gegen eine Verpflichtung wären zu groß", sagt ein Insider und nennt die drei Hauptgründe: zu verhaltensauffällig, zu verletzungsanfällig und obendrein zu teuer.

Auch der Rekordmeister muss angesichts der Corona-Verluste und einer nur mäßig erfolgreichen Transferpolitik in der jüngeren Vergangenheit sparen, weshalb bei Transfers mittlerweile neben Salihamidzic der kürzlich zum Vice President Sports Business and Competitions aufgestiegene Michael Gerlinger ein ganz entscheidendes Wort aus finanzieller Perspektive mitredet. Darüber hinaus soll Trainer Julian Nagelsmann in der Abwägung zwischen Stärken und Schwächen, auch abseits des Platzes, nicht vollends von Dembele überzeugt sein.

FC Bayern: Auch Uli Hoeneß soll nicht verärgert werden

Zudem will die FCB-Führung wohl auch Klubpatriarch Uli Hoeneß nicht verärgern, der dem Vernehmen nach ohnehin nicht besonders glücklich über das derzeitige Auftreten seiner Nachfolger an der Spitze sein soll. Zwar könnte der am Mittwoch 70 Jahre alt gewordenen Hoeneß als einfaches Aufsichtsratsmitglied formell einen Transfer von Dembele nicht verhindern, weil der Vorstand ablösefreie Spieler ohne Zustimmung des Kontrollgremiums verpflichten kann.

Es ist aber höchst unwahrscheinlich, dass Oliver Kahn und Co. die Meinung des langjährigen Präsidenten gerade in dieser Personalie ignorieren würden. Und was er von Dembeles Charakter hält, hatte Hoeneß schon während dessen Streiks in Dortmund deutlich gemacht. "Für jeden Tag, an dem er nicht zu Training kommt, würde er von mir eine Geldstrafe von 100.000 Euro bekommen", sagte er damals.

Ousmane Dembeles Statistiken beim FC Barcelona

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