Kommentar: So ist die Saison des FC Bayern München vorzeitig vorbei

Von Ole Labes
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Die 0:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund offenbarte die ganz großen Schwächen des FC Bayern München. Keine Energie, das Prestige-Duell und die Meisterschaft weggeworfen und in der Champions League scheint der deutsche Rekordmeister schon jetzt chancenlos. Die Saison des FCB ist vorzeitig vorbei, daraus muss die Führung lernen. Ein Kommentar.

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Es war ein zahnloser, energieloser, uninspirierter und fast ein wenig charakterloser Auftritt eines Klubs, der in den vergangenen elf Jahren elf Mal Deutscher Meister wurde. Na klar, der Kampf um die Schale war schon vor dem Spiel fast entschieden. Doch an diesem Samstagabend ging es immer noch um den so genannten Klassiker, das größte Spiel der Bundesliga der vergangenen Jahre, ein Prestigeduell.

In weniger als anderthalb Wochen reist der FC Bayern in der Champions League nach London zum FC Arsenal. Genug Gründe, dieses Spiel gegen Borussia Dortmund weiterhin mit höchstem Fokus anzugehen und ein Ausrufezeichen zu setzen. Nach der verdienten Niederlage bleiben allerdings vor allem Fragezeichen.

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FC Bayern München: Die großen Namen gehen nicht voran

Was dem FC Bayern in diesem weiteren Tiefpunkt der Saison vor allem fehlte: ein Aufbäumen. Vom ganzen Team, aber vor allem von einem der gut bezahlten Stars. Ganze zwei Torschüsse setzte der FCB auf das Tor von BVB-Keeper Alexander Meyer ab. Die gestandenen Spieler Joshua Kimmich und Thomas Müller verloren jeweils ganze 14 (!) mal den Ball.

Keiner der hoch dekorierten Spieler auf Seiten der Rot-Weißen ging voran, man hatte zu keiner Sekunde wirklich das Gefühl, dass der aktuelle Tabellenzweite das Spiel noch einmal umdrehen könnte. Selbst der in dieser Saison beinahe unfehlbare Harry Kane blieb ohne Tor und großartige Akzente und das obwohl der Engländer die Möglichkeiten dazu hatte.

Wie so oft in dieser Spielzeit konnte der FC Bayern sein gutes Momentum nicht über mehrere Partien halten, es fehlte an Energie. Erklärbar ist das in dieser Spielzeit eigentlich kaum, das fiel auch den FCB-Stars schwer: "Jeder muss sich hinterfragen, das ist eine Einstellungssache. Das hat heute gefehlt", sagte Ersatz-Keeper Sven Ulreich, Kimmich wurde noch deutlicher: "Jeder sollte sich hinterfragen, ob das heute alles war. Ich bin der Meinung, dass es das nicht war, dass wir so nicht auftreten können. (...) Jeder sollte Spiele gewinnen wollen."

In einem Spiel gegen Borussia Dortmund sollte eine Mannschaft wie der FC Bayern gewillt sein zu gewinnen. Noch schlimmer ist dabei allerdings das Eingeständnis von Müller: "Um uns emotional eine kleine Ausrede zu geben: Es ist schon ein kleiner Dämpfer, dass Leverkusen es gegen Hoffenheim schon wieder schafft, wenn du eh schon zehn Punkte hinten bist und ein mathematisches Wunder brauchst." Das ist nicht Bayern-Like. In solchen Spielen muss man immer brennen, das ist desillusionierend, es fehlt an allem.

Bundesliga: Die Tabellenspitze nach den Samstagspartien des 27. Spieltags

PlatzTeamSpieleSUNToreDifferenzPunkte
1Bayer Leverkusen27234068:194973
2Bayern München27193578:334560
3VfB Stuttgart26182660:312956
4Borussia Dortmund27158455:322353
5RB Leipzig27155760:322850
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FC Bayern München: Ein Gewinn der Champions League ist schon jetzt fast unmöglich

Der Bundesliga-Titel ist jetzt futsch, Cheftrainer Thomas Tuchel schickte bei Sky schon einen "Glückwunsch an Leverkusen!" Damit spielt der FC Bayern in dieser Saison nur noch um einen Titel, die Königsklasse. Dort trifft der deutsche Rekordmeister auf Arsenal, das in diesem Kalenderjahr vor dem Spitzenspiel gegen Manchester City jedes Spiel in der Premier League gewann.

Wer gegen dieses Borussia Dortmund verliert, wer es nicht schafft, in einem Topspiel an einem Samstagabend alles möglich zu machen, um die letzte Chance auf die Meisterschale zu wahren – der geht im Champions-League-Viertelfinale im Duell gegen die Gunners als Underdog in die Runde. In der Rückrunden-Tabelle steht Bayern übrigens nicht nur hinter den restlichen Top-5-Teams, sondern auch hinter dem FC Augsburg - sogar in Bayern reicht es momentan nur zur zweitstärksten Kraft.

Selbst wenn der FC Bayern das Viertelfinale fast überraschenderweise übersteht, ginge es im Halbfinale gegen den Gewinner aus dem Viertelfinal-Duell zwischen Real Madrid und Manchester City. Entweder würde der FCB also auf die Königlichen treffen, die es (im Gegensatz zu den Bayern) seit Jahren schaffen, in Europas wichtigstem Klub-Wettbewerb immer wieder Höchstleistungen abzuliefern.

Oder es ginge gegen Manchester City, das absolute Überteam Europas und der amtierende Titelträger der Champions League. So, wie sich der FC Bayern in dieser Saison präsentiert, ist der Weg ins Finale eigentlich unmöglich. Die Meisterschaft ist futsch, der DFB-Pokal seit der blamablen Pleite gegen Drittligist Saarbrücken ebenfalls - die Saison des FCB ist vorzeitig vorbei.

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FC Bayern München: Die Führung des FCB muss aus seinen Fehlern lernen

Eine Sache ist klar: Die Führung des FC Bayern muss aus ihren Fehlern lernen. Thomas Tuchel bekam in dieser Saison nicht seine Wunschspieler, das Team war nicht auf seine Vorstellungen abgestimmt. Umso wichtiger ist es, dass Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund wohl noch im April die Tuchel-Nachfolge klar machen wollen.

Das gilt auch über die Ostertage, wie Eberl scherzhaft im ZDF Sportstudio verriet: "Ich habe tatsächlich Freunden von mir geschrieben: 'Ihr sucht am Sonntag Eier, ich suche den Trainer.' Die Arbeit geht weiter."

Vor allem Bundestrainer Julian Nagelsmann und Brighton-Coach Roberto de Zerbi sollen hoch im Kurs stehen, wichtig ist jedoch vor allem: Den neuen Trainer frühzeitig klar zu machen und den bevorstehenden Umbruch im Sommer zusammen zu gestalten. Die Führung des FCB muss die Zeit nutzen, den Kader nach den Vorstellungen des neuen Trainers zusammenzustellen.

Angesichts der immer wieder auftretenden Motivations- und Energie-Probleme braucht der neue Trainer auch Sozialkompetenz, um diesem Team wieder Selbstvertrauen und Selbstverständnis einzuimpfen. Geschieht das nicht, ist nicht nur diese Saison des FC Bayern futsch, sondern die kommende schon jetzt in Gefahr.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
6. April, 15.30 UhrBundesliga1. FC Heidenheim (A)
9. April, 21 UhrChampions LeagueFC Arsenal (A)
13. April, 15.30 UhrBundesliga1. FC Köln (H)
17. April, 21 UhrChampions LeagueFC Arsenal (H)
20. April, 18.30 UhrBundesliga1. FC Union Berlin (A)

 

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