BVB- Fünf Erkenntnisse zum Dortmunder Arbeitssieg in Freiburg: 18-Jähriger küsst Offensive wach

Von Justin Kraft
Siegreich, aber noch ohne Treffer: Modeste bei seinem BVB-Debüt.
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BVB: Viele Ballverluste im Zentrum

Wer im defensiven Zentrum Hummels, Schlotterbeck, Dahoud und Bellingham aufstellen kann, der sollte im Spielaufbau eigentlich keine Probleme haben. Doch genau die hatte der BVB. Sicher nicht über die volle Distanz, aber immer wieder ausreichend, um Freiburg gefährliche Umschaltmomente zu ermöglichen.

Bellingham (81 % Passquote) und Dahoud (78 % Passquote) wirkten mitunter überfordert mit dem Druck, den der SC durch das aggressive Herausschieben entfachte. Genau in diesen Augenblicken bildeten sich aber die von Terzic beschriebenen Zwischenräume - und Dortmund war zu selten in der Lage, sie zu bespielen. Dahoud verlor 18-mal den Ballbesitz, Bellingham 16-mal.

Das lag nicht allein an ihnen. Schon vor der Partie analysierte Terzic, dass sich das Team in Ballbesitzphasen noch verbessern müsse. Neben der Problematik, dass sich die Offensivspieler zu wenig zeigten, positionierten sich auch die restlichen Spieler oft nicht aktiv genug um den ballführenden Spieler herum. Das machte es Freiburg einfacher, Bälle im Zentrum zu erobern.

Auch wenn Terzic wegen des Pokalsiegs den meisten BVB-Fans positiv in Erinnerung blieb, so war der teils zu unstrukturierte Ballvortrag schon damals ein Problem, das ihn einige Siege gekostet hat. Diesmal hat er einen deutlich besseren Kader zur Verfügung, mit dem er das Thema aktiver angehen kann.

Dortmund: Ein 18-Jähriger küsst den BVB wach

Die Einwechslung von Marius Wolf hatte bereits einiges bewirkt. Der Außenspieler kam in der Halbzeit für den schwachen Meunier und stabilisierte den Flügel zumindest phasenweise. Freiburgs Gefahr über die Außenbahnen wurde dadurch keinesfalls gebannt, aber Wolf schaffte es durch gute Offensivaktionen, den SC defensiv mehr zu beschäftigen.

Richtig wachgeküsst wurde der BVB aber von Jamie Bynoe-Gittens. Der 18-Jährige kam nach 64 Minuten für Hazard und schaffte es in der Restzeit bereits auf mehr als doppelt so viele Ballaktionen wie der Belgier (15). "Jamie ist halt jemand, der immer dazwischenkommen kann, mit seinem ersten Ballkontakt aufdrehen kann", sagte Terzic in Bezug auf die zu oft unbespielten Zwischenräume: "Er hat Fähigkeiten, Spiele zu entscheiden. Er ist ein Gamechanger."

Genau das war der Engländer. Er brachte mit seinem Abschluss das auf den Platz, was dem BVB zuvor fehlte: Auch mal etwas Unorthodoxes zu probieren oder etwas zu tun, womit der Gegner nicht rechnet. Zumindest Flekken war anscheinend überrascht. Auch das Dribbling von Bynoe-Gittens vor dem 2:1 war eine Aktion, die Malen, Hazard und Reus zumindest an diesem Abend nicht zeigen konnten.

BVB: Dreckiger Sieg für den Kopf

Es war insgesamt ein ausgeglichenes Spiel. Freiburg hatte 16 Abschlüsse, Dortmund 13. Stats Perform errechnet aus der Qualität der Chancen 0,99 zu 1,09 erwartbare Tore. Demnach wäre ein 1:1 wohl das Ergebnis gewesen, das den Spielverlauf am besten dargestellt hätte. Für einen Klub wie Borussia Dortmund ist das zu wenig.

Trotzdem gibt es keinen Grund, die beschriebenen Probleme und die Leistung insgesamt zu dramatisieren. Schon deshalb, weil der BVB dieses Spiel eben mit 3:1 gewonnen hat und das die Zahlen sind, die die größte Bedeutung haben. Oft genug haben sie in den vergangenen Jahren solche Partien nicht für sich entscheiden können. Oft genug wurde dann über die Mentalität des gesamten Klubs gesprochen. Zumindest am Freitagabend in Freiburg hat Dortmund bewiesen, dass es auch dreckige Siege einfahren kann.

Und das ist gut für den Kopf. Dass es mit einem neuen Trainer, dem Kaderumbruch sowie einigen Ausfällen noch Schwierigkeiten geben würde, war absehbar. Aber Dortmund ist optimal in die Saison gestartet. Zur Wahrheit gehört genauso, dass es auch in den letzten Jahren immer wieder Momente gab, in denen der Knoten zu platzen schien.

Ein Sieg in Freiburg wird nicht reichen, um die Zweifel an der Stabilität des Teams aus der Welt zu schaffen. Zumal die Leistung eben doch zu viel Angriffsfläche bot. Ein Sieg in Freiburg muss der Konkurrenz aber erstmal gelingen. Denn der SC zählt mittlerweile zu den besten Teams in Deutschland. Insofern ist Terzics Gelassenheit nachvollziehbar. Intern wartet dennoch einiges an Arbeit auf ihn.

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