Finanzinvestor mit ungewöhnlichem Hobby: Auch wegen David Blitzer wechselt Ricardo Pepi zum FC Augsburg

Bundesliga
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In seinem Hauptberuf beim US-Investmentriesen Blackstone verwaltet David Blitzer 34 Milliarden Dollar. Mit seinem Privatvermögen finanziert der 52-Jährige ein ungewöhnliches Hobby: Blitzer sammelt Minderheitsbeteiligungen an traditionsreichen, aber eher durchschnittlich erfolgreichen Sportklubs. Nun half er dem FC Augsburg, den teuersten Transfer der Klubgeschichte einzufädeln.

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Blitzer hält Anteile am NBA-Klub Philadelphia 76ers, dem NHL-Klub New Jersey Devils, dem zweitklassigen Baseballteam Scranton/Wilkes-Barre RailRiders, dem englischen Premier-League-Klub Crystal Palace, dem belgischen Erstliga-Absteiger Waasland-Beveren und dem eSports-Team Dignitas.

Kurz vor Weihnachten wurde Blitzer, dessen Vermögen von Forbes auf 1,3 Milliarden Dollar geschätzt wird, in den USA mit einer baldigen Übernahme von 35 Prozent der Anteile des Baseballklubs Cleveland Guardians aus der MLB in Verbindung gebracht. Laut Sportico ist Blitzer auch Teil eines Investorenkonsortiums, das kurz vor einer Übernahme von MLS-Klub Real Salt Lake stehen soll.

In Deutschland gehören Blitzer über sein Unternehmen Bolt Football Holding seit Anfang des vergangenen Jahres 45 Prozent der Anteile der Hofmann Investoren GmbH, welche über ihren Geschäftsführer und gleichzeitigen Vereinspräsidenten und Vorstandsvorsitzenden Klaus Hofmann die ausgegliederte Profifußballabteilung des FC Augsburg kontrolliert und besitzt. "Ich liebe Fußball und die Bundesliga ist einmalig", begründete Investor Blitzer im Manager Magazin den Erwerb von 45 Prozent der Anteile für den Nennwert von 5,5 Millionen Euro.

Außerhalb Augsburgs dürfte Blitzers Beteiligung am Bundesligisten bis zum völlig überraschenden Wechsel des erst 18 Jahre alten US-Nationalspielers Ricardo Pepi zum Bundesliga-15. eher unbekannt gewesen sein.

Blitzers Einstieg sorgte für Ärger bei Augsburgs Fans

Und selbst Fans des FC Augsburgs erfuhren erst zwei Monate nach Blitzers Übernahme der Anteile von der Existenz des neuen Investors. Nach einem Zufallsfund im Handelsregister durch Mitglieder der Ultragruppierung Legio Augusta und einem mittleren Aufruhr der Mitglieder wegen der intransparenten Kommunikation bestätigte FCA-Präsident und Klub-Geschäftsführer Klaus Hofmann die Anteilsübernahme des US-Amerikaners per Offenem Brief auf der Klub-Website.

Durch das Ausscheiden von zwei bisherigen Gesellschaftern aus der Hofmann Investoren GmbH sei es möglich gewesen, "jemanden dazu zu nehmen, den ich seit 20 Jahren kenne und sehr schätze. David Blitzer hat große Erfahrungen im Sport als Minderheitsgesellschafter und eine enorme Sportbegeisterung. Wir haben geschäftlich schon lange miteinander zu tun. Aber beim FCA beteiligt er sich aus seinem Privatvermögen, wie auch bei seinen anderen Sportaktivitäten. Ihn dabei zu haben, auch vor dem Hintergrund der Internationalisierung, ist viel wert ", schrieb Hofmann und versicherte: "Alles andere bleibt, wie es ist. Ich bleibe der alleinvertretungsberechtigte und einzige Geschäftsführer der Hofmann Investoren GmbH und es gibt nach wie vor die 50+1-Regel, die wir einhalten."

Das tut der FC Augsburg auf dem Papier tatsächlich. Zwar gehören Hofmann und seinen Co-Investoren um Blitzer fast 100 Prozent der ausgegliederten Profi-Fußballabteilung. Die Geschäftsführer des Klubs um Stefan Reuter werden jedoch vom Vereinspräsidenten eingesetzt - der vom Vereinsaufsichtsrat bestimmt, der wiederum von den Mitgliedern gewählt wird. Dass Hofmann dabei gleichzeitig als Präsident, Anteilseigner und Geschäftsführer des Klub-Geldgebers fungiert, mag trickreich klingen, ist rechtlich aber ok. Vor allem hat das den früheren Tennis-Bundesligaspieler und 50+1-Befürworter Hofmann nie daran gehindert, als lautstarker Kritiker des "Konstrukts RB Leipzig" und der Sondergenehmigungen für die Werksklubs Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg und TSG Hoffenheim aufzutreten.

Insofern könnte Hofmann vor wenigen Tagen die Meldung von transfermarkt.de, dass Pepi bereits mit dem VfL Wolfsburg einig sei, durchaus ein Schmunzler wert gewesen sein. Wusste er es doch besser.

David Blitzer bei seiner Vorstellung als Anteilseigner der New Jersey Devils.
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David Blitzer bei seiner Vorstellung als Anteilseigner der New Jersey Devils.

Ricardo Pepi: Leistungsdaten in der MLS

JahrSpieleToreAssists
202131133
20201931
20197--

FC Augsburg statt FC Bayern München: Aussicht auf einen Stammplatz

Pepi wechselt von Bayern Münchens Partnerverein FC Dallas in die Fuggerstadt und soll auch bei Real Madrid, Ajax Amsterdam und eben den Bayern gehandelt worden sein. Dass er nun aber mit einer Ablöse von dem Vernehmen nach zwischen 13 bis 18 Millionen Euro zu Augsburgs Rekordspieler wird, dürfte sportlich auch an der Aussicht eines Stammplatzes in Augsburg liegen; zu einem Topklub kann Pepi, dem in sieben Länderspielen drei Tore gelangen, auch in ein paar Jahren noch wechseln. Ein wenig könnte den Augsburgern auch geholfen haben, dass US-Nationaltrainer Gregg Berhalter FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter aus gemeinsamen Zeiten bei 1860 München kennt - der damalige Löwen-Sportdirektor Reuter holte den damaligen Verteidiger 2006 aus Cottbus nach München.

Noch mehr dürfte der FCA aber von den Kontakten, dem Bekanntheitsgrad Blitzers in den USA und dessen Vermarktungsexpertise profitiert haben. In der Vermarktung sieht Blitzer, der nicht dafür bekannt ist, seine Beteiligungen an Sportunternehmen nach wenigen Jahren schon wieder zu verkaufen, auch die größte Möglichkeit, um im Sport Geld zu verdienen. Dazu passt, dass sich Blitzer nach seinem Einstieg in Augsburg Verstärkung von der DFL ins Team holte: Im Juni wechselte Marketing-Experte Johannes Ruppert, der beim Ligaverband für die globale Vermarktung der Bundesliga zuständig war, in Blitzers Holding.

Ob Blitzer, der für die FCA-Anteile vergangenes Jahr den Nennwert von 5,5 Millionen Euro bezahlt hat und über keinen Platz im Klub-Aufsichtsrat verfügt, direkt oder indirekt auch an der Finanzierung Pepis beteiligt war, ist nicht bekannt. Laut Bild baute der seriös wirtschaftende Klub in den vergangenen zehn Jahren 55 Millionen Euro an Eigenkapital auf.